Serpent's Lullaby - die Geschichte von Carol Roswell

14 - Schauduell im Uhrenturm

Benny reckte seine Arme in die Luft und streckte sich lang und ausgiebig. Die Ärmel seines Hemdes waren bis zur Elle nach oben gekrempelt und seine Krawatte hing schief von seinem Kragen herab, während sich die Sonne vereinzelt hinter die dicke Wolkendecke kämpfte. »Hach, bin ich froh, Isaac abgeschüttelt zu haben. Er wäre echt sauer, wenn er wüsste, wohin wir gehen.«, summte er gut gelaunt und ließ seine Arme wieder sinken.

»Eigentlich sah Isaac recht glücklich darüber aus, dich mal für eine Weile los zu sein, Strokes.«, warf Lenora mit einem überheblichen Schmunzeln ein, während Carol in Gedanken zustimmend nickte.

Es lag noch keine ganzen fünf Minuten zurück, als sich Carol in der Großen Halle mit Lenora früh vom Mittagessen verabschiedet hat, um angeblich in der Bibliothek ihre Hausaufgaben in Zaubertränke zu machen. Poppy wusste natürlich, dass die beiden zum Treffen der Gekreuzten Stäbe gingen und auch wenn sie es billigte, besaß sie selbst kein Interesse an dem geheimen Duellierclub. Voraussichtlich, da es sich dabei weniger um Tierwesen drehte, denn Poppy wäre in der Tat eine ebenso gute und unerschrockene Duellantin, wie Lenora.

Benny Strokes, der das mitbekommen hatte, hat sich ihnen bereitwillig angeschlossen um ihnen ›zu helfen‹ und Isaac hatte keinen einzigen Widerspruch finden wollen, um ihn aufzuhalten. »Sauer wäre er trotzdem.«, zwinkerte Benny gut gelaunt in die Richtung der Mädchen und grinste sein typisches Siegergrinsen. »Seitdem er Schulsprecher geworden ist in diesem Jahr, nimmt er die Regeln wirklich besonders ernst.«

»Warum sind die Gekreuzten Stäbe eigentlich kein offiziell eingetragener Club von Hogwarts?«, fragte Carol, was Lenora und Benny gleichermaßen ein Schnaufen entlockte. Er fuhr sich mit den Fingern durch seine braunen Locken und verwuschelte sie sich selbst. »Black ist das Prinzip eines Zaubererduells nicht geläufig und er hält es natürlich für viel zu gefährlich für seine reinblütigen Schüler.« Er rollte mit den Augen. »Und dass, obwohl genügend reinblüter und Slytherins selbst daran teilnehmen. Mal unter uns, er ist der mieseste Schulleiter, den Hogwarts je hatte und wegen ihm wird diese Kluft zwischen reinblut, halbblut und muggelstämmig nur noch größer. Letztes Jahr hat Black das Buch eines Erstklässlers mit Glacius auf dem Boden festgefroren, nachdem ein paar Slytherins es in Brand gesteckt haben, nur weil er muggelstämmig ist. Er hat versucht es mit einer Nagelfeile wieder auszumeißeln!«

Lenora seufzte langgezogen, während sie die gewundene Steintreppe in den Kolleghof hinabstiegen. Der Occami-Springbrunnen aus Zink plätscherte munter, als die drei Schüler an ihm vorbeigingen und das Zedernholztor zum Gryffindor-Turm öffneten.

»Ich wusste überhaupt nicht, dass du dieses Jahr auch wieder mitkommst, Strokes.«, schlug Lenora gewissenhaft eine andere Thematik an. Benny hob die Augenbrauen und musterte sie verblüfft. »Warum?«

»Weil doch dieses Jahr die Quidditch-Saison wieder erlaubt ist«, schmunzelte Lenora charmant.

»Hah!«, gab Benny von sich und grinste breit. »Natürlich steht Quidditch für mich an erster Stelle. Aber die Auswahlspiele finden erst übernächstes Wochenende statt. Morgen losen die Quidditch-Kapitäne mit Madam Kogawa die Trainingszeiten für die Nutzung des Quidditch-Feldes unter den Häusern aus. Aber bis dahin kann ich mir die Zeit ja etwas vertreiben. Außerdem muss ich noch Leute werben, für unser Quidditch-Team.«

»Ich denke, dass du dich vor Bewerbern nicht retten kannst, Strokes«, schmunzelte Lenora gelassen und Benny nickte zustimmend. »Das schon, aber von der bekannten Mannschaft von vorletztem Jahr sind kaum noch Leute übrig. Vor allem wird Ruby fehlen, nachdem sie letztes Jahr ihren Abschluss gemacht hat. Selbst Reyes hat sich bei ihr die Zähne ausgebissen.«

Carol empfand sein Gerede über Quidditch noch nicht einmal mehr störend, während Benny mit Lenora weiter über seine Quidditch-Mannschaft grübelte, die noch überhaupt nicht existent war. Nach einer ganzen Woche mit Owens hatte sich zumindest ein vages Interesse für diesen Sport bei Carol geregt, sodass sie sich sogar darauf freute, ihr erstes Quidditch-Spiel zu sehen.