Flapp Flapp

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Nachdem ich die Knöpfe für zwei frische Tassen Kaffee betätigt hatte, die Tassen sich mit den feinstgemahlenen Bohnen füllten und es herrlich zu duften begannen, lief ich zurück in das Arbeitszimmer. ' Nathalie warum kommst du jetzt in Weihnachtsstimmung? Ach ja! Morgen beginnt ja die angeblich schönste Zeit im Jahr! Wie konnte ich nur meinen Geburtsmonat vergessen? ' dachte ich nur.  Ich hasste den Dezember, jeder war immer so gut gelaunt, alles war hektisch und Bunt. Diese ganzen Lichter die dafür sorgten das man kaum einschlafen konnte und dann diese Eiseskälte. Doch das schlimmste war immer noch Weihnachten. Jeder war glücklich und.. ach war auch egal. Ich stiess die schwarze Tür mit meinem Ellenbogen auf und stolperte über meine eigenen Füsse. Die Tassen flogen in hohem Bogen hinauf, ich versuchte noch sie zu fangen, begann " Neeeeeeeeeeein" zu rufen und klatschte auf den Boden. Vor Gabriels polierte Schuhe. Der Inhalt einer der Tassen ergoss sich über meinen Rücken, die geleerte Tasse landete natürlich, wie sollte es denn auch anders sein, auf meinem Kopf. Die andere ergoss sich über meinen Chef. " Alles Okay?"  " ja.... " der Kaffee war noch ziemlich heiss, dazu war keine Milch drin was ihn eigentlich hätte abkühlen sollen und deswegen tat es schon ein wenig weh.. zumindest wenn man ehrlich war. " Merde! Geht's Ihnen gut?! " fragte ich als ich den Kaffee fleck auf seinem Jacket sah. " Nur bisschen heiss... aber sonst alles gut. " er lächelte sanft. " Aber.. nenn mich doch endlich Gabriel. Wir arbeiten jetzt seit genau 14 Jahren zusammen. " Stumm nickte ich. " Ich geh mir was anderes anziehen... vielleicht solltest du auch deine nassen Klamotten wechseln. " wieder erwiderte ich nur mit einem Nicken. Vielleicht weil ich aber auch zu unfähig war etwas anderes zu tun.' Merde!! Du hast gerade deinen Chef mit heissem Kaffee überschüttet und hast dich dann auch noch Vor ihm aufs Maul gelegt.' war das einzige an das ich denken konnte. 

Frisch umgezogen kam ich wieder ins Büro. Nathalie hatte bereits den Kaffee aufgewischt und war dabei die Scherben der zersprungenen Tassen auf zu fegen. Sie wollte gerade eine Scherbe zurücklegen, als sie sich in die Hand schnitt. Natürlich nicht mit absicht. Sie gab ein genervtes murmeln von sich und richtete sich auf. " Nathalie deine Hand.. " wies ich sie hin, da ich mir nie ganz sicher war, ob Nathalie überhaupt Schmerzen spüren konnte. Schon früher, als wir auf einer gemeinsamen Schule waren, hatte ich viel über sie gehört. ' Das waren wilde Zeiten.' dachte ich. Auch wenn ich nur einmal mit Nathalie sprach, kam sie mir direkt sympathisch vor, sie war nicht so wie die anderen. Sie vertrat ihre Meinung, hörte aber genau so gut den anderen zu und akzeptierte andere Meinungen. Dazu kam das sie wirklich anständig war, schliesslich waren wir in der Berufsschule und sie Siezte mich da schon. ' Wenn ich so darüber nachdenke, war das Schulkonzept ziemlich schlau. Es gab jegliche Berufe, ob Arbeitgeber oder Arbeitnehmer. Assistenten wie Nathalie, konnten auch an Workshops teilnehmen bei denen man anderen Studenten assistierte. Ich wünschte die Schule wäre nicht abgefackelt.' " Gabriel? Halloo? " Mit diesen Worten weckte Nathalie mich aus meinen Erinnerungen wieder auf. " Was? " " ich hab das mit meiner Hand schon bemerkt.. ist alles in Ordnung?" fragte sie, ihr Blick war besorgt und ruhte auf mir. " ja, ich hab nur an die alten Zeiten gedacht.. auch egal. Deine Hand ist gerade viel wichtiger. " antwortete ich nur ruhig, ich wusste nicht ob wirklich alles in Ordnung war, in letzter Zeit war Nathalie öfters abgelenkt genau so wie ich. Woran das wohl lag? 

Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker, allerdings nicht mit dem gewöhnlichen nerv tötendem Piepen, nein mit irgendeinem Weihnachtslied. Am liebsten hätte ich einen Baseballschläger genommen und damit meinen Wecker zerschlagen. Doch ich konnte nicht. Oder...? Und schon war ich wieder eingeschlafen. Wäre ich gestern nicht noch bis 1 Uhr draussen Spazieren gewesen, wäre ich wohl nicht so müde. 

( ACHTUNG TRAUM! )   Wie sehr ich Weihnachten doch hasste. Wie jedes Jahr drehte sich alles um meine Geschwister, obwohl ich doch eigentlich Geburtstag hatte. Es fühlte sich so an, als wäre ich in einer Blase gefangen die alles dämpfte. Wie gelähmt sass ich an einem langen, gedeckten Tisch. Leises Gelächter drang zu mir durch, ich hörte Geschenkpapier rascheln und freudige aufschreie. Nur ich sass wie jedes Jahr alleine am Tisch, wurde ab und zu mal " gebeten " etwas zu holen oder wurde aufgefordert mich zu bedanken. " Bedanken wofür? Das ich mal wieder vergessen wurde? " Ich verlangte nicht mal Geschenke, nicht mal eine Karte oder ein Anruf der mir Happy Birthday sang. Ich wollte doch nur das meine Familie mir mal zuhörte, mir sagte das sie mich liebten, mir sagten das sie stolz auf mich waren. Das ich genug für sie war. Aber sie taten es nicht. Ich war wie sonst jeden Tag Luft für sie. 

Zitternd erwachte ich endlich aus diesem Traum. " Verflucht sei das Menschliche Gehirn! " knurrte ich. Mal wieder hatten meine Erinnerungen mich eingeholt. Wie sehr ich es doch hasste, ich wollte doch nur vergessen was geschehen war. Genau in diesem Moment realisierte ich das ich verschlafen hatte, doch nicht nur verschlafen, nein ich hatte sogar vergessen Gestern Nacht das Haus abzuschliessen. ' Warum fällt mir das eigentlich ausgerechnet jetzt ein?! ' Auch egal. Ich rannte förmlich die Treppe runter, aber irgendwie verfingen sich meine Füsse wieder und ich flog, fast so wie ein Schmetterling, die Treppe runter... Direkt in...

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