Kapitel 3

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Heute gab es Spaghetti Bolognese. Das Abendessen verlief bisher schweigend, worüber ich froh war, so konnte ich mich aufs essen konzentrieren. Ziemlich angenehm. Keiner von meinen Eltern hatte auch nur einen Ton von sich gegeben. Nur mit ihren Blicken hatten sie mir Vorwürfe gemacht. Die Stimmung war definitiv angespannt. Bestimmt hatte Papa Mama verboten irgendwas zu sagen, was zu einem unangenehmen Gespräch führen könnte. Aber je öfter ich zu meiner Mutter sah, umso mehr erkannte ich, das ihre Gefühle sie jeden Moment überwältigen würden. Als sie Luft holte, machte ich mich gefasst. Doch zu meiner Überraschung verhielt sie sich ganz ruhig, atmete lediglich einmal aus. Bestimmt um den Stress runter zu schlucken.

„Tante Marian kommt an Weihnachten her." Gab sie bekannt. Ich fing an zu strahlen. Die Freude hatte sich also nicht ganz von mir abgewandt. Marian lebte in Hamburg, deshalb sah ich sie nicht oft. Aber sie war so verdammt cool, sie war aufopfernd, hörte zu, konnte Papa nicht leiden und gab ihm immer Gegenwind. Sie hielt die Missachtung meinem Vater gegenüber auch nicht gerade verborgen, weshalb er sich wohl auch gerade halb an der Nudel verschluckte. Verdient.

„Wie schön." Log er, nicht einmal versucht es zu verbergen. Das würde noch zu einem Streit führen. Nicht mein Problem.

„Aria..., habt ihr eure Mathearbeit wieder bekommen?"

Small Talk sollte es also sein. Mama versuchte auch alles.

„Nein."

Sie war mit der Antwort nicht zufrieden. Ganz im Gegenteil, ihr Blick mir gegenüber wies deutlich darauf hin, dass sie mehr wissen wollte. Auf eine Unterhaltung hatte ich aber nun einmal keine Lust, vor allem weil ich nicht wusste, was man noch auf ihre Frage antworten sollte.

„Aria, kannst du mir bitte eine richtige Antwort geben?" sie hob ihre hellroten Brauen. Wenn sie sie nicht nachmalen würde, sähe es aus als hätte sie keine. Das alles ging mir jetzt schon wieder auf die Nerven. Die Freude die ich wegen Marian verspürt hatte, hatte sich wieder verflüchtigt.

„Nein, haben wir nicht." Antwortete ich also gereizt.

Gekonnt drehte ich die Nudeln in die Gabel und schob sie dann auf den Löffel. Gerade als ich sie in den Mund nehmen wollte, ließ Mama genervt ihr Besteck auf den Tisch fallen. Papa sah nur kurz in ihre Richtung, bevor er sich wieder den Spaghetti hingab.

„Bei dir kann man auch wirklich machen was man will. Mit dir ist ja nicht einmal ein Gespräch mehr möglich." Giftete sie mich an.

Immer dieses Theater. Was sollte man denn auf so eine Frage groß Antworten?

Ich wollte doch nur mein Essen so schnell wie möglich vertilgen, um auf mein Zimmer zu kommen. Wenn ich aber keinen totalen Stress haben wollte, musste ich jetzt ruhig bleiben. Tief Luft holen.

„Mama, ich bin am Essen. Und du hast mir beigebracht, dass man mit vollem Mund nicht spricht. Außerdem, was willst du auf so eine Frage denn noch hören?"

Etwas provokant, aber gut entgegen gebracht.

Ich war relativ zufrieden mit meiner Antwort. Allerdings war ich der Meinung, dass wenn man gereizt war, man trotz jeglicher Ruhe, nicht nett klang.

„Komm mir jetzt nicht so Aria, langsam hab ich genug von dir!"

„Ja! Ich auch von dir, falls dich das interessiert." Entfuhr es mir.

Sie sah mich geschockt an. In mir barste ein Sturm, der langsam immer wilder wurde. Was hatte ich getan? Ich wollte doch einfach nur meine Ruhe haben. Sie hatte doch angefangen, wieso war ich jetzt wieder die Böse?

„Verdammt nochmal Schluss jetzt." Donnerte die Stimme meines Vaters, der vor Wut so schnell aufgestanden war, das der Stuhl zurück gefallen war. Satchmo kam angelaufen und stellte sich neben meinen Stuhl. So ein guter.

BrieffreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt