39. Keine Luft

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Dahlia P.O.V.

Meine Hände beginnen wieder zu Zittern und ich spüre wie sich mein Brustkorb zuschnürt.

Aprupt bremse ich das Motorrad und steige ab. Ich lasse es auf den weichen Waldboden fallen und gehe auf und ab um meine Atmung in den Griff zu bekommen. Denn mein Herz droht gleich aus meiner Brust zu springen. Ich reisse mir den Helm vom Kopf und werfe ihn auf den Boden.

Alles gut Dahlia. Du bist wirklich hier. Es ist kein Traum..es ist kein Fluchtort...du bist hier im Wald..du bist sicher.

Fuck wieso funktioniert diese scheiss Tablette nicht. Wütend greife ich zu der angefangen Palette in meiner Jackentasche und drücke mir noch eine Tablette raus um sie runterzuschlucken.

„Wieso funktionierst du nicht!", schnauze ich irrational die restlichen Tabletten an und werfe sie wütend auf den Boden.

Mein Herz schlägt so laut, als wolle es meine Brust zersprengen. Die Luft um mich herum wird dicker, als ob sie mich erstickt. Mein Atem wird flach und unregelmäßig, und ich versuche verzweifelt, die Kontrolle zu behalten. Ich fühle mich hilflos.

Mein Blick schweift umher, doch alles erscheint verzerrt, verschwommen, wie in einem Albtraum. Ich versuche, tief durchzuatmen, doch die Luft will einfach nicht in meine Lungen strömen.

Meine Sicht verschwimmt vor meinen Augen und meine Beine werden schwächer.

Schließlich geben meine Beine nach und ich falle Richtung Boden. Mein Körper spannt sich an und ich bereite mich auf den schmerzhaften Aufprall vor. Doch dieser tritt nicht ein.

„Dahlia..!" Masons Arme haben mich vor dem harten Aufprall bewahrt. Da ich keine Kraft habe mich auf den Beinen zu halten kniet er sich langsam mit mir runter und ich lehne mich mit meinem Rücken gegen den nächstgelegenen Baum.

„Dahlia! Sieh mich bitte an.", Mason nimmt mein Gesicht behutsam in seine Hände und sucht Blickkontakt, doch ich kann nur ins Leere sehen und versuchen zu atmen.

Die Panik steigt in mir weiter auf. Meine Fingernägel krallen sich in den Waldboden. Ich klammere mich an alles, was mir Halt gibt, doch es fühlt sich an, als würde alles zwischen meinen Fingern zerrinnen.

„Du musst langsam atmen! Ein...und Aus...Hörst du? Langsam!"

„I-ich bekomme k-kein Luft..", kommt es gequält aus mir raus. Verzweifelt Suche ich Hilfe in Masons Augen. Seine Augen haben gerade etwas beruhigendes.

„Versuche es...langsam ein....und wieder ausatmen..ich bin bei dir...dir passiert nichts.." Mason atmet mir es vor und ich versuche mit all meiner Kraft es nachzumachen.

„Sehr gut..", sagt er erleichtert als ich es einige Atemzüge schaffe. Tatsächlich geht mein Puls wieder nach unten. Meine Sicht wird klarer. Es fühlt sich an als würde ich gerade aus einem Albtraum erwachen. Oder aus einem schlechten Drogentrip.

„Was ist denn passiert?" Seine Stimme klingt verwirrt.

„I-ich weiß nicht..ich bin gestürzt..."

Ungläubig dreht er seinen Kopf zur Seite und greift sich angespannt mit seiner Hand in den Nacken. Dann wendet er seinen Blick wieder auf mich.

„Ich habe gehört wie der Motor ausging und dich komplett panisch hier gefunden..du bist nicht gestürzt.. Wieso lügst du mich schon wieder an? " Er klingt nun ernster. Sein Tonfall schüchtert mich ein.

„I-ch..ähm...ich lüge n-nicht...", meine Worte kommen nur schwer aus meinem Mund.

„Doch du lügst. Du hattest eine Panikattacke. Ich versuche einfach nur zu verstehen weshalb. Weshalb...bitte rede doch mit mir...ich weiß doch von deiner Vergangenheit..."

Meine Stimmung verwandelt sich in Ärger.

„Willst du jetzt ernsthaft wieder mit den Drogen kommen?", fauche ich ihn an. Wütend beisse ich meine Zähne zusammen und muss die aufkommenden Tränen unterdrücken.

Angespannt steht Mason auf und geht ein paar Schritte auf und ab.

„Verdammt Dahlia was soll ich denn glauben wenn du nicht mit mir redest?! Das wäre das einzige was Sinn macht..vielleicht hast du ja wieder konsumiert, vielleicht hast du was gespritzt und es ging was schief denn das würde das Blut in deinem Bett erklären, vielleicht lösen irgendwelche Pillen deine Panikattacken aus..."

Seine Worte verpassen mir so einen heftigen Stich in den Magen, dass ich für einen kurzen Moment denke ich müsse mich übergeben.

„Also bin ich Schuld?" Meine Stimme zittert.

„Was?"

„Also bin ich Schuld?! Du gibst mir die Schuld! Das ist es doch was du machst!" Ich spüre wie warme Tränen meine Wangen hinunterlaufen.

„Dahlia nein ich versuch-"

„Doch! Du gibst mir die Schuld...du tust so als würde ich mir das alles selbst antun..du glaubst mir nicht, wenn ich dir sage dass ich keine Drogen genommen habe!" Mein Kopf dröhnt vor Schmerz und ich bin mir nicht mal mehr sicher ob meine Worte Sinn ergeben, denn ich möchte einfach weg.

Abrupt stehe ich auf und gerate kurz ins taumeln.

„Immer langsam..", sagt Mason sanft und kommt einen Schritt auf mich zu.

„Bleib weg!", fauche ich ihn an, woraufhin er stehen bleibt. „Bring mich wieder zurück, ich will nachhause..", sage ich kaum hörbar und hebe meinen Helm vom Boden auf.

Ich höre Masons Schritte hinter mir doch irgendetwas muss sein, denn plötzlich bleibt er stehen.

Irritiert drehe ich mich um und sehe wie er auf den Boden starrt.

„Was ist?", frage ich genervt.

Ohne auf meine Frage einzugehen bückt er sich nach unten. Mein Blick folgt seinem.

„Fuck..", kommt es leise aus mir als er die Tabletten aufhebt, die ich in meinem Wutanfall auf den Boden geworfen habe.

„Das sind nicht meine..", beginne ich, doch merke wie dämlich diese Aussage ist angesichts meiner Reaktion auf seinen Fund. „Also naja es sind meine ich habe mir sie ausgeborgt...sind nur Schmerztabletten...weisst schon..Menstruationsschmerzen und so..", meine Stimme klingt hörbar unsicher und auch etwas lächerlich.

Seine Mimik bleibt ernst. Er kommt auf mich zu und mir stockt der Atem. Sein Kiefer ist angespannt und seine Augen wirken als wäre er eine Mischung zwischen wütend und enttäuscht. Der Anblick schmerzt. Eigentlich sollte es mir egal sein was Mason denkt. Aber ist es nicht.

Er streckt mir die silberne Palette Tabletten entgegen ohne den Augenkontakt zu unterbrechen. Unsicher schnappe ich sie mir und verstaue sie wieder in meiner Jackentasche.

Masons Blick mustert mich noch einmal bevor er umdreht und zum Motorrad geht. Wie angewurzelt stehe ich da, und beobachte ihn dabei.

„Komm..ich bringe dich zurück.."

DahliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt