III - Glühendes Erbe im Herzen der Stadt

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„Heir of my wisdom,
trace the light's elusive flow,
Sir Yonge is guiding you there,
To the vast lake's embrace, your journey will sow.
Where the city's shining heartbeat lies bare,
Spirits claim their freedom's glow.
08/08 08:08:08 pm"

Wow. Wie eine Feder sprang sie auf. Offenbar hatte sie richtig geraten und direkt eine Antwort erhalten. Mit klopfendem Herzen ließ sie diese zur Sicherheit nochmals übersetzen, auch wenn ihr Englisch eigentlich gut genug war.

„Erbe meiner Weisheit,
Folge des Lichts flüchtiger Spur,Sir Yonge führt dich dorthin,
Zum weiten See, deine Reise wird führen.
Wo der strahlende Herzschlag der Stadt offenbar,
Geister finden ihren Freiheitsschein.
08/08 20:08:08 Uhr"

Ruhig, Sam. Denk nach. Die Nachricht kam praktisch sofort. Damit musste es eine automatische Antwort sein. Und eventuell bekam die jeder, egal was er auf die SMS antwortete. Vermutlich war es tatsächlich nur Scam – oder eine blöde Marketingaktion von Deadbook. Am 8.8. um 08:08 Uhr. Das klang eher nach einem Werbegag, wenn sie ehrlich war. Die Acht war eine bekannte Glückszahl im Chinesischen. Sie stand für Wohlstand und Reichtum. Welch Zufall.

Aber, falls es doch ernst zu nehmen war... der achte August war morgen. Mist. Wie sollte sie bis dahin einen Flug organisieren? Das war nicht unmöglich aber ... sie verdrängte das Problem für den Augenblick.

Der fragliche Ort war sicherlich im Gedicht versteckt. Eine City am weiten See. Irgendwo in Toronto, so wie sich das anhörte. Um welchen konkreten Ort ging es? Leuchtendes Herz der Stadt. Glühen. Das erinnerte sie spontan an den Times Square in New York. Und wer war diese Sir Yonge? Eine erneute Befragung des Internets verwies klar auf den Yonge-Dundas Square, der von den Fotos her tatsächlich dem berühmten Platz ähnelte. In diesem Fall waren Ort und Zeit mehr als eindeutig beschrieben. Irrtum ausgeschlossen.

Wie konnte sie sichergehen, dass es sich nicht um eine Betrugsmasche handelte? Gar nicht. Aber sie musste sich praktisch sofort einen Flug organisieren oder einen Kollegen vor Ort finden, der das für sie überprüfte. Ein weiterer Brocken auf dem wachsenden Haufen ihrer Probleme.

Damit wurde es Zeit, mit jemandem bei Deadbook zu sprechen. Etwas, dass sie schon längst hätte tun sollen und ihrem eigentlichen Rechercheauftrag entsprach. Praktischerweise wollte die Plattform in Deutschland Fuß fassen und hatte daher einen passenden Pressekontakt. Sogar mit Telefonnummer.

Eine halbe Stunde später war sie schlauer. Oder auch nicht. Eine freundliche Dame namens Kajänne (mit langem „a" und langem „ä") hatte ihr überschwänglich die Vorzüge von Deadbook angepriesen. Gleichzeitig versicherte sie ihr, dass es sich keinesfalls um eine Werbeaktion handelte. Diese Art Marketingaktionen würden nicht zum Geschäftsgebaren des Unternehmens gehören. Auch meinte sie, dass es denkbar wäre, dass ein Verstorbener im Rahmen der Automatisierungen, die die Website ermöglichte, problemlos Texte und SMS auf Basis von entsprechenden Antworten versendet werden konnten. Das war eines der Features, die sie für öffentliche Testamente ebenfalls anböten. Ob es sich um einen Fake-Account oder Betrug handeln könnte, da hielt sich Kajänne bedeckt. Jedoch versprach sie, das Konto von ihren Kollegen prüfen zu lassen. Das dauere jedoch ein paar Tage. Na toll.

Also keine Werbung. Den Betrugsverdacht hatte sie damit nicht aus dem Weg geräumt. Auf der anderen Seite ... selbst wenn es sich um eine perfide Scam-Methode handelte. Das wäre trotzdem eine super Story, wie sie fand. Und falls nicht, eventuell winkte tatsächlich eine Erbschaft? Es war nicht wahrscheinlich, aber wer weiß ...

Also würde sie versuchen, einen Kollegen vor Ort zu finden. Das Intranet informierte sie, dass es keine festangestellten Mitarbeiter in der Region gab. Es bestünde jedoch die Möglichkeit, einen externen Freelancer zu beauftragen. Na super, das war vermutlich genauso teuer, wie selbst zu fliegen.

𝗱𝗲𝗮𝗱𝗯𝗼𝗼𝗸 - ​Ralphs letztes Rätsel✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt