Kapitel 3

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Mit schlechtem Gewissen sah Louis auf den Lockenkopf, der im Bett lag und in aller Ruhe schlief. Louis konnte nicht fassen, dass er das getan hatte. Er hatte jemanden nieder geschlagen und entführt. Er, Louis Tomlinson, der soviel Wert auf Freiheit legte. Schluckend stellte er das Essen auf den Schreibtisch, hoffte, dass das Model bald aufstehen würde. Er musste arbeiten, aber würde er gerne wissen, ob es ihm gut ging. Er hatte ihm einen Zettel hingelegt, hoffte, dass er dadurch ruhig war und die Mädchen nicht weckte. Denn er selbst musste gleich wieder weiter, seinen nächsten Job antreten. Seufzend verließ er das Zimmer, verriegelte die Tür wieder. Schweren Herzens lief er nach unten, ging an die Garderobe und zog sich seine dünne, alte Jacke an und ging arbeiten. Als er wieder kam, waren die Mädchen nicht mehr da, sie hatten schon Unterricht. Müde ließ der junge Mann sich auf der Couch nieder, lehnte sich zurück. Er musste noch nach seinem unfreiwilligem Gast schauen, nicht dass es ihm wirklich schlecht ging. Seufzend erhob er sich wieder, tapste langsam nach oben, nachdem er ein Tablett mit frischem Essen und frische Wäsche geholt hatte. öffnete leise die Tür und spähte hinein. Er schien zu schlafen, jedenfalls lag er mit geschlossenen Augen auf dem Bett und atmete regelmäßig, also betrat Louis den Raum leise, schloss die Tür hinter sich und fing an, aufzuräumen. Er sammelte die dreckigen Klamotten ein, räumte die sauberen wieder in den Schrank und legte auch frische Bettwäsche raus, falls sein Gast sie mal wechseln wollte. Ächzend erhob er sich wieder aus der unbequemen Position, in der er grade dabei war, die restlichen Klamotten in den Schrank zu räumen. Als er ein Rascheln und leises Seufzen hörte, schnellte er aber hoch und drehte sich mit großen Augen entsetzt um. Halb offene, grüne Augen blitzten ihn verschlafen an, sein Oberkörper war halb aufrecht, er stützte sich auf seinen Armen ab. Louis verfiel in Panik, schnappte sich seine Sachen, die dreckige Wäsche und das Geschirr, und verschwand innerhalb weniger Sekunden vor der Tür, welche er hinter sich abschloss. Schwer atmend lehnte sich der Kleinere gegen die Tür, schloss seine Augen, versuchte seinen Puls zu beruhigen. Langsam lief er nach unten, räumte wie in Trance auf. Ohne darüber nachzudenken machte er seinen Geschwistern etwas zu essen, deckte den Tisch und räumte das Haus auf. Und das nur, um in Gedanken nicht zu dem Lockenkopf abzuschweifen, der oben in seinem Zimmer lag und schlief. Beziehungsweise geschlafen hatte. Louis hatte an diesem Tag bisher kein einziges weiteres Mal nach ihm gesehen. Und so schnell würde er das auch nicht wieder tun. Erst, als er nach der Arbeit, die er abends noch hatte, heim kam, war er noch einmal nach oben gegangen, hatte gesehen, dass sein Gast wenigstens gegessen hatte und ihm noch ein bisschen Brot mit Aufstrich und frische Getränke hingestellt. Und vielleicht hatte er sich kurz auf dem Schreibtisch abgestützt, da ihn die Übelkeit und der Schwindel, wahrscheinlich verursachte durch seine unfreiwillige Diät und seine fehlenden Pausen, regelrecht überfallen hatte. Und durch seine kurze Pause, in der er nicht auf seinen Gast geachtet hatte, hatte dieser einen kurzen Blick auf ihn erhaschen können. Und was er sah, bestätigte all seine Vermutungen.

Stockholm syndrome // L. S. Short storyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt