bastiplatte - mondschein

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hab als inspiration 'my love mine all mine' von mitski genommen falls das jemand für den vibe währenddessen hören möchte peepohappy

Der Vollmond spiegelte sich im Wasser der Spree. Die Vögel verstummten und das Nachtleben kehrte ein. Eine Woche war es her, da bekam ich meine Blutkrebs Diagnose. Noch hatte ich es niemandem erzählt, aber hatte dies auch nicht vor. Ich saß auf einer Holzbank am Ufer und dachte über mein Leben nach. Ich dachte über Kevin nach. Wie wir uns 2016 bei der MPU kennengelernt haben. Was wohl passiert wäre, wenn ich mich nicht ständig zu ihm umgedreht hätte? Wenn er mich nicht darauf angeschrieben hätte? Mein Leben wäre in eine ganz andere Richtung gegangen. Ich weiß noch, wie er mir zuerst die Nummer seiner Mutter gab, anstatt seine eigene. Wie verwirrt seine Mutter daraufhin war. Ich dachte an unsere nächtlichen Streams. Unsere Basti-Kevin-Abende. Schlag den Star, Wii Sports, 51 club games, Mario und Sonic bei den Olympischen Spielen, plate up und nicht zuletzt auch der Bau-Simulator. Wie wir uns mitten in der Nacht anschrien. Wie er immer genervt von mir war, wenn ich wieder klugscheißste. Wie ich immer genervt von ihm war, wenn er bei den einfachsten Aufgaben versagte und mir die Schuld zuschob. Wie ich nach unseren Wetten immer um ein paar hundert Euro reicher geworden bin. Ich dachte an unsere Community, die uns immer im Stream unterstützte. Durch die wir sogar einen Award für unsere Freundschaft gewannen. Die uns immer gegenseitig mit Clips voll spammte, wenn wir den anderen mal wieder beleidgt haben. Ich dachte an die unzähligen Stunden vor unseren Bildschirmen, in denen ich ihm erzählte wie mein Tag war und er mir zuhörte. Ich dachte an die Wochenenden, in denen wir uns zum Zocken trafen. Ich dachte an die Zeit, in der ich krank war und er mich aufmuntern konnte.
Ich dachte an die kleinen Gesten, die er mir an den schlimmsten Tagen meines Lebens machte. Und dann dachte ich an die vielen Stunden, wo wir einfach nur geredet haben. Über Gott und die Welt, über das Leben und den Tod. Ich fühlte mich, als wäre er wirklich ein Teil von mir. Er kannte mich schon zu gut. Er hatte mich in meinen schlimmsten Zeiten gesehen und konnte mich deswegen nicht mehr schlecht reden. Und ich wusste, mit ihm musste ich nichts verheimlichen.

Ich blickte nach oben in den hellen Mond. Er strahlte diese Nacht besonders stark. Ich schaute mir die Sterne an, die neben dem Mond so winzig erschienen. Wenn meine Zeit gekommen ist, wünsche ich mir ebenfalls von dort oben herab zu leuchten. Dann konnte ich für immer bei Kevin bleiben. Auch wenn mir nichts auf der Welt gehören würde, wenn mich nichts interessiert, dann gäbe es immernoch Kevin. Ich wünschte, wir könnten alles nochmal machen. Einfach alles nochmal. Wir hatten uns mit 19 kennengelernt, nun waren wir beide 26. Wer weiß, ob ich jemals meinen 27. Geburtstag feiern werde. Oder ob ich an Kevins Geburtstag noch da bin. Ob ich überhaupt noch Weihnachten erleben werde. Es war alles möglich, dennoch musste es passieren. Irgendwann. Irgendwann werde ich meine Freunde alleine lassen. Kevin alleine lassen. Und er wusste nichts davon. Er wusste nicht, dass es passieren wird. Er wusste nicht, dass er nichts dagegen tun kann. Er wusste nicht, dass ich ihn schon bald allein zurücklasse. Ich konnte es mir nur schwer vorstellen, was es für meine Freunde bedeuten würde, wenn ich nicht mehr da wäre. Was würde mit meiner Familie passieren? Würde diese ohne mich leben können? Die Gedanken an das große Ende füllten mich mit Angst, Wut oder auch Trauer. Würde ich sie vermissen?

Eine vertraute Stimme weckte mich aus meinen Gedanken. Kevin kam mal wieder zu spät zu unserer Verabredung. "Basti, geht's dir gut?", fragte er besorgt. Ich lächelte ihn an und unterdrückte die Tränen, die sich bereits sammelten. "Alles okay" Jetzt war alles okay.

funfact: basti hat mal gesagt es hat früher zwischen ihm und kevin gefunkt thinkge

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