Kapitel 35 - Hingabe und Einsamkeit

3.3K 191 3
                                    

Evelyn

Er durchbohrte mich mit seinem Blick und schien jede noch so kleine Bewegung meinerseits in sich aufzusaugen. „Falsch daran ist, dass wir gar nicht erst so empfinden dürften." Ich seufzte frustriert und strich mir über die Stirn. Doch Axton grinste nur blöd. „Also gibst du es zu?" Ich knurrte ihn leicht wütend an.

„Das interessiert doch gar nicht! Fakt ist, dass du der Alpha bist und dort draußen eine Gefährtin hast, die die Luna sein wird. Und ich bin eine Heilerin, verdammt dazu allein zu sterben!" Er sah mich zwiespältig und irritiert an. „Es ist mir egal, ob ich eine Gefährtin habe oder nicht. Es ist mir auch egal, was oder wer du bist. Ich möchte mit dir zusammen sein und mit niemand anderem."

Ich musste schlucken bei seinen Worten, dennoch kam ich nicht drum herum ihm diese Illusion, welcher er sich anscheinend aufgebaut hatte, zu zerstören. „Wir können aber nicht zusammen sein." Ich blickte zu ihm auf und sah ihn mitleidig an.

Doch er schien überhaupt nicht beeindruckt von meinen Worten, weswegen er mein Gesicht in seine Hände nahm und mich an ihn zog. „Nenn mir einen guten Grund, nur einen, weswegen das nicht geht. Sollte ich ihn nachvollziehen können, verspreche ich dir, dass ich dich in Ruhe lasse."

Ich war dabei meinen Mund zu öffnen und etwas zu sagen, doch mir fiel beim besten Willen nichts ein. „Das geht einfach nicht, es wäre falsch. Du hast eine Gefährtin, die auf dich wartet und ich möchte dem nicht im Wege stehen." Doch er schüttelte nur mit dem Kopf.

„Das sind keine Gründe, sondern nur Ausreden. Also sag mir, spürst du nicht die Funken auf deiner Haut, wenn ich dich berühre?" Er fuhr mir mit einer Hand über den Nacken, in Richtung Schulter und den Arm herunter. Natürlich spürte ich diese Funken, verdammt ich genoss sie sogar, doch das konnte ich ihm nicht sagen.

„Spürst du nicht das Kribbeln in deinem Bauch, wenn ich dir so nahe bin? Die Gänsehaut auf deinem Körper, wenn ich dir etwas in das Ohr flüstere? Wie sich deine Nackenhaare aufstellen, wenn ich deinen Hals küsse." Er tat all dies, um mir zu verdeutlichen, dass ich ihm schon längst verfallen war.

Aber ich war ein Sturkopf verdammt und würde einen Teufel tun, ihm das ins Gesicht zu sagen. „Axton bitte, wir müssen .." Doch ich bekam gar nicht erst die Möglichkeit weiterzusprechen, denn schon nahm er mein Gesicht in seine Hände und legte seine Lippen auf die meinen, womit er mich nun vollends aus dem Konzept brachte.

Ich konnte mich nicht mal wehren, denn mein Körper lehnte sich ihm bereits entgegen, sodass unsere Körper einander umschlungen und ich den Kuss seufzend erwiderte.

Bei diesem Überfluss an Gefühlen waren plötzlich all die Wörter und Sätze, welche ich mir zurechtgelegt hatte aus meinem Gedächtnis verschwunden. Sie schienen wie weggeblasen, während sich die übrig gebliebenen Buchstaben bereits in meinem Kopf neu sortierten und andere Wörter formten, welche mich dazu brachten meine vorherigen Gedanken endgültig über den Haufen zu werfen.

Axton ließ zeitgleich von mir und meinen Lippen ab, was mich wieder die Augen öffnen und ihn sehnsüchtig ansehen ließ. Kurz darauf legte er seine Stirn an meine, während wir beide schwer atmeten. „Sag mir, dass dir das nicht gefallen hat und ich werde es nie wieder tun." Ich blickte ihn unsicher an und war in dem wahrscheinlich größten Zwiespalt meines bisherigen Lebens.

Dennoch war ich versucht diese Worte zu formen, sie auszusprechen und mich von ihm zu lösen. Doch stattdessen legte ich meine Hände in seinen Nacken und zog ihn noch näher an mich heran. „Es hat mir aber gefallen." Mit diesen Worten vereinte ich unsere Lippen erneut und ließ mich auf all das ein, was diese Entscheidung mit sich brachte.

Axton schien meine Reaktion bereits sehnsüchtig erwartet zu haben. Denn er umschloss meinen Körper und hob mich kurz darauf schon hoch, sodass ich meine Beine gezwungenermaßen um seine Hüfte schlingen musste.

Die Bürde einer Werwölfin zu tragenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt