Binsung - Rap and Flap

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Rap and Flap

Pov Jisung

Ich hasse ihn!

Mit zusammengebissenen Zähnen starre ich auf den Bildschirm meines Ipads und muss mich stark zusammenreißen, um nicht aufzuspringen und irgendetwas kaputt zu machen. Wie kann er es nur wagen meine Familie zu beleidigen? Bevor ich noch länger in sein verlogenes Gesicht schauen muss, schalte ich mein Ipad aus. Seitdem ich rappe und damit in der Underground Szene recht erfolgreich geworden bin, ist er mein Gegner in jedem Freestyle Battle-Rap gewesen. Seo Changbin, oder auch SpearB. So lautet zumindest sein Künstlername. Seine - natürlich hauptsächlich weiblichen - Fans mögen ihn angeblich wegen seiner "charmanten" und "süßen" Art. Wenn der süß sein kann, bin ich ein Streifenhörnchen.

Jiiiiiisuuuung!" Erschrocken schnelle ich vom Sofa hoch und drehe mich zur Tür, durch die nur eine Sekunde später ein fluffiger, hellblauer Haarschopf hereinstürmt. „Felix, ist alles in Ordnung?", frage ich verwirrt, als ich meinen kleinen Bruder erkenne. „Hast du das Battle-Rap von Changbin gesehen?", quietscht er und schaut mich aus großen Augen an. Ich nicke nur und wuschel ihm leicht durch die Haare. „Aber du sollst dir so etwas doch nicht anschauen", ermahne ich ihn, da ich die meisten Raptexte nicht für jugendfrei halte. Felix ist erst 12, doch er schaut sich schon immer alle meine Auftritte an und da muss er nicht noch mehr von den Shows sehen.

„Ich wollte doch nur schauen, ob er weiterkommt." Trotzig verschränkt er die Arme voreinander und ich kann nicht anders als bei dieser Geste zu lächeln. In diesem Moment höre ich das Klicken der Haustür und schon im nächsten Augenblick erscheint meine Eomma im Türrahmen. „Jisung, können wir kurz re- ach Felix du bist auch hier. Wie wäre es, wenn du eben mit Polly rausgehst?", schlägt sie vor und sofort beginnt Felix zu strahlen. „Au ja", ruft er und stürmt davon, um unseren Cocker Spaniel zu holen. Meine Eomma schaut ihm kurz lächelnd hinterher und setzt sich dann neben mir aufs Sofa. Ich lasse mich auch wieder auf die gemütliche Sitzfläche fallen und frage mich, was sie wohl mit mir besprechen möchte.

„Bist du aufgeregt wegen morgen?", fragt sie und mustert mich mit diesem typischen besorgten Elternblick. „Ein wenig, warum?", antworte ich, obwohl ich schon ahne was jetzt kommt. „Ich habe eben das Halbfinale gesehen und wollte mich vergewissern, das alles bei dir in Ordnung ist", erwidert meine Mutter. Sie hatte also auch gehört, dass Changbin im Battle-Rap mich und meine Familie in seinem Text mit grenzwertigen Themen in Verbindung gebracht hatte und sie kann sich denken, dass ich deswegen aufgebracht bin. „Du brauchst dir keine Sorgen machen, Eomma", versichere ich ihr und umarme sie kurz. „Morgen werde ich gewinnen", verspreche ich und schaue sie entschlossen an. „Egal wie es morgen ausgeht, ich bin stolz auf dich mein Schatz", lächelt sie und steht dann auf. „Ich koche heute dein Lieblingsessen", fügt sie noch hinzu und verschwindet dann in der Küche. Ich bin so dankbar, dass meine Familie mich bei allem unterstützt. Vor allem für ein so konservatives Land wie Südkorea ist das keine Selbstverständlichkeit. Morgen im Finale werde ich ihnen zeigen, wie viel mir ihre Unterstützung bedeutet!

14 Stunden später bin ich nur noch halb so selbstsicher wie gestern. In weniger als einer halben Stunde muss ich auf die Bühne und wie immer kurz vor einem Auftritt, lassen mich meine Nerven im Stich. Nervös laufe ich auf und ab, doch als auch das nicht hilft, gehe ich auf die Toilette, um mich zu erfrischen. Kalt fließt das Wasser mein Gesicht herab und hinterlässt ein kühles, angenehmes Gefühl auf meiner Haut. Zufrieden seufze ich auf und schließe die Augen, um mich noch besser für meinen Auftritt sammeln zu können. „Wen haben wir denn da?" Das hat mir gerade noch gefehlt. Diese Stimme würde ich unter tausenden erkennen. Leider.

Mit einem gekünstelten Lächeln drehe ich mich um und begrüße meinen Gegner: „Ach wie schön, dass du auch hier bist." Changbin tritt auf mich zu mit einem genauso falschen Lächeln im Gesicht. „Siehst ja nicht besonders gut aus. Aber ich habe sowieso schon so gut wie gewonnen", grinst er überheblich und ich schnaube wütend. „Vergiss es. Ich werde zu hundert Prozent gewinnen!", gebe ich überzeugter von mir, als ich eigentlich bin, doch anscheinend provoziert es ihn dennoch. „Wollen wir wetten?", schlägt er vor und kommt mir noch näher, sodass uns keine 20 Zentimeter mehr trennen. „Was bekommt der Gewinner?", entgegne ich sofort und Changbin überlegt kurz, bevor seine Augen einen hinterlistigen Ausdruck annehmen. „Der Verlierer muss dem Gewinner einen Blowjob geben", sagt er dann nüchtern und ich erstarre.

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