Teil2

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Auf dem Weg nachhause war Diana unkonzentriert. Sie übersah die Vorfahrt eines anderen Wagens, der wegen ihr eine Vollbremsung vornehmen musste. Zuhause angekommen war Diana rastlos, unsicher, wie sie sich entscheiden sollte.

All die langweiligen Pläne, die eigentlich nichts anderes als Routine waren, hatten sich in Luft aufgelöst. Ihr ereignisloses und einsames Leben stand auf dem Spiel. Aber wie hoch war der Einsatz? Wie viel dröges Grau konnte auf dem Spiel stehen? Wie viel Tristesse konnte sie verlieren, wenn sie diesen Weg einschlagen würde, der ihr aufgezwungen, vielleicht aber auch angeboten wurde.

Diana setzte sich an ihr Notebook und googelte ihrerseits nach Theresa. Unter ihrem Namen fand sie nichts, aber sie wusste, dass das Mädchen von ihren Freundinnen Resa genannt wurde.

Sie fand ein ziemlich leeres Facebook-Profil mit einem verschwommenen, unterbelichteten Foto und ein privates Instagram-Profil. Natürlich konnte sie nicht um Erlaubnis bitten, dieses zu betreten. Sie müsste ihre Zustimmung erteilen. War das schon ein Zeichen, dass Diana sie um etwas bitten musste? Wie sie um Gnade bitten müsste, wenn sie sich in ihre Hände begeben würde?

Es ärgerte sie, dass sie so wenig von dem Mädchen wusste. In der Schule hätte sie sich Theresas Akte ansehen können. Eine Adresse hätte sie dort gefunden, vermutlich nicht viel mehr als ein paar nichtssagende Zeugnisse.

Irgendwann ertappte Diana sich dabei, wie sie auf einer Pornoseite gelandet war und dieses Video suchte. Sie hatte keinen Namen, suchte nach Schlagwörtern und fand eine Reihe von Videos, auf denen Frauen andere gefesselte Frauen dominierten. In manchen ging es darum, Lust zu schenken, in anderen darum zu quälen. Die letzteren übersprang Diana. Sie mochte keine Schmerzen.

Sie fand alte Fantasien wieder, die sie vor Jahren verfolgt hatte. So verging die Zeit, die sie besser genutzt hätte, eine kluge Entscheidung zu treffen, wie sie weiter vorgehen sollte. Stattdessen starrte sie auf den Bildschirm und musste sich zurückhalten, dass ihre Hände nicht in ihren Schoß glitten. Es war, als wäre ihr das verboten, als müsste sie sich aufsparen oder gar als hätte ihr Theresa dies verboten.

Stattdessen sah sie irgendwann auf die Uhr und musste feststellen, dass die Zeit vorangeschritten war und sich die 19 Uhr ankündigte.

Diana ging ins Bad, machte sich frisch, wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser, um den Kreislauf anzukurbeln. Sie betrachtete sich im Spiegel.

„Ich will Sie."

Die Worte bekamen einen neuen Klang.

Ihre Haut erschien durchsichtig, sie musste nicht suchen, um Fältchen um ihre Augen zu finden.

Als sie ein kleines Mädchen gewesen war, hatte eine ihrer Tanten gesagt, sie sähe aus wie eine kleine Prinzessin, wegen ihrer spitzen Nase, der bleichen Haut und der kühlen, grünlich grauen Augen.

Männer fanden sie hübsch, ob sie es immer noch taten, wusste sie nicht. Sie hatte ihr Gesicht immer als zu kalt empfunden und darauf mit warmen Kleidungsstücken reagiert. Bordeaux-Rot, Braun, aber nie dunkles Violett. Nie Velvet. Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.

Ihr wurde bewusst, dass sie noch nichts gegessen hatte, doch ihrem Magen war nicht danach. Sie war nervös, bereute, die Zeit nicht besser genutzt zu haben und konnte es doch nicht erwarten, dass etwas passierte.

Die Uhr schlug sieben, dann war es fünf nach und dann zehn nach sieben. Viertel nach sieben fragte sie sich schon, ob Theresa sich überhaupt noch blicken ließ. In diesem Gedanken steckte ein Funken Hoffnung, aber auch der Enttäuschung. Seit Jahren hatte niemand mehr sich so viel Mühe um sie gemacht. Niemand hatte nach ihrem Namen gegoogelt, niemand hatte sich für ihre Biografie interessiert. Außerhalb der Schule schien sie seit Jahren schon nicht mehr zu existieren. Der letzte, der sich um sie gekümmert hatte, war Ben, der dann aber zu dem Ergebnis gekommen war, dass sie nicht zusammenpassten, aber Freunde bleiben sollten. Danach hatte es noch Sebastian gegeben, der aber so seltsam gewesen war, dass sie froh war, als sie ihn losgeworden war. Danach war niemand mehr gekommen. Sie hatte sich auch nicht darum bemüht. Es ging auch so, und da war ja noch die Arbeit, die nie nachließ, die immer wichtig und nie getan war.

Gezähmte  Lehrerin(gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt