Kapitel 5

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Doch er sah ganz anders aus, als noch vor ein paar Tagen, wo ich ihn bei ANGST gesehen habe. Diesmal trug er weder weiße Klamotten, noch sah er gepflegt aus.

Seine Sachen hatten überall Löcher und man konnte sehen, dass er sich eine Weile nicht mehr rasiert haben musste. Was zur Hölle sollte das?

"Du", gab Minho sauer von sich und wollte auf meinen Bruder losgehen, doch ich hielt ihn zurück. Nicht, weil ich Clyde schützen wollte, sondern eher, weil er sonst nicht mit uns reden würde. Dafür kannte ich ihn einfach zu gut.

"Was soll das? Lass mich los!", fuhr Minho mich an. Er war deutlich stärker als ich und deshalb ließ ich ihn los, jedoch rannte ich schnell an ihm vorbei und stellte mich vor meinen Bruder.

"Mithilfe von Gewalt wird Clyde nicht reden", entgegnete ich und versuchte ihn zurückzuhalten. Thomas und Newt standen einfach nur da und sahen uns dabei zu.

"Wer sagt denn, dass ich reden will?", meinte Minho und klang noch immer ziemlich sauer. Ich konnte ihn verstehen, Clyde sollte eigentlich tot sein und war es nicht. Wenn man eins und eins zusammenzählte - und das tat Minho - dann wusste er, dass er für ANGST arbeitete. Doch woran er nicht dachte ist, dass Clyde uns einige Sachen verraten könnte.

"Ich, denn glaub mir, wenn wir ihn einfach umbringen, dann haben wir nichts davon. Er arbeitet für ANGST, was bedeutet, dass er sicherlich ein paar Antworten für uns hat", sagte ich und bemühte mich um einen ruhigen Ton. Seine Augen weiteten sich, als ihm das bewusst wurde.

"Fein. Thomas, Newt, haltet ihn fest. Wir werden mit ihm reden, aber wir müssen uns beeilen", befahl Minho und übte sich gekonnt in seiner Rolle als Anführer.

Newt und Thomas taten, was ihnen gesagt wurde und sie hielten ihn fest. Clyde wehrte sich zu meiner Überraschung gar nicht und sah uns einfach an.

"Weshalb bist du hier?", wollte Minho wissen. Ich hatte mich mittlerweile wieder zu meinem Bruder gedreht und meine Arme verschränkt.

"ANGST hat mich rausgeworfen, nachdem ich jemanden habe fliehen lassen. Ich schwöre euch, dass ich kein Feind bin", versicherte er uns. Blöd nur, dass keiner ihm das zu glauben schien. Weder die drei Jungs, noch ich. Dafür hatte er uns schon zu oft hinters Licht geführt.

"Wen?", wollte ich dennoch wissen, denn ich war eine neugierige Person. Außerdem fiel mir niemand ein, der von ihnen festgehalten wurde außer Gally.

"Jemand unwichtiges. Aber das beweist doch, dass ich kein Feind bin. Ich bin ein Freund und will euch helfen", versuchte er uns das zu erklären. Minho lachte kurz auf, was zeigte, dass er ihm noch immer nicht glaubte. Genauso wenig wie ich. Denn wie hieß es so schön? Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er auch die Wahrheit spricht.

Früher hätte ich ihm geglaubt. Gott verdammt, ich hatte ihm sogar geglaubt als er sagte, er würde uns aus ANGST rausholen. Zu der Zeit begann ich diese Organisation zu hassen und hatten ihn darum gebeten, mich hinaus zu lassen.

Doch anstatt mir zu helfen und seinem Versprechen nachzugehen, ging er einfach nur zu Paige und erzählte ihr von meinen Zweifel. Daraufhin redeten sie und andere ANGST-Mitarbeiter immer wieder auf mich ein. ANGST sei gut. Natürlich glaubte ich das nicht mehr, doch ich versuchte auch nicht noch einmal, irgendwie zu verschwinden. Sie hätten mich sowieso wieder gefunden.

Wir würden Clyde nicht zurücklassen. Dass könnte ich nicht. Aber ihm vertrauen? Dieser Zug war schon lange abgefahren. Er würde mit uns kommen, genauso wie all die anderen Lichter. Das war es dann auch schon. Keiner würde auf ihn hören. Wirklich niemand.

"Mir egal, ob du ein Freund oder ein Feind bist, Clyde. Du hast mich hintergangen. Meinetwegen kannst du mitkommen, aber als Bruder bist du für mich gestorben", sagte ich nur und ging zurück in den Schlafraum. Der Flat Trans würde sich bald öffnen und wir mussten die anderen noch wecken. Keiner sollte zurückgelassen werden, nur weil mein Bruder schon wieder für Trubel sorgt.

Scorch Trials - The Lover || tmr ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt