Fourth Wing - Die Glut in meinem Herzen

Das Sparring

Ich bedeutete Violet und Rhiannon vorzugehen und blieb, bis nur noch Professor Devera und ich übrig waren. ,,Ich war nicht überrascht, dass du an die Eisenerz Minen gedacht hattest." Sagte sie ohne Umschweife. ,,Mom war einmal mit mir dort." Erklärte ich und meine Stimme wurde ungewollt leise, so wie immer, wenn ich über meine Mutter sprach.

Devera lächelte. ,,Ich weiß. Sie hatte mir damals einen ellenlangen Brief geschrieben. Darüber wie wütend sie war und das sie dich am liebsten eigenhändig erwürgt hätte, als sie sich durch die engen Stollen quetschen musste, wo du mit einem der Dorfkinder verstecken gespielt hast. Sie sagte, Ashlynn hätte sich vor lachen kaum noch eingekriegt und am Ende wärt ihr alle pechschwarz wieder herausgekommen." Ich konnte mir ein auflachen nicht verkneifen. An diesen Moment konnte ich mich noch zu gut erinnern und an das ehrliche Lachen meines Vaters, als er uns beide so sah.

Es tat unglaublich gut, über Mom reden und in Erinnerungen schwelgen zu können, realisierte ich, als wir noch einige solcher kleiner Anekdoten austauschten. An einige Sachen konnte ich mich sogar nicht mehr erinnern. ,,Ich bin stolz, was aus dir geworden ist!" Meinte sie irgendwann und fasste mich an den Schultern, welche sie aufmunternd drückte. ,,Vielleicht war es nicht das, was du wolltest, aber du bist zur Reiterin geboren worden!" 

Das Gefühl in meiner Brust schwoll weiter an und die Kette fühlte sich warm auf meiner Haut an, als stimme sie den Worten meiner Professorin zu. Trotzdem flackerte das Bild der Heiler vor mir auf, wie sie in ihren Gewändern durch die langen Flure hasteten, von Bett zu Bett, um sich um Kranke und Verwundete zu kümmern. Das war mein Traum gewesen und er ist zerplatz.

,,Was ist, wenn ich es nicht bis zum Dreschen schaffe, oder schlimmer noch, wenn ich beim Dreschen sterben sollte, nachdem ich es soweit geschafft hatte?" Sie drückte mich an sich. ,,Ach süßes Kind, du wirst es schaffen! Du bist genauso stark und Intelligent, wie deine Mutter, genauso mutig und stolz. Drachen ist nichts wichtiger, als diese vier Eigenschaften. Sie werden sich eher um dich streiten, wer von ihnen dich binden darf!" Ich lachte in ihre Schulter hinein und musste mir die Tränen verkneifen.

,,Okay und jetzt ab los zum Mittagessen! Wenn ich mich richtig erinnere, habt ihr danach Sparring." Und plötzlich war die Wärme fort und ich hatte das Gefühl, Steine im Bauch zu haben. Sparring - Violet. Oh scheiße.

Ich verabschiedete mich von ihr und begab mich schließlich im Laufschritt zum Speisesaal. ,,Da bist du ja!" Rhiannon und Violet hatten mir in einer Ecke einen Platz freigehalten, während sich in der Mitte und Nahe der Fenster, die Juniors und Seniors breitgemacht hatten. Schon beim Frühstück war Glasklar gewesen, dass wir hier in einer Hierarchie lebten, in der man nur aufsteigen konnte, wenn man sich als der Stärkere erwies.

,,Ja, ich hatte nur... Ich kenne Professor Devera von früher und wollte nur kurz Hallo sagen." Rhiannon schenkte sich ein Glas Wasser ein und reichte den Krug einmal herum. Ich wollte nicht zu viel preisgeben, denn am Tisch saßen noch Ridoc und Aurelie mit uns und ein Rookie, an dessen Name ich mich nicht erinnern konnte. ,,Du kennst echt haufenweise Leute. Überall höre ich Professoren über dich reden. Scheint, als hegten sie die größte Hoffnung, dass du dich dieses Jahr bindest." Meinte Aurelie, wobei sie sich nicht unhöflich anhörte, sondern eher neugierig, fast schon ehrfürchtig.

,,Ich habe meine Eltern oft begleitet, wenn sie hier am College waren oder zu Außenposten geflogen sind. Viele erinnern sich noch an mich als Kind und wegen dem Binden... Es liegt sowieso nicht in unserer Hand. Die Drachen entscheiden und das ist auch gut so." 

,,Ja, nicht auszudenken, es läge allein an uns! Dann würde wohl jeder X-Beliebige Tyrann einen Drachen kriegen und wie böse das ausgehen könnte..." Ridoc ließ den Satz offen und spießte sich eine Kartoffel auf. Ich wusste noch nicht so recht, ob ich ihn mochte oder ob er einfach nur nervig war. Ich überlegte einen Moment, ob er nicht nervig sein konnte und ich ihn trotzdem gern haben könnte.