Kapitel 117.

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Selena öffnet ihre Augen und blinzelt mehrmals hintereinander, um zu erkennen, wo sie ist. Es sind keine Wolken um sie herum. Sie ist in keinem Himmel. Hat sie den zweiten Versuch eines Selbstmordes schon wieder versaut? Was macht sie denn nur falsch, dass sie immer wieder zurückgeholt werden kann?
Jetzt muss sie also immernoch ihr grausames Leid durchleben. Ist Erlösung von Angst und Qual zu viel verlangt. Als ihr klar wird, dass sie noch lebend in dieser Psychiatrie liegt, seufzte sie. Eigentlich fühlte Selena sich die ganze Zeit hier sicher, das tut sie auch eigentlich immernoch. Aber Dr. Darcey sprach genau die Worte aus, die sie von niemandem hören wollte.
Sel: ,, Oh Mommy, wieso hast du mich nicht gehen gelassen?", spricht sie laut ihre Gedanken aus.
Amanda: ,, Weil ich meine Kinder nie aufgeben werde!"
Selena's Aufmerksamkeit fällt auf die Person, die das gerade sagte. Jemand steht mit dem Rücken zu ihr, die Person trägt die Arbeitskleidung einer Krankenpflegerin. Und diese klang tatsächlich wie ihre Mutter.
Es ist klar, sie ist wahrscheinlich noch ziemlich mitgenommen von dem ganzen Blutverlust und hat nur wieder eine Halluzination.
Doch dann dreht sich die Frau um und Selena schaut in das Gesicht ihrer Mutter.
Sel: ,, Mommy? Nein. Sie hat mich verlassen. Du halluzinierst bloß wieder Selly"
Amanda: ,, Nein ich sagte doch, ich bin immer bei dir", sie kommt mit langsamen Schritten auf ihre Tochter zu. Amanda setzt sich neben sie und nimmt dann Selena's Hand in ihre, worauf sie einen Kuss noch drückt ,,-Ach mein Engel... es tut mir alles so leid. Ich wollte niemals, dass du so ein Leben hast, welches du beenden möchtest, weil es so grausam ist", schluchzt ihre Mutter ,,-Bitte verzeih mir, dass ich nicht auf deine Bitte eingegangen bin, aber Selly bitte verstehe mich, er hat es eigentlich nur auf mich abgesehen", Selena schaut sie fragend an ,,- Ich muss ihn doch von meinen Kindern fern halten. Ich weiß, dass er dir droht. Er weiß das du Angst hast. Er ist garnicht so wirklich hinter dir her, glaube mir. Er verfolgt mich die meiste Zeit über, deswegen musste ich euch doch schon wieder verlassen..."
Sel: ,, Aber wieso arbeitest du dann nicht mit der Polizei zusammen. Ihr könntet ihm eine Falle stellen und er wäre endlich weg. Du könntest endlich zurück zu uns nach Hause kommen Mommy!"
Amandy: ,, Schatz... denkst du etwa, dass ich das nicht möchte? Alles was ich will, ist bei meinen Kindern zu sein, das ihr in Sicherheit seit. Und mit der Polizei zusammenarbeiten? Das habe ich bereits versucht, aber die konnten nichts tun. Er nahm mich als Geisel, hielt mir ein Maschinengewehr an den Kopf und fertig... da durften die nichts machen"
Selena ist das alles zu viel, was ihre Mutter ihr da sagt, sie versinkt ihren Kopf in der Schulter von ihr und weint bitterlich hinein.

Amanda drückt mit der einen Hand ihren Kopf an sich und mit der anderen streichelt sie ihr durch die Haare. Das blöde daran, sie kennt genau jedes Gefühl, welches ihre Tochter fühlt, denn sie durchlebt haargenau dieselben Gefühlen und zwar jeden Tag. Da wäre zum Beispiel die Panik, wenn es dunkel wird oder wenn das Wasser einmal kurz auf kalt springt.
Die Angst vor den Erinnerungen, die sich verstärken, wenn man im Bett liegt, die Gewissheit, dass man eh nicht schlafen wird. Die Furcht das Haus zu verlassen, weil man nicht weiß, was einen erwartet, oder der Scham, wenn man in den Spiegel blickt und weiß, dass man schwach und ein Opfer ist.
Ja jedes einzelne Gefühl, empfindet sie auch.
Die Mutter der gerade mal sechzehn jährigen legt den Kopf auf den von ihr und weint ebenfalls so sehr wie ihre Tochter, aber nicht so laut wie diese, denn immerhin muss sie doch eigentlich stärker sein.
,,- Lass uns von hier verschwinden mein Engel. Dann bist du wenigstens bei mir und ich kann dich wenigstens beschützen!"
Sel: ,, Wäre das nicht zu riskant? Zwei Fliegen mit einer Klatsche? Wir können einfach Daddy um Hilfe bitten"
Amanda: ,, Ich möchte ihn da nicht auch noch mit reinziehen. Faith ist schon mit drin...weil sie herausgefunden hat, dass er dir Drohungen schickt"
Sel: ,, Ich kann nicht mit dir gehen... auch wenn ich es so gerne würde. Er würde uns sofort bekommen!"
Amanda: ,, Was wenn nicht? Wir könnten in ein anderes Land gehen"
Sel: ,, Mommy was ist mit Faith? Und Daddy? Ich kann sie nicht einfach zurücklassen..."
Amanda: ,, Aber das war dir doch auch egal, als du dich zum zweiten mal um....", sie schweigt
,,- Das war dumm von mir hier aufzutauchen. Es tut mir leid"
Sel: ,, Nein war es nicht. Aber ich bleibe hier. Hier bin ich in Sicherheit! Du musst auch hier bleiben. Hier kann dir nichts passiert"
Amanda: ,, Ich weiß nicht, wie lange sie mir noch glauben. Ich hab zwar einen gefälchten Lebenslauf abgegeben, aber irgendwann kommt alles ans Licht"
Sel: ,, Ich gehe hier definitiv nicht weg! Ich fühle mich hier sicher"
Amanda: ,, Schätzchen das ist kein Ort für dich. Ist dir überhaupt klar, dass du mir beinahe weggestorben wärst? Zum zweiten mal?", wieder weinend  ,,- Du brauchst Menschen um dich herum, die dich lieben. Und ich liebe dich über alles meine kleine"
Sel: ,, Kommt schon nicht mehr vor..."
Amanda: ,, Oh Selly...", schluchzend holt sie das Gesicht ihrer Tochter in die Hände
,,- Ich kann dich so gut verstehen. Was denkst du, wie oft ich kurz davor war, von einer Brücke zu springen... aber ich hatte etwas wofür es sich lohnt, weiter zu kämpfen. Meine Kinder. Und du meine kleine, du hast einen wundervollen Freund. Eine großartige Schwester, ein toller Vater und ein großer Bruder. Und mich!", drückt ihr einen Kuss auf die Wange ,,- Du musst weiter kämpfen. Irgendwann bekommst du dein Happy End, das du mehr als alles andere verdienst. Finde deine Stärke wieder. Und wenn du nochmal schwach wirst, werde ich bei dir sein!", Selena bleibt still. Amanda ist froh, dass sie ihre gerade zu labile Tochter beruhigen konnte, denn diese weint jetzt nicht mehr. Vielleicht kann sie jetzt nochmal anfangen, neue Stärke aufzubauen...

Plötzlich wird die Tür aufgerissen und ein aufgebrachter Vater, außer sich vor Sorge um sein Kind, kommt in das Zimmer hinein gestürmt
Liam: ,, Selly!"
Amanda springt hastig vom Bett auf, Panik überkommt sie. Sie darf jetzt nicht erkannt werden, nicht jetzt, wo es Selena schlechter denn je geht. Sie dreht ihren Kopf weg, läuft an ihm vorbei und aus dem Raum hinaus. Allerdings konnte er trotzdem ihr Gesicht kurz sehen, weswegen er dieser Person nachschaut
,,- Selly!", dann läuft er wieder weiter auf seine Tochter zu und schließt sie fest in die Arme
,,- Selly... ich weiß nicht mehr weiter...", weint Liam direkt los ,,- Ich dachte, du fühlst dich hier sicher... hast du die ganzen Polizisten vor und hinter dem Gebäude gesehen und es deswegen wieder versucht?"
Melody: ,, Nicht... sie... sie wusste davon nichts Mister Gomez..."
Sel: ,, Was?", fragt sie fast schreiend ,,- Wie... wieso sind die da?"
Melody: ,, Mister Gomez... bitte nicht jetzt", möchte die Patientin von einem erneuten Zusammenbruch beschützen.
Liam: ,, Sie haben diesen elendigen Bastard vor der Psychiatrie gesichtet ", sagt er dennoch.
Sel: ,, Nein... "
Mommy! Sie darf das Gebäude nicht verlassen. Ich muss sie schnell finden, denkt sie  ,,- Sie darf nicht raus! Sie darf nicht raus!", bricht erneut in Panik aus.
Selena steht blitzschnell auf und rennt aus dem Zimmer. So schnell können Melody und Liam garnicht schauen. Die beiden rennen ihr schnell hinterher ,,- Wo ist sie? ", fragt sie einen ahnungslosen und gerade zu überforderten Pfleger  ,,- Sie darf nicht raus! Sie darf nicht raus!"
Aufgrund das das Minderjährige Mädchen eben so viel Blut verlor, hat sie ein ziemliches Problem mit dem Kreislauf.  Ihr wird schwarz vor den Augen und sie fällt mit ihren Knien auf den Boden.

Erinnerung von Selena:

' Ich höre knackende Äste und Bäume rascheln. Jemand verfolgt mich. Ich renne und renne durch den Park, ich laufe so schnell ich kann. Es ist so dunkel, ich kann kaum etwas sehen. Rauch kommt aus meinem Mund heraus, so kalt ist es. Dann falle ich über etwas und lande auf dem Boden mit meinen Knien. Schnell stehe ich wieder auf und renne weiter, doch dann packt mich jemand von hinten... '

Erinnerung zu Ende.

Liam legt von hinten seine Arme um sie, um ihr aufzuhelfen, doch da schreit seine Tochter direkt los und fängt an um sich zu schlagen.
Liam: ,, Bitte beruhige dich Schätzchen. Ich will nicht, dass sie dir wieder was spritzen müssen...", bittet er sie darum, doch Selena schreit noch lauter, als zwei weitere Hände sie von hinten packen wollen.
Da kommen nun drei weitere Leute angelaufen. Einer davon hat eine Spritze, mit einem Beruhigungsmittel in der Hand, die er dann in ihren Arm stößt. Sofort ist sie ruhig.
Melody: ,, Das geht auch zärtlicher!", meckert die gute Frau kurz. Mit einer anderen Frau heben sie die labile Patientin an den Armen hoch. Selena geht ruhig gestellt mit ihnen mit.
Und Liam, der ziemlich fertig ist und immernoch nicht aufgehört hat zu weinen, geht ihnen hinterher.
Da liegt seine Tochter nun wieder in diesem Bett, hier in der Psychiatrie. Mit einem Druckverband an ihrem Arm und tiefen, schwarzen Augenringen durch die ganzen Medikamente. Ihre Augen sind zwar offen und schauen ihn auch blinzelnd an, aber dennoch kann sie nicht reden, wegen den Beruhigungsmittel. Er hält ihre Hand in seiner
und streichelt ihr sanft durch die Haare.
Liam: ,, Ach mein Mäuschen... du tust mir so leid. Die Polizei ist wirklich zu nichts zu gebrauchen. Ich werde jetzt dafür sorgen, dass die Polizei von Washington diesen Fall unterstützt!"

 Ich werde jetzt dafür sorgen, dass die Polizei von Washington diesen Fall unterstützt!"

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Where are you Mommy? All a lie? Do you love us Dad?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt