Schweigend sitze ich auf dem Dach von Leonardos Haus. Aus Impuls heraus habe ich mich vorhin herausgeschlichen. Schon einmal wurde Leonardo bedroht, weil zu viele Menschen wussten, dass wir befreundet waren. Damals hatte ich mir eine Reihe an Vorwürfen gemacht und mir geschworen, vorsichtiger zu sein.
Seit ein paar Stunden schon denke ich darüber nach, was passiert ist. Ich habe Leo geküsst.
Aus irgendeinem Grund wird mir heiß, wenn ich darüber nachdenke. Ich weiß schon seit langer Zeit, dass ich Männer genauso attraktiv finde wie Frauen. Nur irgendwie weiß jeder nur von den Frauengeschichten. Das liegt vermutlich daran, dass ich diese auf den Straßen offen anflirten kann. Die Männer hingehen...
In unserer Gesellschaft sieht man so etwas nicht gerne. Die Leute verstehen es nicht. Verlangen ist Verlangen, da ist es doch egal, mit wem ich meine Zeit vertreibe. Doch die meistens sind so in den Fängen der Gesellschaft, dass sie sich niemals auf einen offenen Flirt mit mir einlassen würden. Die meisten meiner Bekanntenschaften treffe ich auf den Dächern oder in dunklen Gassen, dort, wo sie nicht gesehen werden. Und ja, auch einige Wachen lassen sich von mir ablenken.
Ich weiß auch, dass Leo überwiegend an Männern interessiert ist. Er hat es mir zwar nicht erzählt, doch wir sind schon seit so langer Zeit befreundet. Ich wüsste nicht, was ich nicht über ihn weiß. Trotzdem weiß ich nicht, was mich heute dazu gebracht hat, ihn zu küssen. Auf einmal war da dieses... Verlangen. Und ja, ich gebe zu, Leo sieht verdammt süß aus.
Aber niemals würde ich unsere Freundschaft riskieren, nur weil sich mein Körper wieder nach etwas Aufmerksamkeit sehnt. Ich könnte mich Orfeigen. Was denkt Leo jetzt von mir?
Ich sehe wieder hinunter zur Straße, da sehe ich Leonardos Schüler, der das Haus verlässt. Jetzt, wo Leo wieder alleine ist, muss ich das sofort klarstellen.
Ich will gerade aufstehen, als ich spüre, wie sich hinter mir jemand bewegt. Blitzschnell drehe ich mich um, packe den Fremden an der Schulter und halte ihm meine Klinge an die Kehle. Doch im selben Moment sehe ich, dass ich den Fremden kenne.
"Marcello! Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dich nicht so anschleichen darfst!" Stöhnend lasse ich die Klinge zurückschnappen. "Um ein Haar hätte ich dich umgebracht."
"Ich... ich unterschätze dich immer wieder", entgegnet er. Der Dieb versucht, die Panik in seinen Augen zu verschleiern, doch das nervöse Kratzen am Hinterkopf verrät ihn.
"Ich dachte, du hättest bereits beim letzten Mal gelernt, mich nicht zu unterschätzen." Anzüglich grinse ich ihn an und Marcello gibt sich geschlagen.
"Antonio hat eine Nachricht für dich. Treffe dich mit ihm bei unserer Gilde, dort wirst du alles Weitere erfahren."
Seine Augen weilen einen Moment zu lange auf meinen, bevor er sich umdreht und über die Dächer davonschleicht.
Leonardo muss warten, so ungern ich das zulasse.
Bei Antonio angekommen erfahre ich, dass ein Attentat auf den Dogen geplant ist. Wir müssen es unbedingt verhindern. Wir machen uns zwar sofort auf den Weg zum Palast, doch wegen der Wachen können wir nicht zu ihm vordringen.
In den nächsten Tagen erklimmen wir jeden erdenklichen Vorsprung, von dem wir uns erhoffen, dass er uns etwas näher an den Dogenpalast bringt. Und mit jedem Tag steigt die Gefahr, zu spät zu kommen.
Als nächstes nehmen wir uns vor, das Dach zu erkunden. Antonio kann mit meinen Kletterkünsten zwar gut mithalten, man merkt ihm seit Alter jedoch bereits an. Stöhnend erklimmt er den nächsten Vorsprung. Auf dem Dach angekommen, sehen wir endlich in den Innenhof hinab. Doch das Gebiet ist umzäunt.
Man müsste schon...
"Nur Tauben können hier ein und aus. Für uns funktioniert dieser Weg wohl nicht."
Aber natürlich! Leonardos Fluggerät!
"Ich kenne eine Lösung", teile ich Antonio mit. Zu spät fällt mir ein, dass es nicht die beste Option wäre, einfach bei Leonardo aufzutauchen, nach dem Fluggerät zu fragen und so zu tun, als ob nie etwas passiert wäre.
"Erzähl es mir", fordert der Dieb sofort.
"Nein, nein, es funktioniert bestimmt nicht. Es tut mir leid für die Hoffnung, Antonio." Ich versuche, mein Missgeschick ungeschehen zu machen, doch nachdem Antonio darauf besteht, ihm von meiner Idee zu erzählen, kann ich nicht umhin.
Zudem lässt er sich nicht davon abbringen, mich zu Leonardo zu begleiten.
Es wird schon nicht so schlimm werden.
Es wurde schlimmer.
Leonardo war erst erfreut, mich zu sehen, doch als er Antonio hinter mir sah, verblassten die fröhlichen Züge. Er zeigte uns das Fluggerät und sagte nur das Nötigste.
Aber das Allerschlimmste war, dass er mir kein einziges Mal in die Augen sah.Zu dritt erklommen wir schließlich einen Hügel, von welchem aus ich einen Probeflug starten sollte. Wie seltsam unsere Beziehung im Moment auch war, ich vertraute Leo dennoch mehr als jedem anderen. Wenn er der Meinung war, dass dieses Ding fliegt, dann flog es auch.
Und mit diesem Gedanken springe ich ab. Ich sacke erst etwas nach unten, doch dann merke ich, wie die Luft mich trägt. Ich stelle fest, dass meine Körperverlagerung meine Flugrichtung bestimmt. Schnell jedoch kommt der Boden näher, und nur mit Mühe kann ich landen, ohne mich zu verletzen.
"Ich wusste es! Ich wusste es!" Schon von weitem höre ich Leonardos glückliche Stimme. Die beiden kommen auf mich zugelaufen und der Künstler fällt mir wie aus dem Nichts um den Hals, sein heißer Atem an meinem Hals mir allzu bewusst.
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Ezio x Leonardo | An Assassin's Creed Story
FanfictionDer Titel sagt alles? Es gibt einfach zu wenige Geschichten über die beiden 😍 __________________________________ Bzgl. Copyright: Die Worte hier sind von mir geschrieben, jedoch stammen Figuren und große Teile der Handlung von Ubisoft.