Kapitel 2 - Da wo dein Schatz ist, da wird dein Herz auch sein

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Die Briefe mit den Beileidsbekundungen häuften sich auf Albus Schreibtisch. Nachdem fünften hatte er es nicht mehr ausgehalten und die restlichen garnicht mehr geöffnet. Es lag nun an ihm als neues Oberhaupt der Familie die Beerdigung zu organisieren. Der Termin stand auf nächsten Freitag und auch wenn es groß im Tagespropheten und in sämtlichen Zeitschriften stand, wollte er möglichst keine großen Wellen schlagen. Eine kleine Zeremonie in der Kirche von Godrics Hollow und ein Begräbnis auf dem Friedhof daneben. Er war sehr dankbar für die Hilfe von Bathilda Bagshot. Die schon recht ältere Hexe unterstützte die Geschwister sehr bei den Vorbereitungen. Die Stimmung im Hause Dumbledore hingegen war mindestens genau so düster wie das Wetter. Dicke Regenwolken verdeckten die Sonne nahezu die ganze Zeit. Als würde der Himmel spüren das etwas schlimmes passiert war und würde den Sommer mit Absicht noch etwas hinauszögern. Es war auch ungewöhnlich kalt für einen Juni. Der Wind fegte um die Häuser und alles war in trübes graues Licht getaucht. Aberforth und Albus hatten seid seiner Ankunft nicht viel mit einander geredet. Die Familienessen verliefen meist schweigend, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Albus hatte versucht zumindest vor Ariana ein bisschen gezwungene Konversation mit seinem Bruder zu führen, dieser war zu Anfang auch darauf eingegangen aber selbst so ein unbefangenes Gespräch über das seltsame Wetter führte zu streit und deshalb ließen sie es einfach ganz.

Am Mittwoch wurde schließlich das Schweigen gebrochen. Sie saßen grade alle gemeinsam am Esstisch und die Stimmung war besonders erdrückend, als Aberforth seinen Löffel auf den Tisch knallte. Albus und Ariana richteten ihre Augen auf ihn. Doch Aberfoth schien genau so wenig zu wissen was er sagen sollte wie Albus oder er wollte es nicht vor Ariana aussprechen. Schließlich lehnte er sich zurück und starrte seine halbaufgegessene Suppe an, die Albus mit den Resten aus der Küche gekocht hatte. „Ich hab keinen Hunger" war alles was er dann als Erklärung lieferte. Danach dauerte es nicht mehr lange bis auch Ariana ihr Besteck bei Seite legte und verkündete sie würde jetzt hoch in ihr Zimmer gehen. Albus versprach ihr darauf hin ihr später noch ein Buch vorzulesen und ein freudiges Lächeln zierte für einen Moment ihr Gesicht. Als sie die Treppe hoch verschwunden war schaute Albus Aberforth erwartungsvoll an. Er erwartete ein Gewitter und er wurde nicht enttäuscht. „Was machst du hier?" Zugegeben er hatte mit vielem gerechnet aber diese Frage kam dann doch überraschend direkt. Einen Moment lang wusste er nicht was er antworten sollte. Ja was machte er hier? Seine Mutter war gestorben und er versuchte die Familie zusammenzuhalten. Das machte er hier. Oder versuchte es zumindest. „Ich bin wegen euch hier." war seine schlichte Antwort. „Wegen dir und Ariana." Aberforth schnaubte. „Ich hab dir gesagt ich kann auf sie aufpassen. Der große Ablus Dumbledore muss nicht seine Pläne über den Haufen werfen nur für seine vergessenswerte Familie." „Hör auf!" Die Worte kamen bitterer aus seinem Mund als er gewollt hatte. „Gib doch zu das dich das alles hier langweilt!" Aberforth schritt nun aufgewühlt im Raum hin und her. Ablus vermutete Schmerz und Trauer hinter seiner Wut aber so wie er seinen Bruder kannte würde er sich nicht damit besänftigen lassen. „Ich tue was ich tun muss. Ich hab jetzt die Verantwortung Aberfoth. Und es ist egal was ich will denn die Familie hat jetzt Vorrang." Er sagte dies in einem ruhigen und gefasstem Ton. Aberfoth schaute ihn an. Ablus konnte Misstrauen in seinen Augen erkennen. Es hätte ihn verletzt aber er fühlte sich wie betäubt. „Dann tu es aber auch wirklich "Er schaute ihn fragend an. „Kümmer dich dann aber auch wirklich um Ariana. Nicht so wie die letzten Jahre." Der Vorwurf klang unüberhörbar in seiner Stimme mit und Albus seufzte innerlich. „Ich gehe jetzt hoch und lese ihr etwas vor. Oder hast du da auch Einwände?" fragte er aber Aberforth grummelte nur etwas, was Albus als ‚Nein' auffasste. 

Der Tag der Beerdigung war verregnet und kalt. Die drei Geschwister und ein paar alte Freunde der Familie standen um ein offenes Grab, die schwarzen Umgänge dicht um die bibbernden Körber geschlungen. Aus ihren Zauberstäben stiegen durchsichtig flimmernde Regenschirme empor und hier und da war vereinzeltes Schniefen zu hören. Albus schaute wie versteinert zu, wie sie den Sarg in das Loch im Boden herab ließen. Ein schlichter Sarg aus Holz mit goldenen Eckverziehrungen. Er hielt eine Hand von Ariana, Aberforth die andere. Der ganze Tag zog an ihnen vorbei und es war als wäre sein Inneres genau wie alles andere vom Regen durchgeweicht und anschließend zu Stein erstarrt. Der Grabstein war aus dunklem Stein und in weisser Schrift war ein Spruch eingraviert. „Wo dein Schatz ist, da wird dein Herz auch sein" Albus hatte ihn ausgesucht. Er erschein ihm passend. Ariana war Kendras Schatz gewesen und er wusste das ihre Mutter immer bei ihr sein würde. Oder hoffte es zumindest. Nach der Beerdigung bot ihnen Bathilda an bei ihr zu essen. „Ich kann den Gedanken nicht ertragen euch heute Abend alleine an eurem Esstisch sitzen zu sehen!" war ihre einzige Begründung und so willigten sie ein.

Der Sommer 1899Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt