Kapitel 12

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Tief durch atmend lehnte Louis sich zurück, versuchte sich zu entspannen. Wieso waren die Mädchen überhaupt wieder da? Es war zu früh. Oder war die Zeit die er mit dem Model verbracht hatte so schnell vorbei gegangen? Leise seufzend erhob er sich von der Couch und lief zur Tür. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen als er bereits von weitem seine Schwestern hörte. Er liebte diese Mädchen so sehr. „Lou!" Kichernd kamen sie alle auf ihn zugerannt, umarmten ihn fest und plapperten ihn voll, schwärmten von ihrem tollen Tag. Louis lächelte nur sanft, hörte ihnen zu und genoss jedes noch so kleine Geräusch das von ihnen kam. Er war so glücklich sie zu haben, egal wie viel Nerven und Schlaf er für sie opfern musste. Gemeinsam gingen sie in die Küche, in der Louis begann für sie zu kochen. Er würde noch gemeinsam mit ihnen essen, dann musste er bereits wieder arbeiten gehen. Doch er erlaubte sich nicht schon jetzt wieder daran zu denken sondern konzentrierte sich wieder auf seine Schwestern, die sein Licht im dunklen Alltag waren. Gemeinsam aßen sie ihr kleines, spärliches Abendbrot bei Kerzenschein. Jede Minute Strom die sie sparten half ihnen. Leise seufzend räumte er alles ein wenig weg, so gut er konnte in der kurzen Zeit die ihm blieb bis er schon wieder verschwinden musste. Wenn er wieder kommen würde würden seine Schwestern bereits schlafen, um fit für den nächsten aufregenden Schultag zu sein. In seiner dünnen Jeansjacke eilte der junge Mann zu seinem Arbeitsplatz, hoffte dass er heute einen guten Tag hatte.

Als er dann endlich spät abends nach Hause kam war er einfach nur müde und wollte in sein Bett fallen. In das Bett, das besetzt war. Grummelnd lief er ins Wohnzimmer, ließ sich einfach genau so wie er war auf die Couch sinken und schloss seine Augen. Die Gestalt die im Türrahmen zur Küche stand hatte er noch gar nicht bemerkt, bis sie sich seufzend bemerkbar machte und auf ihn zulief. Louis öffnete seine Augen halb, sah ihn verwirrt an. „Hm, was machst du hier? Wieso schläfst du noch nicht?" Das Model lächelte ihn nur sanft an, kniete sich neben ihn. „Ich wollte nur sicher gehen dass du nicht auf der Couch schläfst. Na komm, ab ins Bett mit dir." Louis hatte nicht einmal die Energie auch nur annähernd mit ihm zu diskutieren, ließ sich einfach hoch und in sein Zimmer ziehen, wo er dann wie in Trance in seine Schlafsachen wechselte. Gähnend ließ er sich auf sein weiches, geliebtes Bett fallen und sah aus halboffenen Augen zu Harry auf. „Zufrieden?" Es war nicht mehr als ein Hauch, bereits halb im Land der Träume. Das Model lächelte sanft auf ihn herab. „Definitiv." Die Antwort ging im leisen Raum unter, nur der leise, gleichmäßige Atem des klein zusammengerollten schlafenden Louis' und Harry's eigener waren zu hören. Leise und vorsichtig kletterte Harry zu ihm ins Bett, streckte sich über ihn und löschte das Licht. Er wusste nicht warum er das tat, er wusste nicht warum er noch hier war. Er wusste nur, dass es sich genau richtig anfühlte. Lächelnd kuschelte er sich neben Louis in die Decken, sah auf sein nur vom Mond beleuchtetes Gesicht. Er war unglaublich, atemberaubend. Seine Wangenknochen standen prominent hervor, momentan durch den Gewichtsverlust etwas zu sehr, aber das würde Harry schon noch ändern. Seine wundervollen blauen Augen waren verdeckt, doch Harry wusste genau wie sie aussahen, war bei jedem Blick aufs neue fasziniert von der Farbe. Auch wenn sie immer diesen leicht traurigen Schimmer hatten, der auf den Bildern mit seiner Familie noch nicht existierte. Sanft und zögerlich fuhr Harry mit einem Finger über seine Schläfe, an der er vermutete dass sich die Lachfältchen bildeten, die er auf den Bildern immer sah. Louis hatte ein wundervolles Lächeln. Er strahlte geradezu von innen heraus, seine Augen funkelten dann. Und das auf den Fotos. Harry konnte es gar nicht abwarten ihn wirklich mal so strahlend zu sehen, voller Freude, ohne all die Sorgen, die er sich jetzt immer machte. Leise seufzend ließ er seine Hand wieder auf die Matratze zwischen sie sinken und schloss die Augen. Er hatte noch genug Zeit für all das. Hoffentlich mehr als nur die paar Tage bis Weihnachten. Denn auch wenn es manch einer für vollkommen falsch hielt, dass hier fühlte sich einfach zu gut an um es nicht länger zu wollen und dafür zu kämpfen.


Stockholm syndrome // L. S. Short storyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt