Kapitel 2 - Han
2022
„Wir könnten mal wieder essen gehen. Allein."
Langsam öffnete ich die Augenlider und blinzelte einige Sekunden lang gegen die ungewohnte Helligkeit.
Ein lauwarmer Windhauch zupfte an meinen Haaren und brachte ein wenig Erfrischung mit sich. Die Temperaturen waren mal wieder unerträglich. Eigentlich wie jeden Sommer, dennoch wurde ich jedes Jahr von Neuem davon überrascht. Für gewöhnlich verließ ich in den heißen Monaten nur ungern die Dorms und die Studios, verbarrikadierte mich regelrecht. Bisher hatte es ganz gut funktioniert, nur dieses Mal nicht. Denn momentan hatte ich das Gefühl, dass mir die Decke auf den Kopf fiel, mich alles irgendwie ein wenig erdrückte. Und entgegen meiner Bemühungen hatte ich es nur schwer verbergen können. Grund genug für Minho, mich heute Morgen in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett zu werfen, meine semi begeisterten Einwände geflissentlich zu ignorieren und mich stattdessen in den nächstbesten Zug zu zerren, um mit mir wer-weiß-wohin zu fahren.Gut, inzwischen wusste ich, wo er mit mir hinwollte.
Die nächste Brise brachte eine leicht salzige Note mit sich. Unwillkürlich hoben sich meine Mundwinkel, als ich den Blick die Promenade entlang schweifen ließ. Das Meer rauschte beruhigend im Hintergrund und obwohl die Sonne allmählich ihren Zenit erreicht hatte und es perfektes Badewetter war, wirkte dieser Strandabschnitt recht verlassen. Vielleicht lag es daran, dass es mitten in der Woche war oder auch weil Minho mich an einen der Orte entführt hatte, die er noch aus seiner Kindheit kannte und der mitunter als Geheimtipp bezeichnet werden konnte. Ich liebe die Ruhe hier. Wahrscheinlich hatte er genau gespürt, wie sehr ich so einen kurzen Moment des Durchatmens gebraucht hatte.Zufrieden seufzend vergrub ich meine nackten Füße im Sand, genoss die Mischung aus Kitzeln und Kratzen zwischen meinen Zehen. Es war schon wieder viel zu lange her gewesen, dass ich das Meer gesehen hatte. Wahrscheinlich war das letzte Mal sogar in Australien gewesen, so recht konnte ich mich nicht mehr daran erinnern. Ich hatte einfach viel zu viel um die Ohren gehabt in den letzten Monaten.
„Hm, aber wir waren doch vorhin erst am Bahnhof essen", murmelte ich, in weiser Voraussicht, was folgen würde.
Ich musste nicht einmal hinsehen, um zu wissen, wie Minho mich eindringlich, wenn nicht gar etwas empört musterte. Ich verkniff mir ein Grinsen und beobachtete dafür besonders interessiert, wie der Sand zwischen meinen Zehen hindurchrieselte.
„Ein Snack vom Imbiss ist nicht gleichzusetzen mit „essen gehen"."
Ja, er klang definitiv empört. Auch wenn ich wusste, dass er gerade bewusst mit seinen Emotionen übertrieb. Aber Fakt war: Für Minho war gutes Essen eines der wichtigsten Dinge im Leben.„Das letzte Mal, dass wir uns zu zweit in Ruhe durch die Speisekarte gefuttert haben, ist für meinen Geschmack viel zu lange her. Ein paar Blocks vom Entertainment hat ein neues, ich glaube japanisches, Restaurant aufgemacht und womöglich gibt's dort auch mal andere Desserts als sonst, damit ich nicht wieder bis zum nächsten Japantrip warten muss, bis ich -"
„Okay, ich hab's verstanden", unterbrach ich ihn.
Sachte, um ihn zu beruhigen, strich ich mit den Fingern über die glatte Haut seiner Hand und genoss das vertraute Gefühl in mir, das diese kleine Berührung auslöste.
Einmal mehr war ich dankbar, dass Minho heute mit mir hierhergefahren war, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Am liebsten hätte ich jetzt meinen Kopf auf seine Schulter gelegt und seine Nähe stillschweigend genossen. Nur war die Bank, auf der wir seit einer Weile saßen, doch zu gut einsehbar.Sonst kümmerte es mich wenig, was andere dachten. Minho war seit Beginn unserer Karriere einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben – jemand, der mich aufbaute und erdete und den ich am liebsten ständig um mich herum hatte. Und das durften ruhig alle wissen.
Ich hatte nie sonderlich viele Freunde gehabt, sei es den Umzügen in meiner Kindheit und den letzten Jahren geschuldet oder weil ich schlicht und einfach keinen großen Wert darauf gelegt hatte. Doch Minho war inzwischen zu meinem besten Freund geworden, etwas wofür ich nach wie vor extrem dankbar war.Statt mich wie sonst an ihn zu lehnen, rutschte ich nur ein paar Zentimeter dichter an ihn heran. Minhos verstecktem Schmunzeln nach zu urteilen, waren mir meine Gedanken wohl an der Nasenspitze abzulesen gewesen.
„Also, wann möchtest du dorthin?"
Er schürzte überlegend die Lippen und wirkte wieder völlig entspannt.
„Bin mir gerade unsicher, wann unser nächster, freier Tag ist. Vielleicht übernächste Woche oder dann die Woche drauf. Und wer weiß, ob nicht noch etwas dazwischen kommt."
Das war in letzter Zeit leider des Öfteren passiert. Immer wieder mussten wir spontan umplanen, Treffen verschieben, viele ruhige Stunden, die wir beide gemeinsam hatten genießen wollen, waren dem zum Opfer gefallen.
„Ich merke es mir vor. Das heißt, wir haben ein „Date"?"
Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme überschwänglicher klang, als ich beabsichtigt hatte. Minho kicherte nur.
„Na klar." Dieser intensive Blick aus seinen fast schwarzen Augen ließ mich etwas unruhig werden. Egal, wie oft er mich auf diese Weise musterte, mein Körper konnte sich nie richtig dran gewöhnen. Kein Wunder, dass es mir in diesen Momenten oftmals schwer fiel, meine Gefühle zu ordnen. Er brachte mich in letzter Zeit häufiger durcheinander und inzwischen musste ich mich manches Mal selbst daran erinnern, dieser Date-Sache nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Schließlich war das Ganze einst als Scherz entstanden, um unseren Treffen einen gewissen Anstrich zu verleihen.
Das vorwitzige „Leider" verbannte ich aus meinen Gedanken und konzentrierte mich lieber auf Minhos verschmitztes Grinsen.
„Aber heute führe ich dich erstmal in die Küche meiner Eltern aus. Meine Mutter hat gefragt, ob wir auf dem Rückweg vorbeikommen."
„Nichts lieber als das", strahlte ich ihn an und lehnte nun doch einige Herzschläge lang meinen Kopf gegen seine Schulter.누군가에게 위로를 받고 구원받은 기분
아직은 너에 대해서, 아는 건 없지만
천천히 알아갈게 시간이 걸리더라도 충분히
조금씩 가까워져 갔으면 좋겠어 말은[I feel like I've been comforted and saved by someone
I still don't know anything about you, but I'll get to know you slowly and steadily, no matter how long it takes
I wish we would get closer bit by bit]- Close by Han -

DU LIEST GERADE
Through the years (Minsung)
Fanfiction.band life story. - Plötzlich blieb mein Blick an einem Jungen hängen, der bewegungslos, etwas weiter hinten auf einem Stuhl saß und so wirkte, als würde er nicht dazugehören. Und sein Blick... Er schien mich komplett durchleuchten zu wollen. Für...