-Kapitel 7-

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Beide umkreisten das Auto, redeten noch kurz und dann stieg Leo ins Auto. ,,Zieh dir den Mantel drüber es wird eine lange Fahrt und da wo wir hinfahren wird es kalt". Sagte er und blickte nach hinten. Ich sträubte mich und blieb ganz rechts sitzen um den meisten Abstand zwischen uns zu gewinnen. ,,Wie du meinst".

Er startete den Motor, gab Nevio ein kurzes Handzeichen und fuhr aus dem Tor. Jetzt konnte ich durch die dunklen Fensterscheiben erkennen weshalb sie so unvorsichtig mit mir umgingen. Um uns herum, um dem Grundstück besser gesagt lag nichts außer Wasser. Sie lebten auf einer verdammten Insel.

Mir stockte der Atem. Meine Augen weiteten sich, als ich erkannte wie weit ich von der Zivilisation entfernt war. Was war das nur für kranker Scheiß hier ? Sofort packte mich ein stechen im Bauch, Das hatte ich die Tage schon öfters. Und immer sagte es mir.

Ich muss hier raus.

Ich blickte zu Leo der den Wagen sicher über den Steg lenkte. Dann suchte ich nach etwas womit ich mich zur Wehr setzen könne. Doch das Auto schien wie leer gefegt, als wäre es neu gekauft worden. ,,Was machst du denn da hinten ?": fragte er mich und drehte seinen Kopf zu mir herum. Erst jetzt bemerkte ich das der Wagen gehalten hatte.

Mir begann augenblicklich der Schweiß runterzulaufen. ,,Ich-": stotterte ich vor mich hin, hoffte mir würde gleich eine perfekte Ausrede einfallen.

Doch dies geschah nicht.

Er hob eine Augenbraue und sein Finger wippte ungeduldig auf dem Lenkrad herum.

,,Ich wollte meine Schuhe ausziehen-": meinte ich nun, da mir nichts besseres mehr einfiel und ich dennoch keinen Verdacht schöpfen lassen wollte.

Ein fraglicher Blick warf sich auf sein schmales, doch nahe zu makelloses Gesicht. ,,Lass sie am besten an, nach einer Weile wird es kalt und dann bekommst du sie wieder schlecht an". Er drehte sich wieder um und zog die Kupplung um weiter zu fahren.

Verwunderlicher Weise tat ich was er gesagt hatte. Ich hatte zu viel Angst, etwas würde schief gehen und er würde mich einfach töten. Weil das hatte er doch bestimmt so oder so vor.

Mein Blick war immer noch auf meine Schuhe gerichtet, während ich meine Schnürsenkel musterte. Um ehrlich zu sein hatten diese mehr Details als die Schuhe selbst. Sie waren verschnörkelt mit hell-gelben winzigen Blumen die der Farbe meiner Schuhe entsprach.

Ich blickte wieder nach oben, als das Auto stark rüttelte. Wir waren auf dem Festland angekommen.

Mein Blick zog sich an den Häusern entlang, mit der Hoffnung Menschen dort aufzufinden.

Mein Blick schweifte dabei auch öfters über Leo der mein Verhalten nicht zu bemerken schien.

Als sich nach einigen Minuten wirklich keine Menschenseele draußen aufhielt, ließ ich mein Kopf wieder runter zu meinen Schuhen sinken. Ich musterte sie weiter in der Hoffnung sie würden mir verraten wir ich hier raus kommen sollte.

Und plötzlich kam mir eine Idee. Meine Schnürsenkel.

Ohne weiter nachzudenken beugte ich mich nach unten und begann den Schnürsenkel meines linken Schuhs heraus zu fädeln.

Dabei blickte ich alle male hoch zu Leo um sicher zu gehen das er nichts bemerken würde.

Ich zog Den Strick Stück für Stück aus den Laschen, doch dies funktionierte unter meinen zitternden Händen und der steigenden Angst, er würde es bemerken nicht sonderlich gut.

Ich zog die letzte Blume aus der Lasche und hatte nun einen ca. 40 cm langen Schnürsenkel in meiner Hand, den ich sofort unter dem T-Shirt was Leo mir gegeben hatte, verschwinden ließ.

Nun da ich einen Strick hatte, könnte ich auch vieles damit anstellen. Ich könnte mir die Luft abschnüren, dann würde er anhalten und versuchen mich davon abzuhalten. Oder ich könnte ihm die Luft abschneiden, aber würde ich wirklich jemanden töten wollen ?

Diese Frage ließ mich eine ganze Weile inne halten. Ich bringe doch niemanden um-.

Aber er hat dich entführt.

Meinte die innere Stimme in meinem Kopf, doch dies war keine Rechtfertigung.

Ich rang eine lange Zeit mit meinen Gedanken hin und her, und bemerkte erst gar nicht das wir die Stadt verlassen, und in ein abgelegenen Wald gefahren waren.

,,Wo fahren wir hin ?": fragte ich ihn zaghaft um ihn abzulenken. Leo blickte durch den Spiegel zu mir hinter und dann auf das Navi. ,,Wir fahren nach-".

Weiter kam er nicht, nun kamen nur noch gequetschte Worte aus seinem Mund. Ich hatte den Schnürsenkel um seinen Hals gelegt und hielt beide Enden nun in meinen Händen.

Ich schnürte ihm die Luft ab.

Der Wagen stoppte abrupt auf der abgelegenen Straße.

Er rang nach Luft und seine Hände umklammerten seinen Hals samt dem Schnürsenkel. Das Blut in seinem Kopf stieg an und er wurde feuerrot.

Ich blickte weg um nicht sehen zu müssen was ich hier eigentlich tat.  Doch den Blick in seinem Augen bekam ich nicht aus meinem Kopf. So unverstanden und flehend. Den Kopf in dem Ellenbogen vergraben wartete ich einige Sekunden bis es still wurde.

War er tot ?

Ich ließ langsam locker und zog noch langsamer meinen Kopf aus dem Ellenbogen.

Es war so ruhig. Diese Stille bereitete mir unheimliche Angst. Er war doch nicht etwa tot ?

Fortsetzung folgt





-𝕳𝖊𝖑𝖕𝖑𝖊𝖘𝖘-Er wird dich lehren zu Lieben-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt