Chapter 4

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Die nächsten Tage boten keinerlei Unterschied zu seiner bisherigen Gefangenschaft. Nichts passierte nach seinem kurzen Ausflug auf das Trainingsgelände. Die Tür zu seinem Raum blieb fest verschlossen und schwer bewacht. Die Bediensteten kamen weiterhin zweimal am Tag und brachten ihm ein Tablett mit Essen und frisches Wasser für das Bassin im kleinen Badezimmer. Sie weigerten sich noch immer, auch nur ein Wort mit ihm zu wechseln, und Zoro versuchte nicht, sie zum Reden zu bringen.

Einmal erhaschte er einen Blick auf einen goldenen Schimmer, als die Wachen die schweren Holzflügel der Tür öffneten, um eine der Bediensteten hereinzulassen, doch er verlor ihn aus den Augen, kaum dass er ihn gesehen hatte. Im Nachhinein war er sich nicht einmal sicher, ob es wirklich der Prinz gewesen war, der sich in dem Gang vor seiner Zelle aufgehalten hatte, oder er es sich lediglich eingebildet hatte. Es konnte ein Produkt seiner Langeweile oder Verzweiflung gewesen sein, oder eine einfache Lichtreflexion, die ihn in die Irre leiten wollte. Oder Sanji war wirklich dort draußen gewesen, um ihm seine Anwesenheit unter die Nase zu reiben. Zoro wäre nicht überrascht gewesen, wenn das tatsächlich die Intention des Blonden gewesen wäre.

Es gab nicht viel, das er tun konnte, also hielt er sich daran, Tag für Tag durch den Raum zu tigern, von den Fenstern zur Tür und wieder zurück, und darüber nachzudenken, wie er aus diesem verdammten Schloss entkommen konnte. Er könnte einfach hinausspazieren, sobald er das Trainingsgelände erreicht hätte, zu dem der Prinz ihn hatte bringen lassen. Es gab zahllose kleine Gänge in diesem Schloss, die meisten von ihnen kaum beleuchtet, da die Fackeln und Fenster zumeist auf die Hauptkorridore beschränkt waren – es gäbe also mehr als genug Schatten, in denen er sich verstecken und abwarten könnte, bis sich die beste Gelegenheit zum Überqueren der Hauptwege auftun würde, ohne dabei gesehen zu werden. Wenn er es geschickt anstellte, würde niemand bemerken, dass er sich davongeschlichen hatte. Zumindest, bis das nächste Mal eine der Mägde sein Zimmer betrat. Und bis dahin konnte er schon längst an den Klippen sein und unter den Wellen verschwinden.

Es war so vieles dabei, das schief gehen konnte, wenn er die schiere Masse an Soldaten mit einberechnete, die im Schloss stationiert waren. Oder seinen eigenen, eher schlechten Orientierungssinn, doch es war immerhin etwas, mit dem er anfangen konnte. Er hatte genügend Informationen, um improvisieren zu können, sollte es nötig werden.

Das einzige Problem, das ihn daran hinderte, seinen Plan auszuführen, war die verdammte Tür, die in seine Gemächer führten. Sie war aus massivem Holz gefertigt, fest verschlossen und mit einem schweren Eisenrigel auf der Außenseite ausgestattet, der ein zusätzliches Hindernis darstellte. Zoro war unbewaffnet, und selbst, wenn er seine Schwerter zur Hand gehabt hätte, wäre ein Ausbruchsversuch unter diesen Umständen sinnlos gewesen. Das Einzige, was er damit erreichen würde, wären abgestumpfte Klingen und genug Lärm, um innerhalb von Sekunden das gesamte Schloss vor seine Tür zu locken.

Und selbst, wenn er es irgendwie schaffen sollte, die Tür zu umgehen, stellten die Wachen davor trotzdem ein weiteres Problem dar. Es standen zu jeder Zeit mindestens zwei von ihnen Wache, aufrecht und bis an die Zähne bewaffnet. Die Wachwechsel waren unregelmäßig organisiert, also hatte er keine Ahnung, wann er am besten zuschlagen sollte, selbst, wenn er irgendwie hier herauskommen würde.

Es war beinahe schon lächerlich, wieviel Aufwand wegen ihm gemacht wurde, wenn er nicht einmal an der verdammten Tür vorbeikam.

Seine einzige Chance war es, aus seiner Zelle herausgebracht zu werden, und dann im richtigen Moment die Beine in die Hand zu nehmen. Was allerdings äußerst unwahrscheinlich schien, wenn man bedachte, dass der Prinz nach seinem kleinen Schaukampf scheinbar jegliches Interesse an seinem Gefangenen verloren hatte.

Zoro war wütend auf den seltendummen Prinzen, weil dieser ihn einfach zurück in seine Zelle sperrte, nachdem er ihn aus dem simplen Grund herausgelockt hatte, dass er mit ihm spielen wollte. Und er war wütend auf sich selbst, weil trotz allem ein winziges bisschen Hoffnung auf seiner Seite mitgespielt hatte. Hoffnung darauf, dass er aus diesem göttinenverlassene Schloss entkommen könnte, oder wenigstens aus diesem Zimmer herauskommen würde. Er hätte es besser wissen sollen. Der Prinz würde ihn nicht einfach laufen lassen, nicht, nachdem er als Dieb und Eindringling verhaftet worden war.

Oceans - One Piece ZoSan Meermenschen AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt