Kapitel 17 - Besorgungen

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Axton

Ich musste leicht schmunzeln bei ihren Worten. Als wäre ich derjenige, auf den man warten musste. Als hätte ich nicht darum gebeten, sie zu begleiten. Als würde sie auf mich warten müssen. Ich schüttelte den Kopf und ging wieder die Treppen nach unten, um dort auf sie zu warten.

Was auch immer sie jetzt noch dort oben machen wollte, die Zeit wollte ich ihr geben. Immerhin hatte ich sie mehr oder weniger dazu gezwungen mit mir zukommen. Man könnte es schon fast als Erpressung ansehen aber letztendlich achtet doch eh niemand auf die Details.

Fakt ist, dass sie zugestimmt hat, auch wenn ich daraufhin einen Deal mit ihr eingehen musste, welcher mich weniger freundlich stimmen sollte. Der einzige Lichtblick dieser Woche sollten die nächsten Stunden werden. In der Hoffnung, dass ich selbst diese begrenzte Zeit etwas hinauszögern konnte.

Immerhin ging sie mir sonst aus dem Weg. Zumindestens soweit es ihr hier in meinem Haus möglich war. Ich stand also im Flur, während ich an meinem Handy spielte und darauf wartete, dass sie herunterkam als ich das Öffnen der Tür und anschließende kleine Schritte wahrnehmen konnte, welche die Stufen hinunterliefen.

„Hast du hier ernsthaft gewartet, bis ich herunterkomme?" Sie klang genervt, was mich nicht weiter stören sollte, da ich es bereits von ihr gewohnt war. „Natürlich, was hätte ich sonst machen sollen." Sie grummelte vor sich hin und wechselte ihre Schuhe. „Was weiß ich, im Auto warten?"

Sie zuckte nur mit den Schultern und streifte sich ihre Jacke über, während ich schon zur Tür ging und diese für die offen hielt. „Versuchst du dich jetzt bei mir einzuschleimen?" Sie lief an mir vorbei und steuerte auf das Auto zu, welches vor dem Eingang geparkt war.

„Ich versuche nur höflich zu sein. Ein wahrer Gentleman tut sowas eben." Sie blieb vor der hinteren Autotür stehen und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Zu schade, dass du weder das eine noch das andere bist." Sie zog an dem Griff und wollte einsteigen, doch ich drückte zeitgleich auf verriegeln, sodass sie vor einer verschlossenen Tür stand.

„Tut mir leid, aber die hinteren Türen sind heute verschlossen. Du musst wohl auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, zu schade aber auch." Ich schnalzte mit der Zunge und wartete darauf, dass sie einstieg. Doch sie warf mir nur einen bitterbösen Blick zu und schrie auf. „Ist das dein Ernst?! Wir sind nicht im Kindergarten, wie alt bist du? Fünf!?"

Sie öffnete kurz darauf die Beifahrertür und ließ sich auf den Sitz plumpsen, was mich ebenfalls erleichterter einsteigen ließ. Das war einfacher als gedacht, dachte ich mir. Ich hatte mit einem Riesenaufstand gerechnet, aber dieser blieb glücklicherweise aus.

„Nett, dass du fragst aber fünf trifft es nicht ganz. Fünfundzwanzig schon eher." Ich warf ihr einen zwinkernden Blick zu, ehe ich das Auto startete und von meinem Grundstück fuhr. Doch leider ging sie nicht weiter auf meine Aussage ein und starrte stattdessen aus dem Fenster.

Aber was hatte ich auch erwartet? Dass sie plötzlich Interesse entwickelt? Alles über mich wissen möchte und mich mit Fragen löchert? Sicher nicht. Ich bezweifle generell, dass wir diesen Punkt überhaupt erreichen. Bei ihr musste ich mich bei jedem noch so kleinen Fortschritt freuen und das fing damit an, dass sie mir überhaupt eine Frage stellte.

Ganz zu schweigen davon, freiwillig ein Gespräch zu initiieren. Doch erstaunlicherweise überraschte sie mich heute bereits ein drittes Mal. „Wie lange fahren wir eigentlich?" Das erste Mal war als sie eingewilligt hatte, mit mir in die Stadt zu gehen, das zweite Mal beim Einstiegen und jetzt das noch. Vielleicht machen wir wirklich Fortschritte?

Aber bei meinem Glück sind das lediglich Ausnahmen, welche Morgen schon wieder vergessen sind. „Ungefähr vierzig Minuten, kommt auf den Verkehr an." Sie nickte mir zu und blickte wieder aus dem Fenster, sodass das Auto von einer Stille erfasst wurde, welche beinahe unerträglich war.

Die Bürde einer Werwölfin zu tragenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt