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Yunho

Als ich aus meinem Zimmer zurückkam, sah ich Juhee nicht mehr am Tisch sitzen. Ich blickte die anderen fragend an und sie deuteten nur zum Balkon. Dort stand sie alleine und starrte in den Himmel. „Was ist los, warum ist sie da draußen?", fragte ich. „Eventuell haben wir etwas zu viel gelacht und ihr war das Ganze eben total unangenehm," spekulierte Hongjoong mit einem Blick nach draußen. Ok, das konnte ich nachvollziehen, aber wieso stand sie dort immer noch alleine, es hätte ja auch mal jemand hinterher gehen können. Dies fragte ich auch meine Jungs, die nur mit den Schultern zuckten und meinten, sie wollten nicht aufdringlich sein. Als ich mich gerade dazu entschieden hatte, dann selbst nach draußen zu gehen, stand San dann doch auf und ging zu Juhee nach draußen. Er legte ihr seine Jacke um und redete auf sie ein. Wir konnten natürlich nicht verstehen, was er sagte, aber ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht und irgendwie gefiel mir die Situation da draußen gar nicht, ich konnte aber überhaupt nicht einordnen warum. Ich hatte einfach nur ein komisches Gefühl im Bauch, aber heute war eh nicht mein Tag und ich war einfach nur müde.

San und Juhee betraten das Esszimmer wieder und setzten sich wieder hin. „Wie spät ist es eigentlich?", fragte Juhee in die Runde nachdem sie sich nochmal bei mir entschuldigt hatte. „23:30," antworte Mingi ihr. Ihr Gesicht wurde augenblicklich aschfahl und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. „Oh nein, mein Dorm schließt um zwölf und mit dem Bus brauche ich von hier locker eine 3/4 Stunde," sagte sie entsetzt. Sie sah richtig verzweifelt aus. „Kein Problem, Yunho kann dich schnell fahren. Mit dem Auto müsste es zeitlich noch klappen," schlug Seonghwa vor und klopfte ihr beruhigend die Schultern. Jetzt entgleiste meine Blick etwas, aber ja ich war die einzige Option, alle anderen konnten kein Auto fahren. Juhee hatte meine Reaktion wohl bemerkt und lehnte Seonghwas Vorschlag sofort ab. „Nein, Juhee, dass ist kein Problem. Ich fahre dich wirklich gern!", setzte ich entgegen und stand auf. Sie musste wirklich schlecht von mir denken, so wie ich mich heute benommen hatte.

Stillschweigend gingen wir nebeneinander zum Auto, nachdem die anderen Jungs sich überschwänglich von ihr verabschiedet hatten. Vor allem Jongho und Wooyoung klebten förmlich an ihr. Man merkte Juhee an, dass sie etwas überfordert war.
Im Auto schwiegen wir uns zunächst weiter an, bis ich schließlich die Stille durchbrach: „Noona, es tut mir Leid, du musst wirklich denken, dass ich kein netter Mensch bin. Ich hatte heute einfach einen anstrengenden Tag und wenn ich müde bin, werde ich immer etwas grummelig und wortkarg." Erstaunt darüber, dass ich das Wort ergriffen hatte, blickte sie zu mir rüber und lächelte mich strahlend an. „Oh mein Gott, dieses Lächeln ist wunderschön und ich hab es ausgelöst," dachte ich bei mir und würde sie am liebsten jeden Tag so zum Lächeln bringen. „Danke Yunho, das erleichtert mich wirklich. Ich hab schon gedacht, ich hätte mit meinen Tollpatschigkeiten einen so schlechten Eindruck bei dir hinterlassen, dass du mich gar nicht bei euch haben wolltest," entgegnete sie mir. Entsetzt schaute ich sie an. „Nein, auf keinen Fall. Es tut mir wirklich Leid, wenn ich den Eindruck bei dir erweckt habe. Aber sag mal, wieso wohnst du eigentlich noch in einem Dorm, wenn du doch fertig mit dem Studium bist?", lenkte ich das Thema von unserem missglückten Start ab. „Ich bin erst zu Ende dieses Semester fertig geworden und kann über die Ferien noch dort wohnen bleiben. Aber ich muss mir jetzt langsam eine Wohnung suchen, da ich in acht Wochen ausziehen muss," antwortete sie mir.

Die Fahrt zu ihrem Dorm ging ruckzuck vorbei. Juhee bedankte sich nochmals bei mir und ging dann zur Pforte. Ich blickte ihr nach und ging sicher, dass sie auch im Haus ankam.
Auf dem Weg zurück grinste ich vor mich hin und meine schlechte Laune war irgendwie wie weggeblasen.

Wieder im Dorm angekommen waren die meisten meiner Member schon im Bett, schließlich mussten wir alle morgen wieder früh raus. Nur Seonghwa räumte grad noch die letzten Teller in den Schrank, als ich recht gut gelaunt die Wohnung betrag. „Na, deine Laune hat sich aber ziemlich gebessert, du alter Grummelkopf," ließ er verlauten und grinste mich an. Da ich keine Lust auf eine Investigation durch Eomma Seonghwa hatte, murmelte ich nur ein „Gute Nacht" und ging dann schleunigst in mein und Sans Zimmer. Dieser schlief schon und so machte ich mich leise bettfertig und schlief dann auch schnell ein.

Juhee

Als ich nach diesem langen Tag endlich im Bett lag, konnte ich immer noch nicht fassen, was mir heute alles passiert war. Unglaublich, ich habe tatsächlich Ateez kennengelernt und mit ihnen zusammen gegessen. Das glaubt einem doch niemand, nicht das ich vor hatte es jemandem zu erzählen. Wem vor allem sollte ich davon erzählen... Ich vermied Kontakte zu anderen Menschen so weit es ging, weil ich einfach keine guten Erfahrungen gemacht hatte. Besser war es man traute niemandem. Komisch, dass es mir in der Runde der Ateezmember so leicht fiel mich wohl zu fühlen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlief ich ein.

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