Oceans - One Piece ZoSan Meermenschen AU

Chapter 14

Bei den Übungen am nächsten Tag herrschte das reinste Chaos. Nachdem für heute kein Schwertkampf angesetzt war, nahm Zoro an den Gruppenübungen teil. Die Männer teilten sich hierzu in zwei berittene Gruppen auf und versuchten, ihre einstudierten Formationen zu halten, während die jeweils andere sie zu brechen versuchte.

Die Übungen verliefen vergleichsweise gut. Jedenfalls sehr viel besser als zu dem Zeitpunkt, als Sanji sie eingeführt hatte. Die Männer nahmen ihre Formationen immer schneller und flüssiger ein, und so langsam ließen sie erahnen, was mit einigem an Arbeit aus dieser Truppe werden konnte. Auch die Streitereien waren bedeutsam weniger geworden. Dabei half es enorm, dass die Männer den ganzen Tag beschäftigt und dementsprechend zu erschöpft waren, um sich gegenseitig an die Kehle zu gehen.

Doch es gab noch immer einzelne, die aus der Reihe tanzten. Bereits zwei Mal waren an diesem Tag Pferde durchgegangen, und das konnte kein Zufall gewesen sein. Die Pferde des Königshofs waren gut trainiert und kannten es, auch auf engem Raum und in Formation geritten zu werden. Außerdem wies eines von ihnen einen blutenden Schnitt an der Flanke auf, nachdem es seinen Reiter, einen Soldaten der Prinzengarde, abgeworfen und beinahe zertrampelt hätte. Nach beiden Vorfällen hatte es eine Ewigkeit gedauert, bis die Pferde wieder beruhigt und die Männer wieder in Formation gebracht waren.

Das Tier war absichtlich verletzt worden, und den Männern war das auch klar. Doch nachdem Kenta die Aufsicht über die Gruppenübungen hatte, tat sich auch mit den eindeutigsten Beweisen nicht viel.

Zoro knirschte mit den Zähnen. Es wurde immer offensichtlicher, wovor Sanji ihn damals gewarnt hatte. Dieser Mann war eine Gefahr für ihre gesamte Truppe. Kenta lag nichts daran, den Frieden zu wahren und den Männern Disziplin beizubringen. Er genoss es, wenn Chaos herrschte. Er war nicht hier, um Sanji dabei zu helfen, sein Ziel zu erreichen. Ganz im Gegenteil. Wenn es nach Kenta ginge, wäre Sanji vermutlich schon lange unter der Erde und damit aus dem Weg seines Onkels.

Als das nächste Mal eines der Pferde erschrocken aufwieherte und sich auf die Hinterbeine stellte, reichte es Zoro endgültig. So konnte man eine Truppe nicht führen. Man konnte sich nicht Kapitän schimpfen und dann die Augen verschließen, wenn die eigene Truppe auseinanderfiel. Jeder, der auch nur ein Fünkchen Ehre hatte, wäre angewidert von Kentas Verhalten.

Der Soldat auf dem Rücken des scheuenden Pferdes hielt sich mit Mühe und Not im Sattel. Zoro kannte ihn. Sein Name war Cenja. Er hielt öfter vor Sanjis Zelt Wache. Ein feines Rinnsal Blut lief an der Seite seines Pferdes hinunter, direkt dort, wo der Sattel endete. Die zwei Soldaten in Rot, die direkt neben ihm geritten waren, wendeten betont den Blick ab.

Ein anderer Soldat in roter Tunika eilte herbei und griff nach den Zügeln, um die Stute zu beruhigen, und schließlich noch einer, und zusammen schafften sie es, das verängstigte Tier wieder so weit zu beruhigen, dass Cenja gefahrlos absteigen konnte, ohne einen Huf an den Kopf zu kassieren.

Die meisten von ihnen waren ja gute Männer und fähige Soldaten. Sie standen auf Sanjis Seite. Er war schließlich ihr Prinz, und ob sie der Königs- oder der Prinzengarde angehörten, spielte im Endeffekt keine große Rolle, wenn man sich nicht einzig und allein hinter Jujji gestellt hatte.

Zoro stieg von seinem Pferd und drückte wortlos Finley die Zügel in die Hand, der direkt neben ihm auf seinem braunen Hengst saß und das Chaos mit zusammengekniffenen Augen beobachtete. Viele der anderen Soldaten schüttelten den Kopf und führten ihre Pferde vom Platz. Die Übungen wären sowieso bald beendet worden, nachdem die Sonne bereits auf ihrem Weg den Horizont hinunter war.

Kenta stand am Rand des Übungsgeländes und unterhielt sich betont entspannt mit einem der ranghöheren Soldaten der Königsgarde.

„Kapitän", sagte Zoro, als er bei ihm angekommen war. Das Wort hinterließ einen bitteren Beigeschmack auf seiner Zunge.