Wir gegen Slutshaming!

45 7 1
                                    

Heute gibt es mal wieder ein ernsteres Thema, ein Thema, was es seit Jahrhunderten gibt. (nur mit einem modernen Titel)

Was ist Slutshaming?

​Slut Shaming bedeutet, dass Frauen für ihr offenes Verhalten oder ihre freizügige Art sich anzuziehen angegriffen werden. Man redet ihnen Schamgefühl ein. Und letztlich bedeutet das nichts anderes, als dass das Opfer für das verantwortlich gemacht wird, was ihm widerfährt.​ Sei es Sexismus im Alltag, wie dumme Sprüche und Anzüglichkeiten oder handfeste Dinge, wie angetatscht und belästigt zu werden.

Wenn man sich umhört unter Frauen, sind die meisten schon mal in irgendeiner Form sexuell belästigt worden, weil sie alleine unterwegs waren, einen kurzen Rock anhatten, eine enge Jeans, einen tiefen Ausschnitt. Sie wurden angegrapscht, angepöbelt, als „Schlampen" bezeichnet und eingeschüchtert. Und alles nur, weil ihre Kleidung oder ihr Auftreten so gedeutet wurde, dass man keinen Respekt und keinen Abstand wahren muss.

Da stellt sich die Frage nach dem Huhn und dem Ei. Was ist hier wirklich das Problem? Menschen, die bei einem kurzen Rock jede Erziehung und respektvollen Umgang vergessen oder Frauen, die sich kleiden, wie sie wollen. Soviel sollte klar sein: Wenn wir uns demnächst alle in bodenlange Zelte kleiden, wird das Problem auch nicht aus der Welt geschafft.

Letztlich meinte eine Frau, dass man ja nicht provozieren müsse mit seinem Outfit. Man müsse ja nicht im Sommer unbedingt mit kurzen Shorts auf die Straße. Und man müsse sich ja nicht zu freizügig anziehen, wenn man abends alleine unterwegs ist. Ich dachte mir: Warum soll ich meine Freiheit einschränken, nur weil andere anders denken? Es steht niemandem zu, eine Frau zu verurteilen oder sich ihr ungefragt zu nähern, nur weil sie einen kurzen Rock trägt. Besagt ein kurzer Rock, dass man Freiwild ist? Und dennoch merke auch ich: Man schränkt sich dennoch ein, achtet darauf, nicht zu viel zu zeigen, nicht zu offenherzig auszusehen. 

In schlechter Gesellschaft

Auch Frauen verurteilen Frauen! Ich selbst bin da nicht besser und oft passiert so etwas, ohne, dass wir es merken. Seitdem ich es mir mehr bewusst gemacht habe und auch selbst spüren durfte, wie es sich anfühlt für etwas verurteilt zu werden, was man nicht ist, habe ich das Verurteilen anderer Frauen und Männer gestoppt. 

Kurze Storytime, wie ich mich, durch Selbsterfahrung geändert habe:

Ihr müsst wissen, dass ich mich zu der Zeit sehr wohl bei einem Jungen gefühlt habe, da er mich nicht verurteilt hat, sondern mich hübsch genannt hat ohne perverse Anspielungen. Ich wurde damals von einigen Jungs gemobbt, die mich ohne Grund hässlich genannt haben und das jeden Tag. Während der Junge, den ich mochte, rücksichtsvoll war. An einem Nachmittag bat er mich, ein Bild von mir zu schicken. Keine Nudes, sondern ein normales. Ich tat es, da ich nicht wieder verurteilt oder gemobbt werden wollte. Blöder Weise hat dieses Bild jemand gesehen, der es nicht sehen sollte. Diese Person hielt und hält mich aufgrund dieses Bildes für billig und eine Schlampe, die sich an jeden verkauft und leicht zu haben ist. Was nie der Fall war, da ich nicht mal im Traum daran gedacht habe, mich von einem männlichen Wesen anfassen zu lassen, aus Angst als Schlampe hingestellt zu werden. Nachdem ich am eigenen Leib erfahren durfte (und es mir ganz schön zusetzt und zu gesetzt hat), wie sich das anfühlt als Schlampe/Slut/Hure verurteilt zu werden, ist mir aufgefallen, dass jeder Gedanke, indem ich sage: Man zeigt die viel Ausschnitt! Diese Person möglicher Wiese verletzen könnte. Seitdem versuche ich Gespräche über andere zu vermeiden und wenn möglich Mädchen und Frauen vor solchen Kommentaren zu schützen.

Sicherlich ist niemand von uns wirklich frei davon, sich von dem Äußeren einer Person beeinflussen zu lassen. Wir denken gerne in Schubladen. Wenn wir eine eher freizügig gekleidete Person sehen und eine, die sich eher zugeknöpft zeigt, meinen wir zu wissen, dass die eine sexuell locker ist und die andere eher prüde und spießig. Wir ziehen Rückschlüsse, nur weil sich jemand so oder so kleidet.


Hemmungslos verurteilen

In den sozialen Netzwerken funktioniert Slut Shaming übrigens besonders gut. In der Vergangenheit wurden immer wieder Frauen Opfer, die sich im Netz in den Augen anderer zu freizügig und zu sexuell offen zeigten. Durch die Anonymität des Netzes und die indirekte Art zu Kommunizieren scheinen sich viele Leute nicht mehr zu genieren, über wildfremde Personen zu urteilen, sie zu diskreditieren und zu beschimpfen. Und alles nur, weil manche Frauen sich im Netz auf eine Art und Weise darstellen, die irgendwelchen Moralvorstellungen zuwiderläuft. Übrigens auch häufig in Trends auf Tiktok, in denen Frauen nach ihrem Bodycount gefragt und anschließend verurteilt werden. Wenn ein Mann sagt, er hatte viele Beziehungen heißt das: WOW! Er hat ja soviel Erfahrung! OMG ist das hot! Wenn eine Frau viele Beziehungen hatte, sich freizügig anzieht oder ein Bild von sich an einen Jungen schickt (in dem sie einen Bikini trägt zum Beispiel), kommen Kommentare wie: Schlampe! Du legst es ja darauf an vergewaltigt zu werden! Oder, ich zitiere: "Frau, verschleiere dich komplett oder du hast halt Pech und wirst vergewaltigt. PECH GEHABT!" Und da frage ich mich, wie kann es sein, dass über Frauen so sehr geurteilt wird, nur weil sie sich wohl in ihrem Körper fühlen und das auch zeigen? 

Leider existiert eben immer noch die alte Doppelmoral, dass Männer zwar viele Frauen, Frauen jedoch nicht viele Männer gehabt haben dürfen. Das zeigt sich interessanterweise auch in der Sprache in der Anzahl der sexualisierten Schimpfwörter für Frauen und Männer. Für eine sexuell freie Frau gibt es ungefähr zehn mal so viele Schimpfwörter und Bezeichnungen wie für sexuell freie Männer (Studie der North American English / Stanley). Und die für Männer klingen mitunter noch wie Komplimente: Gigolo, Casanova, Romeo, Frauenheld, Ladykiller, Sugar Daddy, Playboy, Fuckboy (und viele finden diese Bezeichnungen wirklich heiß). Die Bezeichnungen für Frauen fallen da deutlich weniger charmant aus. Schlampe geht schon mal gar nicht!

Außerdem ist es ERSCHRECKEND, wie viele Mädchen Selbstmord begehen, weil sie sich schlampig, benutzt und wie eine Schande fühlen. Und das ALLEIN nur dadurch, dass ein Mann sie blöd angemacht hat, sie vergewaltigt wurde oder eben ohne Grund für ein Foto als Schlampe verurteilt wird. 

Bevor wir also das nächste Mal über das Aussehen einer anderen Person urteilen, sollten wir uns diese Gedanken noch mal ins Gedächtnis rufen. Denn eine Veränderung in der Gesellschaft fängt klein an – bei jedem Einzelnen von uns.

 Denn eine Veränderung in der Gesellschaft fängt klein an – bei jedem Einzelnen von uns

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Pretty WomanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt