Kapitel 41

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~ Amelia ~

Nun war es also so weit. Wir befanden uns im Krieg gegen Arvandor. Geistesgegenwärtig zog ich meine Schatten zurück und setzte eine neutrale Miene auf, als hätte ich das eben nicht gehört.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Calder stürmte herein. Als er mich sah, glaubte ich kurz, Erleichterung in seinem Blick erkennen zu können, aber schon kurz danach setzte er seine eiskalte Maske auf und wandte sich seinem Vater zu.

„Wann wolltest du es mir sagen?", fragte er aufgebracht.

Der König lächelte leicht. „Es ist doch kein Geheimnis, dass du dich für Lady Amelia interessierst. Ich dachte, ich helfe lediglich ein wenig nach. Sie ist eine gute Partie und sie zu heiraten ist das Beste, was du machen kannst."

Calder zog irritiert die Brauen zusammen und sein Blick huschte zu mir. „Das meine ich nicht. Es geht um die Kriegserklärung."

„Ich habe selbst erst jetzt davon erfahren", meinte der König unschuldig.

„Dann bist du anscheinend nicht sonderlich überrascht von der Neuigkeit." Calder verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich hinter mich. Der König verengte die Augen.

„Philipp war schon immer ein Hitzkopf, da ist es in der Tat nicht sonderlich überraschend, dass er uns den Krieg erklärt hat. Aber mir gefällt nicht, welchen Ton du mir gegenüber anschlägst." König Alexander verschränkte nun seinerseits die Arme und sah seinen Sohn erwartungsvoll an.

Er strahlte in diesem Moment eine so ungeheure Autorität aus, dass ich am liebsten den Kopf eingezogen hätte. Dass Calder direkt hinter mir stand und der König somit nur knapp an mir vorbei sah, machte es nicht besser.

Eine unangenehme Stille trat ein, in der niemand etwas sagte. Ich musterte interessiert die Wände, die in einem wunderschönen royalblau gehalten waren und mit goldenem Stuck verziert waren. 

Der Diener stand ebenfalls ein wenig unbeholfen da, noch immer mit der Kriegserklärung in den Händen. Der König räusperte sich und neigte auffordernd den Kopf. Zu gerne hätte ich mich umgedreht, um Calders Gesichtsausdruck zu sehen. 

Doch wenn er seine eiskalte Maske aufhatte, konnte ich sowieso nichts daran ablesen. Ich hatte diesen gefühllosen Gesichtsausdruck das letzte Mal gesehen, bevor wir zum ersten Mal miteinander gesprochen hatten. Seitdem war so viel passiert.

„Entschuldige." Calder klang widerwillig und ich drehte mich überrascht um und sah hoch in seine Augen. 

Niemals hätte ich erwartet, dass diese Worte aus seinem Mund kamen. Er hatte den Blick gesenkt und sah mich an. Dieser Moment, der nur wenige Sekunden dauerte war so intensiv, dass ich mich verlegen abwandte.

„Schon gut. Ihr dürft gehen. Ich denke, ihr habt einiges zu besprechen." Der König musterte uns kritisch und nickte einmal knapp.

Erleichtert stand ich auf und verließ hastig den Raum, den ich hoffentlich nie wieder von innen sehen würde. Ich hörte nur noch, wie König Alexander etwas sagte und die Tür wieder geschlossen wurde. 

Gehetzt sah ich mich um und versuchte herauszufinden, in welche Richtung ich nun gehen musste und was ich jetzt tun musste. Ich wollte gerade loslaufen, um so schnell wie möglich hier weg zu kommen, als sich ein Arm um meine Taille schlang und ich herumgedreht wurde.

Ich sah direkt in zwei eisblaue Augen. „Ich bin froh, dass du nicht stirbst", sagte Calder und schmunzelte dabei.

„Ja und ich erst!" Sofort entspannte ich mich und legte den Kopf leicht schief. „Dir ist aber schon bewusst, dass wir den Rest unseres Lebens miteinander verbringen müssen, oder?"

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