Und während Louis den ganzen Tag lang nur an Harry dachte, dachte dieser an Louis. Es faszinierte ihn, was dieser junge Mann im Kopf gehabt hatte. Er dachte nur an seine Schwestern, die anderen Menschen waren ihm egal, doch vor allem war er selbst sich egal. Seine Schwestern standen an oberster Stelle, nichts war für ihn wichtiger. Der Lockenkopf sah an die Decke. Er wusste, dass er irgendwann hier raus kommen würde. Und dann würde er ihn nie wieder sehen. Seufzend drehte er sich auf die Seite, kuschelte sich in die Decke und sah an die Stelle, an der Louis vorher noch saß. Und mit den Gedanken an diesen faszinierenden jungen Mann schlief Harry dann irgendwann ein.
Die nächsten zwei, drei Tage verliefen ähnlich. Harry starrte an die Decke, lauschte den Geräuschen, die Louis und die Mädchen unten von sich gaben. Und wenn eines der Mädchen mal lachte, lächelte auch Harry leicht. Sie klangen so unbeschwert, so glücklich. Und das obwohl sie nicht viel hatten. Leise seufzend setzte er sich auf, sah zu der Gitarre, die in einer Ecke des Raumes stand. Kurz überlegte der Lockenkopf, doch dann stand er auf, schnappte sie sich und setzte sich damit auf das Bett. Er zupfte einfach nur daran, spielte einige sinnlose Melodien. Er lächelte, verlor sich komplett in dem Gitarrenspiel. Und ohne irgendwie darüber nachzudenken, was er da eigentlich tat, fing er an, eine komplett eigene Melodie zu spielen. In seinem Kopf formten sich Gedanken, Sätze, die perfekt auf ihn und Louis passten. Sätze, die sich so richtig anfühlten, so perfekt ausdrückten, was in seinem Kopf abging, wie verwirrt er war. Sein Kopf schoss hoch, schnell legte er die Gitarre beiseite, sprang auf und stolperte über seine langen Beine zu dem Schreibtisch, suchte nach ein paar Blättern und fand sogar Notenblätter und einen Stift. Mit seinen Errungenschaften ließ er sich wieder auf das Bett sinken, legte beides vor sich auf das Bett und nahm sich die Gitarre, fing leise summend an zu spielen. Und während er die Noten nieder schrieb formte sich der Text in seinem Kopf immer weiter, trieb ihn dazu an, schneller zu schreiben. Er traute sich aber nicht, auch nur ein Wort zu singen, aus Angst, Louis könnte ihn hören. Also summte er mit, bewegte seine Lippen lautlos. Und immer, wenn er hörte, wie Louis kam, legte er die Gitarre beiseite, lächelte den Älteren leicht an und wartete bis er weg ist. Louis schien noch immer unsicher zu sein, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte, doch er wurde ein wenig entspannter, erwiderte das sanfte Lächeln von Harry manchmal, aber nur zart, unsicher. Und Harry wurde bei jedem Blick in diese Augen verwirrter und frustrierter. Denn auch, wenn er es ungern zugab, so war ihm doch klar, dass er sich an die Anwesenheit des kleinen, schmächtigen Mannes gewöhnt hatte und ihn gerne um sich herum hatte. Auch wenn er sich überhaupt nicht erklären konnte, warum. Seufzend sah er auf den Text vor sich.I know they'll be coming to find me soon,
but I feel I'm getting used to been held by you.Oh, wie treffend diese Zeilen doch waren. Er wusste genau, dass er nicht ewig hier bleiben würde, auch wenn er es gerne würde. Schluckend sah er vor sich an die Wand, sah in Gedanken aber Louis, mit seinen blauen Augen, die jeglichen Glanz verloren hatten. Das Lächeln, dass so unecht wirkte. Und die kleinen, feinen, fast unsichtbaren Fältchen an den Augen, die einem zeigten, wie viel er früher gelacht haben musste. Harry seufzte leise. Und dann kam in ihm ein Gedanke auf. Ein kleiner Gedanke, der immer größer wurde. Louis wollte nur ein Geschenk für seine Schwestern. Doch was bekam er zu Weihnachten? Ein breites Grinsen schlich sich auf die Lippen des Lockenkopfes. Er hatte da so eine Idee für ein Weihnachtsgeschenk, auch wenn er sich sicher war, dass Louis es wohl eher weniger annehmen würde. Doch er würde es müssen, er würde schon einen Weg finden. Zufrieden lächelnd ließ Harry sich wieder in die Kissen zurück sinken, genau als Louis reinkam, sichtlich gestresst, besorgte Falten zeichneten sich tief in seiner Stirn ab. Verwirrt setzte Harry sich wieder auf, beobachtete Louis, der das Tablett abstellte, das alte nahm und verschwand, ohne einen Blick auf Harry zu werfen. Und, wie Harry bemerkte, ohne die Tür abzuschließen.
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Stockholm syndrome // L. S. Short story
Fiksi PenggemarArm, verwaist, keine richtige Ausbildung. All das trifft auf Louis zu. Und nebenbei muss er sich noch um seine Schwestern kümmern, muss sie irgendwie ernähren und ähnliches. Und dann das Gegenteil von ihm. Reich, gut aussehend, fester Job. Harry St...