Kapitel 2

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Artemis reißt mich zurück ins Hier. »Joy, schön dich wiederzusehen. Oh la la, dein Kostüm ist der Hammer.
Freundschaftlich umarmen wir uns.
»Ich muss dir unbedingt meinen Cousin vorstellen. Ihr könntet vielleicht diese Nacht gemeinsam viel Spaß haben«, kichert sie und schaut sich um.
»Mist, wo ist er denn hin? Gerade hab ich ihn doch noch gesehen.«
»Stress dich nicht, der Abend hat erst begonnen«, beruhige ich Artemis, doch sie begibt sich sofort auf die Suche.
Na dann, denke ich und mein Blick erhascht Sam.
Lächelnd gehe ich auf ihn zu und auch wir begrüßen uns herzlich. »Es gibt Neuigkeiten«, raunt er mir zu.
Erwartungsvoll sehe ich ihn an. »Mira und ich sind ein Paar.«
»Schön, seit wann denn?«, frage ich erfreut.
Sam druckst etwas herum, stattdessen antwortet Mira:
»Auf der Insel im Paradies hat es in der letzten Woche gefunkt. Allerdings hat es etwas gedauert, bis wir es uns eingestanden haben«, schiebt sie kichernd nach.
»Wundervoll, ich freue mich sehr für euch. Dann wünsche ich euch viel Spaß auf der Party. Ich brauche jetzt erst einmal einen Happen in meinem Bauch.«
Keine Frage, ich freue mich wirklich für die beiden, sehe aber gerade meine Fälle zur Befriedigung meiner Lust davon schwimmen. Rodney ist tabu, Sam nun auch. Tief atme ich durch. Na ja, es sind schließlich noch eine Menge weiterer Gäste anwesend, nicht jeder wird vergeben sein. Und dann besteht ja noch Artemis' Angebot, ihren Cousin kennenzulernen.
»Warte, ich würde dir gern einen Freund vorstellen«, sagt Sam hastig und zieht an der Kutte eines Sensenmann-Kostüms.
»Joy, das ist Liam. Liam darf ich dir Joy vorstellen?«
»Joy, ich hoffe, dein Name ist Programm«, witzelt er und drückt mir einen Kuss auf die Wange.
»Ich hingegen hoffe, dein Kostüm ist auch eines, denn auf eine Begegnung mit dem echten Sensenmann bin ich heute nicht vorbereitet.«
Belustig wackelt Liam mit den Augenbrauen.
»Ich bin hungrig, kommst du mit?«, frage ich lachend und meine Aussichten auf einen vergnüglichen Abend erhellen sich schlagartig.
Bei ihm untergehakt gehen wir den mit Totenköpfen gesäumten Weg ins Nebengebäude und bedienen uns an dem Gruselbüfett.
»Hi Joy«, grüßt Lena. »Kommt, hier ist noch Patz.«
Liam und ich setzen uns zu Lena und ein paar Leuten.
Nach einer Vorstellungsrunde plaudern wir entspannt. Kurze Zeit später hat der Sensenmann allerdings nur noch Augen für Jamini, die über jeden seine Sprüche herzhaft lacht.
Tja, wenn ich ehrlich bin, auch sie geben ein hübsches Paar ab.
Seufzend wende ich mich ab und beobachte neben mir die wunderschöne in Schwarzsilber gekleidete Zauberin. Fleißig bloggt sie auf ihrem Smartphone Buch-Beiträge. Neugierig lehne ich mich weiter in ihre Richtung, um den Namen ihres Insta-Accounts zu lesen.
Hastig dreht sie ihr Handy um und schaut mir in die Augen. »Alles klar?«, fragt sie und zwinkert mir zu.
»Ähm ... ja ...«, stottere ich ertappt.
»Claudia, hier versteckst du dich«, erklingt James Stimme. »Ich benötige bitte nochmals ein paar deiner kreativen Ideen.«
Sofort springt sie auf und meine Augen bleiben an dem heißen Muster und der auffälligen Rückennaht ihrer Netzstrumpfhose hängen.
Scharf ziehe ich die Luft ein, so ein Teil hätte ich auch gern.
Wenige Minuten später ist die Bar mein Ziel. Auf dem Weg dahin streife ich unzählige Gruselwesen. Diverse Duftnoten kitzeln meine Nase. Ein Duft lässt mich erschaudern und innehalten. Schlagartig breitet sich Hitze in mir aus und meine Brüste werden spürbar fester. Meine Lider fallen zu, um mich völlig auf den Wohlgeruch und die in mir aufwallenden Gefühle zu fokussieren. Warmer Atem streift meinen Hals und mein Kopf neigt sich zur Seite. Hauchzart fährt eine Zunge über meine pulsierende Halsschlagader und mein Lustzentrum erwacht. Langsam öffne ich die Augen und starre in ein krass funkelndes silber-graues Augenpaar. Lüstern lecke ich mir über die Lippen.
»Mit wem hab ich die Ehre?«, frage ich kratzig.
»Silver«, flüstert er rau.
»Joy«, hauche ich an seine Lippen.
Der knisternde Augenblick zerbricht durch einen heftigen Anrempler.
»Sorry«, ertönt eine Entschuldigung. Ich drehe mich um und winke ab. »Nichts passiert.«
Meine Bewegung geht zurück, doch Silver ist verschwunden. Mit weichen zittrigen Knien, nach ihm ausschauhaltend setze ich den Weg zur Bar fort.
Auf einen der letzten freien Barhocker lasse ich mich nieder und sofort fragt der Barmann: »Was darf es für die bezaubernde Lady sein?«
»Ein Tequila, bitte«, presse ich hervor.
»Kommt sofort.«
Geschickt schwingt er das Messer und schneidet die Zitrone in gleichgroße Scheiben.
Langsam greift er nach meiner Hand und zieht sie ein Stück zu sich über den Tresen. Ein Schauer jagt mir über den Rücken. Ohne den Blickkontakt zu mir zu unterbrechen, fährt er mit der Zitronenscheibe über meinen Handrücken zwischen Daumen und Zeigefinger und feuchtet die Haut an, streut ein wenig Salz darauf und schiebt mir anschließend den Shot zu.

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