Kapitel 2

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Wir jagten noch lange, als die Sonne kurz davor war aufzugehen, rannten wir zurück zur Lichtung. Dieses Mal zog ich mit Leichtigkeit an Annia und Lukas vorbei, Annia lachte leicht genervt. Bei der Lichtung kamen wir dann schließlich zum Stehen. Tarek kam zu uns:,, wie war das Jagen?" Doch ich sah an Tarek vorbei, hinter dem Alpha stand ein anderer großer, schwarzer, kräftiger Werwolf. Ich merkte sofort, dass er ein Alpha war. Knurrend näherte ich mich dem Alpha, irgendwie hatte ich das Bedürfnis, ihn anzugreifen. Der Werwolf sah mich lange an, dann bemerkte er, wer ich war und knurrte mir entgegen. Tarek blickte mich verwirrt an. Ich griff, ohne lange zu überlegen, den schwarzen Werwolf an, dieser jaulte überrascht auf. Wir beiden kämpften gegeneinander, unsere Krallen bohrten sich in seinem Fell. Ich verbiss mich in seinen Rücken und warf ihn um. Tarek sprach kurz kopfschüttelnd mit Annia. Warum hält mich niemand auf? Tarek, du und dieser Wolf seid alle Alphas. Zu zweit kommt ihr noch klar, aber nicht zu dritt. Dieser Drang, einen anderen Alpha zu verjagen, ist normal.

,,Verschwinde! Das ist mein Rudel!"

Der Werwolf knurrte mich an, ich ließ meinen Alpha raus und es erklang ein lautes, mächtiges, bedrohliches Knurren. Die Wölfe um mich herum traten einen Schritt zurück und zogen die Köpfe ein, auch der andere Alpha wich zurück. Wir sahen uns an, bis er endlich den Kopf senkte und sich zurückzog. Das Gefühl verschwand und ich ging wieder zu Tarek.

,,Die Sonne geht bald auf, wir müssen zurück."

Damit löste sich das Rudel auf und rannte in verschiedene Richtungen, ich wartete, bis alle weg waren. Lukas kam zu mir.

,,Tarek war gerade sehr nervös, ich glaube, er macht sich um seinen Alpha-Platz Sorgen. Vielleicht solltest du mal mit ihm reden."

Ich legte mich hin und sah den Wolf an.

,,Ich habe nicht vor, die Alpha zu werden. Wo wohnst du? Vielleicht können wir zusammen zurücklaufen."

,,Ich wohne am Waldrand von Lupinotuum Wald. Und du?"

,,Ich auch."

Lukas nickte glücklich und wir rannten zusammen zurück zur Stadt. Am Waldrand stockten wir und warteten, bis die Sonne aufging. Die ersten Sonnenstrahlen berührten mein Fell, die Energie durchströmte mich wieder und ich wurde wieder zu einem Menschen. Ich sah zu Lukas, dieser hatte sich auch gerade verwandelt. Er hatte blonde Haare, die sich wie eine Welle über seinen Kopf warfen. Er war eher klein gebaut und doch sah man seine Muskeln. Man sollte nicht am äußeren urteilen. Er war kurz davor, mir beim Kampf zu helfen. Ich bin gespannt, wie er beim Kämpfen ist. Ich nickte nur und ging zu unserem Haus. Lukas lief über die Straße, wo er wohnte. Ich wunderte mich, warum ich ihn noch nie gesehen hatte, obwohl wir Nachbarn waren. Mit meinem Schlüssel schloss ich die Tür leise auf und schlich mich in mein Zimmer. Dort zog ich meinen Schlafanzug an, putzte meine Zähne und legte mich dann ins Bett.

***

Ich stand auf einer großen Lichtung, um mich herum sah ich vier riesige Bäume, deren Kronen bis in den Himmel reichten. Die Äste der Bäume reichten fast bis zum Boden. Wölfe traten aus den Bäumen, ich sah sie genau an. Ein Wolf war weiß, genau wie ich, der andere braun, der letzte war grau, mit weißen Flecken, die aussahen wie Wolken. Ich sah mich um, es waren nur drei Wölfe, obwohl vier riesige Bäume auf der Lichtung standen. Der weiße Wolf kam zu mir, ich merkte sofort die Stärke, die von dem Wolf ausging. Mir machte es aber nichts aus.

,Willkommen, Zetuna."

Ich sah die weiße Wölfin fragend an.

,,Ich heiße Kiara."

Die Wölfin lachte und deutete in einen Wald.

,,Dort draußen vielleicht. Hier aber bist du Zetuna. Die Tochter der Flammen. Ich heiße Nahmera, die Tochter der Wellen. Dies ist Thaius, der Sohn des Windes, und Damara, die Tochter der Pflanzen."

Meine Fellfarbe wurde zu feuerrot, Nahmeras Fell wurde weiß, bläulich. Thaius kam zu uns. Ich sah in seinen blauen Augen, erst jetzt bemerkte ich, dass meine Augen auch orange waren, Damara grün und Nahmeras Türkis.

,,Wir werden dich jetzt zurückschicken, viel Glück. Wir werden immer bei dir sein."

***

Ich wachte auf, ich lag wieder in mein Bett. Aus mein Fenster schien die Sonne hinein, ich sah mich verwirrt um. Mein Fell war verschwunden, meine Beine wieder normal lang und meine Füße genauso klein wie vorher. Meine Mutter kam in mein Zimmer.

,,Guten Morgen, Schatz, beeil dich, du musst gleich in die Schule. Ich bringe euch. Ach, und Sam hat Janus gefunden. Aber jetzt aufstehen!"

Ich stand verschlafen auf und lief in mein Badezimmer, um mich erstmal zu waschen. Danach zog ich mir eine Jeans und ein enganliegendes schwarzes T-Shirt an. Ich lief runter, in die Küche, wo meine Mutter schon aufwartete. Sam war schon fertig und aß gerade noch einen Keks. Ich aber ging direkt zum Auto, wir fahren eine halbe zur Schule, da diese auch im Zentrum von Laver lag. Ich sah Lukas, wie er gerade aus dem Haus ging, wir nickten uns nur einmal zu, da wir uns beide nicht als Werwolf zeigen wollten. Lukas winkte mir aber, als meine Mutter und mein Bruder gerade nicht hinsahen, zu. Ich ging zu ihm, lies aber meine Familie nicht aus den Augen.

,,Guten Morgen, Kiara." sagte Lukas freundlich zu mir, ich aber sah ihn eindringlich an:,, wir sollten uns am Tag nicht vor anderen zeigen. Wir kennen uns doch aus ihrer Sicht gar nicht." Lukas schüttelte seinen Kopf:,, ist doch egal, wir haben uns in der Schule kennengelernt." Ich merkte, dass Lukas sich nicht geschlagen geben wollte:,, Mein Bruder geht in meine Klasse, aber na gut. Solange wir vorsichtig sind." Lukas lächelte:,, wir sind Werwölfe. Ich glaube, vorsichtig sein ist unsere Stärke. Bis gleich oder heute Nacht." Ich winkte ihm zum Abschied:,, Tschüss."

Damit lief ich wieder zum Auto und wir fuhren zur Schule. Auf dem Weg dorthin dachte ich viel über meinen Traum und das Rudel nach. Vor allem aber machte mir Tarek Sorgen, er macht sich Sorgen, dass ich Alpha werden will, obwohl ich so zufrieden bin. In Gedanken versunken, sah ich zu, wie der Lupinotuum-Wald verschwand und durch große, graue Häuser ersetzt wurde. Wir hielten nach langer Zeit an der Schule an, Sam und ich stiegen aus dem Auto und gingen auf den Schulhof.

Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt