Justine
Ich landete unsanft auf etwas Hartem. Vic landete schräg links hinter mir und Sissi rechts neben mir. Was war bloß dieses knochige Ding? Ich erschrak. Denn im nächsten Moment rappelte sich eine rot-weiß gescheckte Stute auf, auf dessen Hinterbein ich gelandet war. Wie vom Donner gerührt beobachtete ich, wie die Stute sich auf die kräftigen Beine erhob. Doch das war nicht das Faszinierende an dem Pferd. Denn mit einer außergewöhnlichen Geschwindigkeit galoppierte das völlig verschreckte Ding mit einem Affenzahn davon. Seine Hufe donnerten über den vertrockneten Boden davon.
„Was ... war das?", stotterte ich fast lautlos und runzelte die Stirn.
Vic antwortete ebenso verdattert: „Keine Ahnung, aber das war echt krass."
Als wir das eben gesehene Erlebnis verkrafteten, reichte Vic mir seine starke Hand und bat mich, mitzukommen.
Ich bemerkte erst jetzt, dass wir wirklich auf einem Berg gelandet waren. Naja, zumindest auf einem Hügel.
Hinter dem Hügel, den wir langsam hinuntergingen, befand sich das Dorf, von dem Tessa uns erzählt hatte. Vic deutete auf das erste Haus, das knallgelb gestrichen war und einen riesigen Hinterhof hatte. Das Haus lag etwas abseits vom Dorf, jedoch war die Auffahrt lang genug, dass sie bis in den ruhigen Ort hineinführte.
Sissi zerrte mit aller Kraft an der Leine. Vic war schon ein wenig voraus gegangen. Die pure Natur Australiens hatte mich so beeindruckt, dass ich ihn gar nicht gesehen hatte.
„Kommst du, Schlafmütze?", rief er mich mit einem breiten Grinsen. Ich schüttelte verwirrt meinen Kopf.
„Ja ja, ich komme", sagte ich so leise, dass Vic mich vielleicht grade noch so hören konnte.
Als wir den großen Vorhof des gelben Hauses erreichten, bot sich uns ein atemberaubender Anblick. Das Dach der Veranda bildete ein einziges Blätter und Blütengestrüpp. Auf der Veranda selbst stand ein Holztisch mit vier Stühlen, die ebenfalls aus Holz geschnitzt waren.
Links und rechts neben dem zweistöckigen Haus stand jeweils ein großer, gut gepflegter Stall. Ebenfalls aus Holz.
Ich nickte Vic zu und trat zu der großen Haustür. Schon nach zweimal Klopfen hörte ich flinke Schritte auf die Tür zukommen. Es öffnete eine hochgewachsene, schlanke und junge Frau. Ihre leuchtenden blauen Augen fielen mir zuerst auf. Die Frau trug ihre rot-blonden Haare zu einem hübschen Dutt.
„Hallo! Schön, dass ihr so schnell zu mir gefunden habt!"
Die junge Frau umarmte erst mich, dann Vic.
„Hey, ich bin Justine und das ist Vic", stellte ich uns vor.
„Und ich heiße Sydney. Ich bin froh, dass ihr zu mir gefunden habt. Kommt doch rein!"
Während wir Sydney in die gemütliche Küche folgten, lehnte Vic sich ein wenig in meine Richtung und wisperte mir ins Ohr: „Also ihre Freundlichkeit habe ich gewaltig unterschätzt."
„Ja", flüsterte ich zurück, „Sie ist übelst nett. Könnte 'ne schöne Zeit werden."
Lächelnd deutete Sydney auf zwei Stühle, die neben einem kunstvoll verziertem Holztisch standen. Sie selbst eilte zum Herd hinüber, tauchte eine Kelle in den Kessel hinein und füllte zwei Teller mit der orangen Pampe, die sich darin befand. Sydney stellte uns die dampfenden Teller vor die Nase und reichte uns zwei Löffel mit den Worten: „Ich hoffe ihr habt Hunger. Das ist meine selbst gemachte Möhrensuppe."
Gierig schlang ich einen Löffel nach dem anderen herunter. Ich hatte wirklich Heißhunger nach der ganzen Reiseaktion. Und die Suppe schmeckte hervorragend.
DU LIEST GERADE
Die Eisrosenkönigin
FantasyManchmal kann es echt schwer sein, nichts von seiner Gabe und unglaublichen Kreaturen zu wissen, die es tatsächlich gibt. So glaubt es Justine, ein 17-jähriges Mädchen aus einem gewöhnlichen Dorf und einer gewöhnlichen Familie. Sie begibt sich auf e...