Kapitel 31 - Do as I please

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[Screenshot von Ominis und Phina von ominouscorridors, Rest von mir]


Phina spürte, dass sie plötzlich ganz still wurde und sich entspannte. Ihr Herz, das gerade noch vor Angst und Nervosität wie wild geschlagen hatte, pochte nun ruhig vor sich hin, so als wäre rein gar nichts gewesen. Alle anderen Anwesenden im Raum schienen ebenso bewegungsunfähig zu sein wie sie, als hätte jemand die Zeit angehalten. Dennoch konnte Phina fühlen, dass gerade alle Blicke auf sie gerichtet waren. Plötzlich erschien ihr Zauberstab in ihrem Blickfeld. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie ihren Arm gehoben hatte. Als ihr Blick auf ihre Füße fiel, bemerkte sie, dass sie lief. Sie ging auf das Mädchen zu, das immer noch auf dem Boden saß und nicht wusste, was hier eigentlich genau vor sich ging. Phina strengte sich an, aber sie fühlte nichts. Vor ihren Augen tanzten kleine Lichtpunkte durch ihr Sichtfeld. Für einen kurzen Moment fühlte es sich so an, als wolle ihr Verstand sich an etwas erinnern, aber dieses Gefühl verflog in der nächsten Sekunde schon wieder vollständig und wich einer seltsamen Leere in ihrem Kopf.
„Nimm ihr den Schmerz, Phina."
War das Sebastians Stimme gewesen? Phina wusste im nächsten Moment schon nicht mehr, ob er diese Worte wirklich gesagt hatte oder ob es ihr eigener Entschluss gewesen war. Alles, was sie wusste, war, dass sie diesem Mädchen ihren Schmerz nehmen wollte. Das arme Ding war völlig verängstigt und weinte immer noch. Phina fiel vor ihr auf die Knie und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Hab keine Angst.", hörte sie eine Stimme sagen, die wie ihre eigene klang. Sie legte dem Mädchen die Spitze ihres Zauberstabs auf die Brust.
Was machte sie da? Sie wollte das nicht tun. Sie war im Begriff, den Gaunts zu demonstrieren, wie sie mit einem kleinen Zauber Gefühlsstränge erzeugen konnte, die jeder anderen magiefähigen Person ein wenig mehr Macht verleihen konnten. Ihr Zauberstab begann zu leuchten, während das Mädchen vor ihr komplett erstarrt zu sein schien und Phina nur völlig fasziniert bei dem beobachtete, was sie tat. Und genau das taten auch Alvertos Drewitt, Marvolo Gaunt und die anderen drei dunklen Gestalten. Phina konnte all ihre Blicke auf sich spüren, so als wären sie kleine Nadelstiche. Aber sie konnte nicht aufhören. Sie konzentrierte sich und wirkte Isidoras Zauber, so wie sie es auch bei Anne versucht hatte. Doch dieses Mal fühlte es sich ganz anders an. Es war, als fühle sie in das Herz des Mädchens hinein und im Gegensatz zu Annes Herz war dieses hier voller dunkler Gedanken und Gefühle. Phina erkannte, dass es Schmerz war, den sie fühlen konnte, er lag wie eine schwere Bleischürze auf der Seele dieses kleinen Mädchens. Dieser Schmerz fühlte sich greifbar an, es kribbelte Phina in den Fingern, ihn zu packen und ihn diesem Mädchen zu entreißen. Um die Spitze ihres Zauberstabs bildeten sich plötzlich leuchtende, dunkelrote Schlieren, gesprenkelt mit kleinen Lichtpunkten. Phina erkannte den Anblick sofort. Es war ihr gelungen, sie hatte den Schmerz aus diesem Mädchen herausgelöst. Jetzt musste sie ihn nur noch vollständig herausziehen und... und dann? Phina starrte den Gefühlsstrang unschlüssig an, der an der Spitze ihres Zauberstabs herumtänzelte wie eine kleine Schlange, die zu Musik tanzte, die keiner außer ihr hören konnte.
„Was ist das?", fragte Selwyns beeindruckte Stimme, die Phina sofort wiedererkannte. Also war er tatsächlich einer der anwesenden schwarzen Zauberer. Die Augen des Mädchens, der sie gerade ihren Seelenschmerz genommen hatte, wurden ein wenig glasig und schließlich sank sie in sich zusammen und wirkte, als würde sie schlafen. Ihr Gesicht wirkte friedlich und so ruhig, wie sie nun dort auf dem Boden lag, überkam Phina das Gefühl, dass sie ihr tatsächlich einen Gefallen getan hatte. Wieder flackerten ein paar Lichtpunkte in ihrem Sichtfeld herum, sie sahen beinahe aus, wie kleine Pilze, die... Moment... wieder hatte Phina das Gefühl, als hätte sie das alles schon einmal gesehen. Sie senkte den Kopf und starrte das Mädchen an, das vor ihr auf dem Boden lag und aussah, als würde sie tief und fest schlafen. Im Augenwinkel sah sie den Gefühlsstrang an ihrem Zauberstab, aber dann entglitten ihr ihre Gedanken erneut und sie lauschte einfach ins Nichts hinein, so als wartete sie auf eine Stimme, die ihr sagen würde, was sie als nächstes tun sollte.

Cursed (Hogwarts-Legacy fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt