Die düstere Stimmung die im Haus herrschte als er ankam schien erdrückend. Er wünschte sich eigentlich nichts mehr als zurück zu gehen. Weit fort von hier. Weit fort von der Aufgabe die ihn nun erwartete. Aber er konnte es nicht. Schuldgefühle fraßen sich in seine Gedanken, die er schon seid er die Nachricht erhalten hatte, erfolglos versuchte abzuschütteln. Mit einem tiefen Seufzen legte er die Hand an den Türknauf und trat ein. Im Wohnzimmer erwartete ihn bereits jemand. Aberforths Gesicht war ausdruckslos als er ihn erblickte. Albus wusste nicht was er sagen sollte. Zu viel war in den letzten Tagen geschehen, zu viele maßgebliche Veränderungen hatten in den letzten Tagen stattgefunden. „Guten Morgen" war das einzige was er raus bekam und bereute es so gleich. Die Beziehung zwischen ihm und seinem Bruder war nie die herzlichste gewesen aber in den letzten Jahren, seid ihr Vater nach Askaban gebracht worden war, hatte sie sich deutlich verschlechtert. Jetzt standen sie hier und alles was er sagte war ‚Guten Morgen'? „Guten Morgen" kam die Antwort zurück.
„Wie geht es ihr?" fragte er, nicht wissend ob es richtig war diese Frage zu stellen. „Sie ist oben." Mehr kam nicht mehr also beschloss er in den oberen Teil des Hausen zu steigen. Die Treppe knarzte wie sie es immer getan hatte und doch hörte es sich so fremd an. Als er zu der Tür von Ariana kam fiel ihm sofort auf das sie magisch repariert worden war. Er schloss kurz die Augen und klopfte dann vorsichtig. „Ariana... ich... ich bin es." Ein leises „Albus" war Antwort genug um ihn eintreten zu lassen. Das Zimmer sah normal aus. Alles war magisch repariert worden aber Albus konnte dennoch erkennen wo besonders viel Magie angewendet worden war um den Schaden rückgängig zu machen. In der Mitte des Zimmers, das komplett aus dunklem Holz getäfelt und mit allerlei magischen Verhüllungszaubern belegt war, stand ein riesiges Himmelbett. In mitten der dunkelblauen Lagen saß ein kleines Mädchen. Ihr Gesicht war fahl und ihre Gestalt wirkte noch schmächtiger als sonst. Sie hatte die Beine an ihr Kinn gezogen und mit den Armen umklammert. Ihr an guten Tagen so wunderschönes langes hellblondes Haar war zerzaust und hing ihr Strähnen wie ein Vorhang vor dem Gesicht. Sie schaute ihn nicht an. Wiegte sich einfach nur in ihrem hellblauen Nachthemd vor und zurück. Vor und zurück. Es zerriss ihn sie so zu sehen. So wie es das jedes Mal tat. Aber diesmal besonders. Er bemühte sich um Kontrolle. Das was vorgefallen war war nicht mehr rückgängig zu machen. Sie konnte nichts dafür. Es war ein Unfall.
Langsam ging er auf das Bett zu. Sie rührte sich nicht, wiegte sich nur weiter vor und zurück. Er wusste nicht was er sagen sollte. Es schien ihm als wüsste er dies in letzter Zeit häufig nicht. „Wie geht es dir?" wiederholte er deshalb seine Frage. Ariana schaute ihn zum ersten Mal an. Ihre Augen waren von dem gleichen durchdringenden blau wie die von ihm und Aberforth. Er entdeckte Tränenspuren auf ihren Wangen. Es stach ihn in die Brust und der hatte den Reflex sie weg zu wischen. Aber er beherrschte sich. Er wusste nicht wie stabil sie war. Und wenn ihm eines noch mal in Erinnerung gerufen hatte wie gefährlich das war, dann die letzten Tage. „Sie ist weg" flüsterte sie. Albus verzog schmerzlich das Gesicht. „Wo ist sie? Albus?" Er schloss erneut für einen kurzen Moment die Augen, dann öffnete er sie wieder. Es war nicht ihre Schuld. Sie wusste es nicht anders. Es war ein Unfall. Dennoch blieb der Schmerz und er musste sich zusammenreißen nicht einfach das Zimmer zu verlassen und sich auf seinem Bett zusammenzurollen. „Sie. Sie ist nicht hier Ariana. Sie... ist jetzt an einem anderen Ort." Seine Stimme war brüchig und er merkte selbst wie hohl sie klang. „Ist sie bei Papa?" fragte sie leise und ein hoffnungsvoller Schimmer trat in ihre großen klaren Augen. Er schluckte. „Nein sie ist nicht bei ihm. Sie kommt nicht mehr wieder Ariana." Ihre Augen wurden noch großer und er sah wie sich die Pupillen weiteren. Sie fing an zu wimmern. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er zu sehen wie sich hinter dem Schwarz ihrer Pupillen etwas bewegte. „Ariana du musst jetzt aufpassen ok? Du..." er unterbrach sich selbst. Was sollte er ihr sagen? Was konnte er ihr sagen. Ihre Mutter würde nicht wieder zurück kehren und sie war dafür verantwortlich? Nein. Nein! Das stimmte auch garnicht. Es wäre falsch es ihr so zu sagen, es war ein Unfall. Doch das änderte nichts daran das sie tot war. „Das ist meine Schuld oder?" die plötzlich so direkte Frage überraschte ihn. Er schaute in ihre Augen und sah das leise Flehen in ihnen. Er streckte die Hand aus und ergriff ihre schmalen weißen Finger. „Nein Ariana. Das ist nicht deine Schuld. Es war ein Unfall." Ein ersticktes Kreischen Drang aus ihrer Kehle und sie fing wieder an sich vor und zurück zu wiegen. Tränen rollten ihre Wange hinunter und die Weinkrämpfe schüttelten sie. „Was wird jetzt passieren? Was werdet ihr tun?" fragte sie und es kostete Albus einige Mühe ihre Worte unter ihrem starken Schluchzen zu verstehen. „Ariana beruhige dich" versuchte er sie zu besänftigen aber es brachte nichts. „Werdet ihr mich ins St. Mungos bringen? Werdet ihr auch weg sein? Werdet ihr mich jetzt alleine lassen?" fragte sie und es schmerzte Albus alleine zuzuhören. „Nein, nein du wirst nirgendwo hingebracht!" es quälte ihn diese Worte auszusprechen. Er wusste das es nicht richtig war und doch hatte er in den letzten Tagen den hartnäckigen Gedanken nicht abschütteln können, das das alles nicht passiert wäre, wenn Ariana im St. Mungos wäre. Dieser Gedanke war grausam und einzig und allein zurückzuführen auf seinen eigene Egoismus, das wusste er. Er verdrängte ihn, wehrte sich vehement diesem Gedanken Raum zu geben. „Ariana im Gegenteil ich werde hierbleiben." Der Satz war so ziemlich das was ihm am schwersten zu akzeptieren gefallen war. „Ich werde hier bei dir und Aberforph bleiben." Sie hatte mit Weinen aufgehört, starrte ihn nun mit großen Augen an. Er versuchte sich ein aufmunterndes Lächeln auf die Lippen zu rufen aber er wusste das es nicht echt war. „Aber du wolltest doch um die Welt reisen" war alles was sie sagte. Diese simple Feststellung konnte er nicht abstreiten. „Ja, aber das ist jetzt nicht mehr so wichtig. Ich werde hier bei dir bleiben und mich um dich kümmern." erklärte er und versuchte so viel positive Energie in seine Worte zu legen wie nur möglich. Sie brauchte das jetzt. Sie wandte ihr Gesicht ab und schien wieder den Tränen nahe. „Ariana was ist den..." er sah sich hilflos um „Das ist doch schön das ich jetzt bei euch bleibe. Wir können es zusammen schaffen da bin ich mir sicher!" Noch nie hatte er so einen Abscheu für dich selbst empfunden wie in diesem Augenblick. „Ich bin der Grund!" heulte Ariana auf ein Mal auf. Ihre Stimme klang überraschend laut für so ein kleines Wesen und sie legte den Kopf in den Nacken, während neue Tränen ihre Wange runter liefen. „Ich hab alles kaputt gemacht! Meinetwegen ist Papa weg. Und Mama ist auch wegen mir fort und jetzt halte ich dich von deinem Träumen ab! Ich bin an allem Schuld!" „Ariana, nein..." verzweifelt versuchte er sie zu beruhigen „das ist nicht deine Schuld, du kannst doch nichts dafür. Du..." „Diese Familie wäre ohne mich besser dran." Diesen Satz hatte sie nur geflüstert doch jetzt herrschte absolute Stille im Raum. Albus schaute sie entsetzt an. Diese Aussage war schrecklich. Aber noch schrecklicher war er und wie er verzweifelt gegen Gedanken ankämpfte die er nicht haben durfte! Die er nicht haben wollte! „Wie kannst du so etwas sagen? Hör auf damit. Das stimmt nicht!" Er ergriff nun beide Hände seiner kleinen Schwester und versuchte sie so liebevoll wie es nur ging zu drücken und ihr dabei voller ernst in die Augen zu schauen. „Diese Familie wäre nichts ohne dich. Du bist ein Teil dieser Familie. Und ... und eine Familie hält zusammen. Das hat Mama immer gesagt weißt du doch? Und ich werde mich jetzt an Mamas Stelle um diese Familie kümmern." Er spürte dieses Versprechen auf seinen Schultern lasten. Noch nie hatte Verantwortung so schwer gewogen. Ariana schaute ihn jetzt wieder an und er versuchte alle Zweifel die er an diesem Versprechen hegte aus seinem Blick zu verbannen. Er versuchte Entschlossenheit auszustrahlen, ihr alle Zweifel zu nehmen, die ihn selbst doch seid Tagen plagten. Er betete im Stillen sie möge ihm glauben. Ariana schnieftet und wischte sich die Nase am Ärmel ihres hellblauen Nachhemdes ab. Die Spur eines Lächelns trat auf ihr Gesicht. Der versuch das falsche auf Albus Lippen zu kopieren. „D-Die Beerdigung ist am Freitag. Es-es werden nicht viele kommen also..." Er versuchte diese Information so gefasst wie möglich zu vermitteln. Er musste jetzt stark sein. Für sie. Für die Familie.
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Der Sommer 1899
Fiksi PenggemarIch erzähle die Geschichte von dem Sommer 1899. Die Liebesgeschichte von zwei außergewöhnlichen Zauberern. Lasst euch in die Welt von Albus Dumbledore und Gellert Grindelwald entführen und erfahrt was wirklich alles in diesem Sommer geschah. Die Re...