Siebenundfünfzig

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Der Winter stand an der Tür und unsere Mädchen, mittlerweile sechs, waren aus den Häuschen. Nächste Woche stand nämlich eine Winteraufführung ihrer Schule an, in der die Schüler auftraten. Zuerst war die erste Klasse dran, dann die zweite und so weiter. Ihre Klasse würde ein Lied singen. Ich hörte die Beiden eine Melodie summen, die sie dann abrupt beenden, wenn sie einer von uns sehen, als wäre die Melodie ganz geheim. Dabei wusste ich einfach, dass es das Lied war, was sie singen werden.

Das Mobbing hat aufgehört, seit Herr Hong mit Haekwons Eltern gesprochen hatte. Mit uns wollten die beiden nicht reden, weil sie sich für uns schämten und uns wie eine Krankheit behandelten. Herr Hong hatte sich aber viel für uns eingesetzt und jetzt lies ihr Sohn unsere Töchter in Ruhe. Eigentlich sollte es mich glücklich stimmen, doch mich hatten Jisungs Worte wirklich verletzt. Ich hatte so große Angst Jisung zu verlieren, dass mich der Gedanke alleine umbrachte getrennt von ihm zu sein. Deswegen kuschelte ich häufiger mit ihm um mich zu vergewissern, dass er immer noch bei mir ist und mich nicht alleine lässt. Seit Jisung das Wort 'Trennung' in den Raum geworfen hatte, entwickelte ich richtige Verlustängste. Er musste mir immer wieder sagen, dass er bei mir blieb, um mich zu beruhigen. Mittlerweile konnte ich mir ein Leben ohne Jisung nicht mehr vorstellen. Ich brauche ihn, weil er meine Luft ist.

Eine Woche später stand die Aufführung an. Yoona und Jaemi waren kaum still zu bekommen und wir mussten sie öfters im Auto ermahnen, endlich still zu sitzen, weil Jisung sonst einen Unfall bauen könnte. Sobald wir einen Parkplatz gefunden hatten, stiegen sie aus und rannten los. „Wir warten auf euch am Eingang!", meinte Jaemi und folgte ihrer Schwester. „Wie kann man so viel Energie haben, wenn es so kalt draußen ist?" Ich zog meinen Mantel enger um mich. Heute Abend war es wirklich kalt. „Dann wärme ich dich", meinte Jisung und legte seinen Arm um mich. Ich suchte seine Hand und umschloss sie sanft.

Wir wurden von Herr Hong begrüßt, der uns sagte, dass Jaemi und Yoona sich gerade umzogen und dass wir schon mal zur Sporthalle konnten, wo alles so schön winterlich dekoriert war. Hier hingen selbstgemachte Papierschneeflocken an den Wänden. Es hingen auch selbst gezeichnete Bilder. Alle zeigten winterliche Motive. Ich sah auch ein Bild mit Pinguinen und drei Katzen, die bei einem Iglu standen. „Das Bild sieht stark danach aus, als hätte es einer von unseren Töchter gezeichnet, oder? Die Katzen sehen nach Soonie, Doongie und Dori aus", meinte ich und musste lächeln, als ich die Namen der Katzen auf dem Papier erkennen konnte. „Katzen am Südpol", meinte Jisung grinsend und schaute die Zeichnung für eine Weile an. Wir fanden einen Platz in der zweiten Reihe, wo wir uns hinsetzten.

Nach ungefähr zwanzig Minuten ging es auch schon los. Zuerst erzählte der Schulleiter vom nächsten Schuljahr und sagte dann das Programm für heute Abend auf. Jisung saß ganz aufmerksam auf seinen Stuhl, als Herr Hong auf die Bühne kam. „Es freut mich, dass Sie so zahlreich gekommen sind. Meine Klasse sing ein Winterlied. Applaus für sie." Wir klatschten. Als die Klasse von unseren Töchter auf die Bühne kam, krallte sich Jisung an meinen Mantel fest. „Minho! Ich sterbe gleich an einen Zuckerschock! Schau doch nur, man hat ihnen kleine Rentierohren aufgesetzt!" Stimmt, die Kinder sahen wirklich süß aus. Ich suchte meinen Töchter und mir wurde ganz warm ums Herz, als ich sie sah. „Sungie, die vierte und fünfte von links." Jisungs suchte sie und quietschte leicht, als er sie sah. „Sie sind so goldig!" Er holte sein Handy raus und machte erstmal tausend Bilder davon. Als sie begannen zu singen, musste ich Jisung ein Taschentuch geben, weil er ganz gerührt von dem Auftritt war. Ich wusste nicht was schöner war: Unsere beiden Töchter, die wie kleine Engel mit diesen süßen Rentierohren sangen oder Jisung, den Mann den ich über alles liebte, zuzusehen, wie er vor Freude weinte.

Der Auftritt war schneller vorbei, als uns beide lieb war und wir klatschten was das Zeug hält. „Das war so wunderschön", meinte Jisung und wischte sich die letzten Tränen aus den Augen. Herr Hong brachte seine Klasse zurück zur Umkleide und eine Klassenlehrerin kam, um den Auftritt ihrer Klasse anzukündigen. Die nächste Klasse führte einen lustigen Sketch auf, der das Publikum zum Lachen brachte. So ging es dann weiter. Im Laufe des Abend hatte Jisung seine Hand in meine gelegt und sich an mich gekuschelt. „Minho?", fragte er mich, während ich einer vierten Klasse dabei zusah, wie sie einen Tanz aufführten.

„Kannst du dir vorstellen nochmal Vater zu werden?"

Jisung nahm mit seiner Frage meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Ich drehte den Kopf zu ihm. „Du möchtest noch ein Kind?" Jisung nickte und hatte Sterne in den Augen. Ich war überwältigt. Sanft legte ich seine Hand an seine Wange. „Bist du dir sicher?" Wieder nickte Jisung. Ich beugte mich zu ihm runter und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Ich würde gerne nochmal Vater werden."

Jetzt wo ich das wieder lese, werde ich echt soft :( DIE BEIDEN SIND SO KNUFFIG MAN :(( <33

Between reality and dream (Minsung FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt