𝑭𝒆𝒂𝒔𝒕 𝒐𝒇 𝑯𝒖𝒏𝒕: II

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21.03.1848
2 Jahre vor dem Ball

Ein Jahr ist es her, als Gideon Ava zum letzten Mal sah.
Noch länger ist es her, als er sie zum ersten Mal sah.

Sie stand in einem Feld, besetzt von Feuerlilien, und doch war sie es, die die Schönheit des verzehrenden Rotes übertraf.
Sie war so zart, dass Gideon auf der Stelle schwor, sie mit seinem Leben zu beschützen. Er war ihr Ritter.
Mit ihr fühlte er sich komplett, als wenn alles seinen richtigen Platz im Leben eingenommen hatte.

Doch dann kam Kira und nahm sich, was nicht ihr gehörte.
Sie zerstörte alles, was er sich mit Ava aufbaute, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Ava verschwand im Wald, bevor das Gerücht ausging, sie wäre eine Spionin aus dem Land Opalia, mit dem sein Land, dem er treu dient, im Krieg liegt.
Weiter hieß es, sie hätte Gideon ihren Körper in Austausch für Geld angeboten.
Sie wurde nicht mehr gesichtet, auch nicht mehr in Opalia, was darauf schließen ließ, dass sie an den Angriffen, die zu der Zeit an der Grenze stattgefunden haben, gestorben sein muss.

Jeden Morgen, wenn Gideon in seinem Schreibzimmer sitzt und sich den Sonnenaufgang ansieht, denkt er an Ava.

Ich schulde ihr und ihrer Familie so viel...
Er droht, in der geisterhaften Umarmung alter Erinnerungen unterzugehen, würde ihn das Klopfen an der Tür nicht aus den Gedanken reißen.

»Olivia, richtig?«
Im Spiegel hat Kira beobachten können, wie traurig ihr Dienstmädchen aussieht, während sie Kiras rabenschwarzes Haar in eine geflochtene Hochsteckfrisur verwandelt.
Sie nickt schüchtern, traut sich aber nicht, den Augenkontakt im Spiegel zu erwidern. »Richtig.«

»Kannst du mir verraten, wieso mich alle hassen?«
Die junge Dame hält inne. »Hassen?« Ihre Hände fuchteln nervös in der Luft, als würde sie Rauch lichten. Durch die hektischen Bewegungen reißt sie die Haarbürste am Rande des Frisiertisches zu Boden.
»Hassen? Oh, Äh, Nein, Nicht doch, Milady, keiner hasst Sie!«

»Und wieso siezt ihr mich andauernd oder nennt mich beim Titel? Um ehrlich zu sein ist mir das ausgefallen, weil ihr mit Gideon vertraut umgeht.« Während Olivia schweigt, beobachtet Kira geduldig mit, wie sie nervös an ihren Ärmeln zupft. »Ich meine, Kira würde mir reichen.«
»Es ist nur..« Olivia stammelt, kämpft sichtlich bemüht darum, die richtigen Worte zu finden.
»Sie waren in Vergangenheit skrupellos uns gegenüber.«

Gezwungenermaßen schluckt Kira den brennenden Durst nach der Wahrheit hinunter, denn nicht nur die Blicke der anderen, die sie bisher auf sich spüren durfte, auch, wenn ihr jeder aus dem Weg ging - selbst jede Faser ihres Körpers flüstert ihr das Selbe zu.
Du bist es Schuld.

Mit einer schwungvollen Drehung auf dem Hocker widmet sich Kira ihrem Dienstmädchen.
»Was habe ich getan?«

»Am Tag Ihres Einzuges habe ich eine Backpfeife von Ihnen bekommen.«
Kira reißt die Augen auf. »Pardon?«
»Es war nur zur Demonstration aller Beteiligten, die an dem Abend zusammen waren, um Sie zu begrüßen. Ein Vorgeschmack auf das, was passieren mag, wenn man Sie ohne Titel ansprechen würde.«
»Ich kann verstehen, weshalb besonders Gideon mich hasst.« Armeverschränkt senkt Kira den Blick auf den Boden.

»Wir alle kennen Gideon schon lange. Agatha und Malcolm kennen ihn seit der Geburt und ich bin mit ihm als meinen Herrn aufgewachsen. Gideon hat sich seinen Titel reichlich verdient. Wir hatten schon Angst, er würde sein Schwert heiraten.« Sie kichert leise und auch Kira kommt nicht davon weg, ihren Mundwinkel anzuheben. »Er war immer sehr Ernst und auf seine Karriere fokussiert. Und dann kam Ava.«

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 17, 2023 ⏰

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𝐒𝐡𝐚𝐝𝐞𝐬 𝐨𝐟 𝐋𝐨𝐯𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt