Worüber der Wald summt

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Vor jenen Zeiten, bestand der Wald nicht nur für sich selbst im fortlaufenden Rhythmus der Jahreszeiten. Als er sich auf den Winter vorbereitete, änderten sich gehorsam die Farben seiner Roben und er zog sie ohne Protest einfach aus. Der Wald streifte sich ab, aber er war immer ruhig, ernst, voller Würde und Vertrauen in seine Kraft und in seiner Mission. Er war bereits in den Herbstnebel eingehüllt, die Arme der Bäume waren schleimig und sie schlugen gegeneinander bei ihren endlosen miteinander Unterhaltungen. 

Wobei ganze Cliquen schwarzer Vögel stifteten über die trostlose Blindheit der Felder. Diese Schwärme bedrängten in Massen die mit dünnen Eisschichten verklumpte Erde, die durch unersättliche Schnäbel und Krallen nicht ausgegraben werden durfte. Der Winter wurde schlicht bewölkt geboren, er wanderte durch die abgetragenen Felder vertilgte, was der Herbst nicht erschöpft hatte. Er wuchs zu einem Riesen heran, verspottete alles auf seinem Wege, weil er alles vollständig unter seinen Einfluss nahm und erbarmungslos mit dem Schnee den Boden mit einer festlichen Tischdecke für sich deckte.

Die Helligkeit übertrug sich über die weite Ferne und blendete wie weit das Auge weilte mit seinem makellosen, hellen Weiß. Der Winter hat der Erde Erleichterung gebracht; Nach scharfen Winden und grauen Frösten, die wie Reißzähne sich über den Weltkörper durchbissen, wickelte er die Natur in eine weiße Decke, kühl aber gemütlich um. Manchmal ließ der Wind nach, versteckte sich irgendwo in der Abgeschiedenheit des Waldes und wich respektvoll dem Platz diesem königlichen Weiß, und die Felder wie mit einem Pelzmantel bekleidete. Bitterer Frost und Schnee nahmen die Erde in ihre dominierende Kraft ab jetzt an. Ihr eisiger Atemzug flutete über die weißen Erdböden über die gefrorenen Wälder, gleichzeitig das Wasser in schwerer Rüstung passiv in erstarrte Träume zusammendrängte, so schien es sich allesamt zu einem Ball zusammengerollt zu haben. Sehnsucht und Melancholie versendeten ihre kalten Lichter, die in lila Satinschärpen den kostbaren Pfad mit dem Hang des Himmels bedeckten. In kurze fielen sie tiefer und versteckten sich vollständig hinter dem schwarzen Rand des Horizonts. Der Mitternachtswind wehte heftig, warf einen Schneestaub aus den Säcken voller Hexenschaum und trug ihn mit einer höllischen Pfeife über den Himmel hinaus. Die Wälder schliefen ein unter der Flut des Winterstaubs voll Pulverhaufen erzeugt, der bis zum Boden gereinigte Himmel leuchtete schwach wie atemgetränktes Glas. Die Flügel der gutmütigen Brise klapperten gegen die Zweige, die mit trockenen, raschelnden Kiefern und Tannen zu spielen begannen. Der Wonnemonat kam dieses Jahr unerwartet, als einige Waldmenschen immer noch an den Winter glaubten, plötzlich die dunkle Nacht mit warmen Windflügeln aus dem Süden erleuchtet wurde. Gestern lag noch Schnee weiß und glitzerte vor Frost unter der Glaskruste. Das glatte Eis riss in den Flüssen, Wolken schwer wie Sackleinen gefüllt mit Schneeball. Dann brüllte etwas weg, etwas raschelte Wind kam gleichzeitig: feucht, müde, heftig. Am Morgen schmolz der Schnee bereits, schwarzes Wasser floss auf der Eiskruste, die Erde zeigte sich wie eine Braut aus Schneegliedern, eine Lerche flog hoch, ein Storch schien durch seine Reise abgemagert und sogar eine unruhige Schwalbe verirrte sich über dem Hang des Flusses. Diejenigen, die im Winter einschliefen, erwachten entgeistert durch das schnurren den Bächen und stürzten der Schneehaufen.

Und Tag für Tag gab es mehr von ihm, nicht diesen ruhigen und duftenden Frühling, der später Wunden heilt, die zerrissene Erde bedeckte, Blumen sät und mit heißer Sonne scheint und warme Tränen vergießt, sondern einen militanten Frühling, der den grauen Winter ergreift und ihn wegrollt.

So war es eines frühen Morgens, als der große Mond hinter den Wolken hervor spähte und beleuchtete die Gegend, durchbrach das Dickicht des Waldes mit seinem Glanz und ließ den versilberten Abdruck zwischen den Bäumen. Es war still, nur noch der Anflug des Nachtwindes heulte manchmal zwischen den Kiefernkronen, und aus der Ferne kam der eintönige Ruf des Waldkauzes. Dem Sonnenaufgang ging eine feierliche Stille voraus - nur die Vögel wachten langsam in den Zweigen auf und sprangen unruhig aus ihrem nächtlichen Dasein. Der Wind erreiche die Gipfel des Waldes, der immer näher und lauter reagierte um die Musik des Morgenliedes zu entfalten. Die Sonne schoss plötzlich Strahlen nach oben und traf die Nacht erbarmungslos damit, die schnell davonlief. Als die Nachteulen geräuschlos mit ihren Flügeln zu ihren Schlafnesten zurückkamen, konnten die Überreste der Schatten und der Dunkelheit sehen, die im Tageslicht schmälzten. Über den Bächen und Wiesen kochten durchsichtige Dämpfe wie Rauch, entkamen langsam dem Himmel und verschwanden in der Weite der Luft. Die schrägen Sonnenstrahlen schauten wissbegierig in die Tiefe und verfolgten neugierig, was gewachsen und grün geworden war und über die Nacht erblühte.

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