Debilitas ist nun keine Gefahr mehr für dich. Du bist sehr erleichtert und begibst dich zurück ins Schloss. Im Herrenhaus willst du nicht verweilen, geschweige denn von Riccardo oder Lorenzo entdeckt werden. Immerhin bist du auch drauf und dran, einen Weg zu finden, um von hier zu entkommen. Secrets Wunsch, dass du Lorenzo tötest, willst du nicht erfüllen. Du hast lange darüber nachgedacht, aber nein! Du bist kein Mörder. Du kannst niemanden töten. Doch natürlich denkst du auch über die anderen Bewohner von Schloss Belli nach. Riccardo und Lorenzo scheinen im Schloss in der Hierarchie ganz oben zu stehen. Und sie waren es auch, die dich gefangen genommen und aufs Schloss gebracht haben. Riccardo versucht, an Fiona heranzukommen durch dich. Lorenzo will etwas haben, was Fiona besitzt. Vermutlich den Azoth. Deine Eltern haben die Möglichkeit, durch den Azoth dich aus dem Schloss zu bekommen. Bis jetzt hatten sie es nicht getan. Aber du weißt, deine Mutter Fiona würde alles dafür tuen, um dich zu beschützen. Sie ist deine Mutter. Sie liebt dich, und du liebst deine Mutter. Ihr habt immer ein gutes Verhältnis gehabt. Na gut, nicht immer...eigentlich, wenn du dich recht zurück erinnerst, habt ihr euch am besagten Abend sogar gestritten. Kurz bevor du wutentbrannt das Wohnzimmer verlassen hattest, in den Stall stiefeltest und Ramses für den nächtlichen Austritt gesattelt hast. Fiona hat dir vom Balkon noch aus zugerufen, doch du hast sie einfach ignoriert und bist im tosenden Galopp in den Wald hineingejagt. Ohne dich noch einmal umzugucken. Aber das, was passiert ist, kannst du jetzt nicht mehr ändern. Du bist dir sicher, wenn deine Mutter diesen Azoth hat, dann würde sie ihn eintauschen für dich. Deine Mutter ist nicht an einer Unsterblichkeit interessiert. Es muss andere Gründe haben, warum sie dich nicht holen können. Du schließt daraus, dass es durchaus sein kann, dass sie den Azoth vielleicht gar nicht haben. Doch zurück zu den Schlossbewohnern -Riccardo und Lorenzo, die beiden Schlossherren, sieht man selten bis gar nicht im Schloss. Daher weißt du zu den andere schon etwas mehr. Francesco, der Arzt und Mörder deiner Schwester, ist tot. Debilitas, der hier offenbar gezüchtet wurde, ist zwar mit Vorsicht zu genießen, aber böse Absichten hegt er dir gegenüber nicht. Über die weiblichen Bewohner weißt du kaum etwas. Daniella, Secret und das kleine Mädchen, was du draußen im Garten vor Debilitas gerettet hast.In welcher Verbindung stehen sie zu diesem Schloss? Wo kommen sie her und kannst du ihnen vertrauen? Daniella wird von Riccardo misshandelt. Vielleicht könntest du zu ihr vordringen, sodass du in ihr eine Verbündete finden könntest, ähnlich, wie in Debilitas. Doch was war, wenn ihre Treue eigentlich Riccardo galt oder sie zu große Angst hatte, ihm gegenüber illoyal zu sein? Du kannst es verstehen, denn Riccardo war unberechenbar. Er macht auch dir Angst. Riccardo ist scheinfreundlich, manipulativ und herausragend intelligent, was ihn noch gefährlicher macht. Doch du hast schnell gemerkt, dass auch dieser intelligente Tyrann einige Schwachstellen hat. Nicht zuletzt, dass er dazu neigt, die Kontrolle zu verlieren und ziemlich schnell und heftig ausrasten kann. Du könntest den Spieß umdrehen und genau das nutzen, um ihn vielleicht zu überwältigen.Beim Erkunden des Vorgartens gelangst du letztendlich dorthin, wo du die ganze Zeit hinwolltest. Das Schlosstor. Das Tor zur Freiheit. Sorgfältig siehst du dich noch einmal um, bevor du zum Tor rennst und probierst, es zu öffnen. Es bewegt sich nicht. Es ist abgeschlossen. Natürlich! Als ob es so einfach wäre. Enttäuscht lässt du deine Arme sinken. Du lässt dich rücklings an der Wand auf den Boden heruntergleiten. So kurz davor, und dann wieder die Enttäuschung. Du reibst dir mit den Handflächen über dein Gesicht. Warum? Und was solltest du jetzt tuen? Der Schlüssel für dieses Tor konnte überall im Anwesen versteckt sein. Es ist, als ob man eine Nadel im Heuhaufen suche. Vor dir siehst du ein blaues Licht, was auf dich zukommt. Es schwebt still in der Luft herum. Ein Glühwürmchen vielleicht? Dazu ist aber das Licht zu voluminös und kühl. Neugierig und völlig neben der Spur beobachtest du, wie es immer näher zu dir kommt. Es umrundet dich. Du bist schon ein wenig fasziniert, musst zu zugeben. Dann geschieht etwas, womit du nicht gerechnet hast. Das Licht entfernt sich ein Stück, dann fliegt es schnell in einer unglaublichen Genauigkeit auf deine Brust zu. Es prallt in dich hinein und du erleidest einen sehr heftigen Stromschlag. Für einen Moment brennt dein gesamter Brustkorb. Du fühlst, wie deine Adern pulsieren, wie du gefühlt innerlich Feuer fängst. Dir fällt das Atmen schwer. Tränen schießen dir vor Schmerz in die Augen. Deine Finger und deine Arme werden für einen kurzen Moment taub. Schließlich lässt der Schmerz nach. Was war das gewesen? Du bekommst es erneut mit der Angst zu tun. Du musst hier weg. Du läufst so schnell du kannst zurück zum Schloss und blindlings in Daniella hinein.
„Entschuldigen Sie, ich wollte nicht...."
„Azoth...."
Mit der Magd ist etwas nicht in Ordnung. Daniella ist wie in Trance. Sie starrt dich ohne jegliches Gefühl aus ihren leeren Augen an. Keine Regung in ihrem Gesicht, nicht einmal ein Zucken in ihrem Mundwinkel. Langsam, ganz langsam mit steiffen Beinen torkelt sie auf dich zu. Es wird dir unheimlich und du gehst automatisch rückwärts.
„Azoth...", sagt sie erneut und zieht ein Messer aus ihrem Kleid.Du bist geschockt.
„Du willst mich....töten? Wieso?"
Immer weiter treibt sie dich zur Treppe zurück, aber du bist wachsam und mit den Augen in deiner Umgebung, abrechnend, wann und wo es eine Fluchtmöglichkeit geben könnte.
„Du hast den Azoth in dir....ich brauche ihn....gib mir den Azoth....gib ihn mir."
Du vernimmst das gierige Verlangen in ihrer Stimme.
„Du hast Riccardo gehört, ich habe den Azoth nicht", sagst du verzweifelt und bemerkst erst zu spät, dass du dich gerade verplappert hast. Daniellas Augen verengen sich zu Schlitzen.
„Du hast den Azoth versteckt vor uns....Luminessanten wissen, wo Azoth ist....sie werden davon angezogen. Deine Mutter ist eine dreckige Hure, du bist eine dreckige Hure."
„Rede nicht so über meine Mutter!!!", schreist du sie an.
Daniella fängt böse an zu lachen. Etwas verändert sich in ihr. Die Magd bekommt einen unerklärlichen furchteinflössenden Anfall. Ihr Kopf beginnt, sich sehr schnell zu bewegen. Sie verfällt in ein manisches Lachen, ein Lachen, welches verzerrt ist und immer lauter wird. So laut, dass du dir die Ohren zuhalten musst. Das ist nicht die Hausmagd, die da vor dir steht. Das ist ein verrückt werdender Zombie. Eine monströse Gestalt, die dir nun nach dem Leben trachtet. Daniella hebt das Messer.
„Stirb, Miststück!!!"
Du kennst nur einen Ausweg. LAUF! Und du rennst um dein Leben, dicht verfolgt von Daniella. Du rennst und rennst und rennst und rennst....du rennst die Stufen hinab und andere wieder hinauf. Du rennst durch Türen, durch Zimmer, die du noch gar nicht kennst. Du weißt nicht mehr, wo du bist, deine gesamte Orientierung ist verloren. Deine Beine tragen dich immer schneller, aber so langsam setzt auch die Müdigkeit ein. Du weißt nicht, wie lange du noch so laufen kannst. Ein Blick nach hinten verrät dir, dass Daniella verschwunden ist. Hast du sie etwa abgehängt? Du biegst hinter die nächste Ecke und versteckst dich in einem Schrank in einem Kinderzimmer. Hier verschnaufst du für einen Augenblick. Dein Herz pumpt wie verrückt und deine Lunge brennt durch die kalte Luft. Du musst Secret finden, sie ist vielleicht deine einzige Hoffnung. Vielleicht kennt sie einen Weg hinaus.
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Du in "Haunting Ground" - Wirst du Überleben?
FanfictionEine Fanfiktion über Haunting Ground, mit DIR in der Hauptrolle. Nachdem Fiona und Hewie aus dem Belli Castle fliehen konnten, sind einige Jahre vergangen. Lorenzo hat überlebt und auch Daniella, Riccardo und Debilitas sind wieder unter die Lebende...