Kapitel 73

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 ~ Marlies O'Conell ~ 

Ich war zu meiner Einheit zurückgekehrt und glücklicherweise hatte niemand bemerkt, dass ich länger weg gewesen war, als geplant. Die Nachricht vom Tod des Königs von Arvandor hatte uns eine Woche zuvor erreicht und ich mir war eine Ehrung in Aussicht gestellt worden.

Früher hätte ich sie angenommen.

Jetzt dachte ich nur noch an Prinzessin Elyanor. Sobald ich gehört hatte, dass ihr Vater an der Schussverletzung gestorben war, die ich verursacht hatte, bereute ich meinen Einsatz.

Es hatte nichts geändert, der Krieg war noch immer nicht beendet und die Prinzessin hatte nun jeden Grund, ihren Vater zu rächen.

Ich habe einen Brief geschrieben und einen sicheren Weg gefunden, um ihn ihr zukommen zu lassen.

Elyanor,

zuallererst wollte ich mein Beileid zum Verlust Ihres Vaters aussprechen. Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen und all das ungeschehen machen.

Man hat mir gesagt, dass so der Krieg beendet werden kann, aber wie ich von Amelia erfahren habe, wurde der Krieg von unserer Seite provoziert und es sieht so aus, als hätte unser König andere Pläne, als er uns weißmachen will.

Im Volk regt sich Widerstand und ich habe die Hoffnung, dass der Krieg bald ein Ende finden wird und unsere Länder in Frieden miteinander leben können.

Sie haben jedes Recht, mich zu verurteilen. Aber bitte verzeihen Sie Amelia. Sie ist meine beste Freundin und ich kenne sie bereits seit Kindertagen. Sie hat nichts mit der Tat zu tun. Sie wusste es, ja. Und sie hat mich gedeckt, als wir in Arvandor waren, auch wenn es das Schwerste war, das sie jemals tun musste.

Ich weiß nicht, ob sie Ihnen erzählt hat, dass ihr Vater ebenfalls gestorben ist. Bereits im letzten Krieg zwischen Arvandor und Thalassia wurde er tödlich verwundet. Sie weiß also, wie es ist, einen Vater zu verlieren. Amelia ist die loyalste Person die ich kenne, sobald sie weiß, für welche Sache sie kämpft.

Ich hoffe, Sie können ihr verzeihen.

Marlies O'Conell 

Ich seufzte und zog mir meine Jacke an. Dann folgte ich den anderen nach draußen. Wir versammelten uns zuerst zu einer Einsatzbesprechung und sollten dann in Zweierteams das Gelände absuchen.

Währenddessen bereitete Madame Bouchard mit allen möglichen Hilfskräften, die sich finden ließen, das Buffet und die Dekoration sowie die ganzen Blumen vor.

Amelia hatte mir von ihr erzählt und ich wusste jetzt, was sie meinte, als sie sagte, die Trulla hätte einen Klemmbrettfimmel. Bei dem Gedanken daran musste ich lächeln und hoffte, dass es ihr soweit gut ging. Mein Blick fiel wieder auf die Madame.

Aufgeregt kritzelte sie auf ihr Klemmbrett und erteilte Anweisungen, wo welche Dekoration anzubringen wäre. Dann drehte sie sich zu ihren Helferinnen um, die anscheinend die Sitzordnung planten.

„Ich habe soeben von der Königsfamilie erfahren, dass Prinzessin Elyanor ebenfalls zu den Hochzeitsfeierlichkeiten erwartet wird. Das ist eine schöne Überraschung, wie ich finde. Das stellt uns jedoch auch vor eine neue Herausforderung für die Sitzordnung bei Tisch."

Sie sah mit gerunzelter Stirn auf ihr Klemmbrett. „Mitten unter die Gäste können wir sie wohl kaum setzen. Aber vielleicht würde es auch ein falsches Signal senden, wenn wir sie abseits platzieren."

„Wir könnten sie ja in die Nähe der Königsfamilie setzen. Dann wäre sie etwas abseits von den Vertretern des Volkes, hätte aber trotzdem nicht das Gefühl, als würde sie vergessen werden", schlug eines der Mädchen vor.

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