Kapitel 5

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Gerädert stand er auf, zog seine Routine, wie jeden Morgen seit knapp einer Woche, durch. Er war noch dünner geworden, schlief viel zu wenig. Sein Gewissen machte ihn fertig, ließ ihn noch mehr Jobs annehmen, damit er mehr und vor allem besseres Essen kaufen konnte, dass er sowieso nur unter seinen Schwestern und ihrem unfreiwilligen Gast aufteilte. Müde und langsam tapste er die Treppen hoch. Am Vorabend war er fast zusammen geklappt, doch ignorierte es gekonnt und bewegte sich einfach ein wenig vorsichtiger. Leise schloss er die Tür auf und spähte hinein, schmunzelte, als er den jungen Lockenkopf da liegen saß. Beide Arme weit von sich gestreckt, auf dem Bauch liegen und ein Bein baumelte über dem seitlichen Bettrand, die Bettdecke bedeckte seine Taille abwärts bis etwa zu seinen Kniebeugen. Louis stellte fest, dass er kein T - Shirt trug, beobachtete entzückt die feinen Muskeln auf der leicht gebräunten Haut, die sich erkennen ließen. Ein leises Schmatzen ließ Louis noch breiter lächeln und ohne nachzudenken, ließ er sich langsam neben ihn sinken und fuhr leicht durch seine Locken. Sein Herz verkrampfte sich merkwürdig als er auf ihn blickte. Schwer versuchte er, den Kloß in seinem Hals herunter zu schlucken. Nie hätte er gedacht, dass er jemanden entführen würde. Niemals hätte Louis gedacht, dass er wirklich jemanden entführen würde, und das nur, weil er seine Schwestern glücklich sehen wollte. Sie hatten es verdient, glücklich zu sein. Jede einzelne von ihnen. Mühsam erhob er sich, nahm das dreckige Geschirr und die dreckigen Klamotten mit und lief dann langsam wieder nach unten. Er fühlte sich so schlecht, so unwohl. Er wusste nicht, wie lange er das noch durchhalten sollte. Er suchte nebenher nach einem weiteren Job, er wusste, dass er nicht lang schlafen würde können die nächsten Tage und Wochen, also konnte er genauso gut etwas sinnvolles in dieser Zeit tun und Geld verdienen. Seufzend räumte er auf, legte den Mädchen Essen hin und verschwand dann, um einem weiteren Job nachzugehen. Er wusste, in nächster Zeit würde er seine Schwestern noch weniger sehen.

Stockholm syndrome // L. S. Short storyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt