Kapitel 121.

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An einem sonnigen Tag sitzen viele Patienten mit ihren Betreuern auf dem Hof. Ein paar sitzen nur in der Sonne. Andere fahren Fahrrad oder sitzen auf den Bänken und lesen ein Buch. Ein paar spazieren einfach nur. Und die sechzehn Jährige Risikopatientin, sitzt bloß unter einem Baum im Schatten und kann die Helligkeit und die ganzen Leute nicht ertragen. Mit wem sollte sie auch Kontakt suchen? Hier sind kaum Menschen in ihrem Alter. Alle sind so viel älter als sie und sie fühlt sich garnicht wohl. Wieso wurde sie nochmal dahin gebracht?  Sie hatte sich in einer Badewanne ertränkt und wurde glücklicherweise zurück ins Leben geholt. Doch ist es für sie auch so, dass sie darüber glücklich ist? Dann hatte sie sich mit einer Glasscherbe sehr tief in die Pulsadern geschnitten und all das nur, weil ihre Psychologin noch nie mit Jugendlichen zu tun hatte und diese Selena sehr bedrängt hat mit Dingen, wo eigentlich Vorsicht angegangen werden muss. Und zusätzlich ist der Entführer Edward James immernoch auf freien Fuß und wurde sogar vor der Psychiatrie, in der sich inzwischen auch die Mutter von Faith, Selena und Zayn befindet. Das Thema mit ihrem Bruder und ihrer Mutter muss immernoch sanft angegangen werden. Liam erfuhr heute, dass seine jüngste Tochter in ein Zimmer gemeinsam mit seiner vor jahrelangen verschwundenen Ex-Frau verlegt wird. Trotz Unsicherheiten und Schmerz der Vergangenheit stimmte er zu, da er hofft, dass es so der gemeinsamen Tochter endlich wieder besser gehen wird.
Melody, die einzige mit der sie sich auch wirklich unterhalten kann, hat dafür gesorgt, dass sie andere Medikamente bekommt, die nicht all zu krass sind wie diese zuvor.  Selena ist ein ziemliches Sorgen Kind.
Melody traut keiner Psychologin hier mehr, die auch wirklich helfen kann. Dr.Darcey, die sie davor hatte, wurde erstmal für eine lange Zeit beurlaubt und muss nun wieder Fortbildungen machen, da ihr Umgang nicht entsprechend der seelischen Lage von Patienten ist.  Eigentlich redet Selena nur mit ihr. Faith und Liam kommen zwar immer wieder, doch so richtig an sie heran kommt niemand. Die Jugendliche sieht keine Hoffnung mehr in irgendwas, seit ihre Mutter von Edward James angegriffen wurde und dieser hier in der Nähe gesichtet wurde. Er kommt zwar nicht herein, doch wie lange ist er noch auf freien Fuß?

Melody kommt zu ihr und setzt sich neben sie unter den Baum im Schatten  ,, Magst du kein Sonnenlicht?", fragt sie mit einem leichten Lächeln
,, Ich bevorzuge die Dunkelheit"  ,, Das ist auch manchmal ganz gut, solange man wieder heraus kommt. Ich wollte dir etwas sagen. Wir bekamen heute eine Lieferung. Im Gemeinschaftsraum steht jetzt ein Klavier. Du machst doch gerne Musik"   ,, Das ist schon lange her"  ,, Du kannst es ja trotzdem mal ausprobieren, wenn du das willst. Ich hab früher auch gespielt, aber ich hab keine Lieder sowie du geschrieben. Das konnte ich nicht. Ich hab bloß ein bisschen Klassische Musik gemacht" , erzählt sie weiter   ,, Beides ist okay", lächelt Selena leicht.
Ihr blasses Gesicht, ihre Augenringe und leeren Augen machen ihr trotzdem noch Sorgen  ,, Möchtest du mir deine Gedanken erzählen? Oder möchtest du einfach ein bisschen allein sein? Beides ist okay", die Krankenpflegerin lächelt sie erneut an.
,, Ich weiß es nicht. Ich weiß eigentlich garnichts mehr und verstehe das alles selbst nicht"
Und daran erkennt, dass Selena trotzdem das Gespräch etwas sucht, sonst hätte sie bloß mit der Schulter gezuckt wie sonst so oft   ,, Ich finde das vollkommen normal. Manchmal weiß man selbst nicht was gerade mit einem los ist. Das habe ich auch ab und zu. Ich weiß dann garnicht, was ich fühle und dann denke ich, dass ich emotionslos bin"
,, Und was machst du dann immer?", fragt Selena sie nun   ,, Ich rede mit jemanden oder schreibe meine Gedanken auf. Dann schau ich mir meine Gedanken an und schreibe daraus dann meine Gefühle auf "
,, Ganz schön kompliziert"   ,, Aber hilfreich. Deine Mutter war in einem Kurs mit anderen. Vielleicht solltest du das auch mal tun? Sie müsste jeden Moment kommen, du kannst sie ja mal fragen, wie es war"   ,, Die sind alle erwachsen. Ich würde mich noch unwohler fühlen als ich es so schon tue"   ,, Verstehe ich. Was wäre eine Lösung für dich, was das Alter angeht?"   ,, Ich weiß es nicht"   ,, Ich wollte dich eigentlich auf die Kinder und Jugendliche Anstalt verlegen, aber dein Vater meinte, wir sollten es erst so versuchen, wenn du bei deiner Mutter bist"
Daraufhin schweigt sie nur  ,, -Was wünschst du dir eigentlich?", fragt Melody einfach so. Daraufhin schaut Selena sie mit gerunzelter Stirn an  ,,- Was wünschst du dir? Und bitte sag mir einen anderen Wunsch, als dieser nicht mehr hier sein zu wollen. Versuch es zumindest "   ,, Ich möchte nur frei sein. Frei ohne Angst. Frei ohne diese Erinnerungen. Frei ohne die Gewissheit, dass er...... jederzeit wieder zuschlagen kann"   ,, Das ist ein guter Wunsch. Möchtest du meine Ansicht dazu hören?"   , sie nickt   ,,- Du kannst das was dir passiert ist, niemals ganz verarbeiten, aber zumindest einen großen Teil, dass du damit klar kommen kannst und dein Leben lebst. Mit deinen Freunden, deiner Familie, deinem geliebten. Aber eine Sache ist möglich und daran arbeiten ganze drei Polizeiwachen", sagt sie während sie Selena anschaut
,,- Er wird gefunden werden und kann dir dann nichts mehr antun. An so einem Ort wie hier, ob umgeben von Erwachsenen oder anderen Jugendlichen, bist du sicher. Es ist eine Chance all das aufzuarbeiten und die schönen Dinge zu sehen. Nicht aufzugeben, sondern deine Stärke wieder zu finden. Du wirst in Ordnung sein. Es wird dir dann zumindest ein bisschen besser gehen. Aber du musst es wollen und annehmen. Verstehst du was ich meine?"
Sie hat Melody sehr gut zugehört und es sich auch zu Herzen genommen, jedoch nickt sie daraufhin nur.
,,- Ich bin direkt da drüben auf der Bank okay? Du kannst gerne zu mir kommen oder ich kann gerne bei dir bleiben, wenn du das sagst"
Als ein erneutes nicken kommt, steht die Krankenpflegerin also auf und setzt sich etwas weiter weg auf eine Bank.

,, Hallo meine kleine", sagt die vertraute Stimme ihrer Mutter  ,,- Darf ich mich zu dir setzen?"
Ihre Tochter nickt, woraufhin sie sich also zu ihr setzt.
,, Ich war eben in einem Tanzkurs mit verschiedenen Leuten. Das war echt anstrengend", lacht diese
,, Und wie war es ? Außer anstrengend?"
,, Es war eigentlich gut und es hat echt Spaß gemacht, aber ich bin froh, dass ich mich selbst nicht tanzen gesehen hab. Das hätte bestimmt ziemlich komisch ausgesehen", lacht Amanda erneut   ,, Hauptsache du hattest Spaß darum geht es. Ich weiß garnicht, wann ich zuletzt getanzt hab..."   ,, Du tanzt gerne?", fragt sie lächelnd  ,, Ich habe früher oft getanzt. Auch schon mit Justin zusammen. Er mag das Tanzen auch"
,, Wie wäre es wenn du morgen mal mit gehst? Das wäre schön. Dann gehen wir zusammen"  ,, Nein ich will nicht"   ,, Okay vielleicht ein anderes mal. Das wäre wirklich schön. Wir beide tanzen um die Wette"
,, Ja vielleicht"   ,, Honey was bedrückt dich noch? Bitte rede mit mir"   ,, Nichts. Ich bin nur müde"
,, Du weißt , dass ich dir das nicht glaube oder? Das war selbst meine Lieblingsausrede"   ,, Ich will nicht reden. Weder mit dir, noch mit Dad, noch mit Faith oder sonst wem. Wann versteht ihr das endlich mal?", und mit dieser Frage geht sie zu Melody  ,,- Ich möchte rein gehen"    ,, Okay kein Problem Süße", sie geht mit ihr rein.

Where are you Mommy? All a lie? Do you love us Dad?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt