"Du bist eine Hexe"
Die Worte hallen in meinem Kopf immer noch nach. Je länger ich darüber nachdenke, desto absurder klingt es. Hexe. So etwas gibt es nur im Märchen. Andererseits...
Ich schrecke aus meinen Gedanken, als die Tür geöffnet wird und Tunia hereingestürmt kommt. Ein schadenfrohes grinsen umspielt ihre Lippen und sie wedelt wild mit einem Lappen herum, der von vielen schwarzen Mustern und Klecksen geziert wird. Ich unterdrücke ein Kichern, denn es sieht einfach urkomisch aus.
"Was machst du da? Wie du da mit dem Lappen herumwedelst, siehst du aus wie... wie..." Ich suche nach dem richtigen Wort und ehe ich darüber nachgedacht habe, rutscht es mir heraus. "Wie ein Muggel!"
Ich schlage mir die Hand vor den Mund und starre Petunia an, deren Miene sich augenblicklich verfinstert hat.
"Ich bin kein Muckmuck oder was auch immer! Schau dir mal an, was ich gefunden habe. Dieser Snape ist ein Spinner!"Sie legt den Lappen vor mir auf den Boden und ich erkenne, dass es eine alte Klatschzeitung ist. Das, was ich für Muster gehalten habe, sind die Stellen, an denen die Tinte verwischt ist. Die ganze Zeitung ist zerknüllt und wahrscheinlich wurde sie vom Regen aufgeweicht, bis sie dann wieder getrocknet ist. "uugh", mache ich und schaue meine Schwester an. "Hast du die etwa aus dem Müll gefischt?"
Tunia nickt, immer noch beleidigt. Ich verdrehe die Augen.
"Und was wolltest du mir jetzt zeigen?", frage ich sie neugierig. Sie zeigt auf einen Artikel, der sich nur mit Mühe entziffern lässt, mal abgesehen davon, dass ich noch nicht so gut lesen kann.
Myteriöse Vorfälle in Spinner's End
In dem Industriegebiet ereigneten sich in den letzten Wochen kuriose Dinge. Augenzeugen berichten, sie hätten mitangesehen, wie ein Wagen explodierte. Eine andere Quelle besagt, dass in letzter Zeit unnatürlich viele Eulen gesichtet wurden, wohlgemerkt tagsüber. Als wäre das nicht schon genug, wird nun behauptet, man hätte einen Jungen auf einem Besen fliegen gesehen. (Wenn man mich fragt, ist das vollkommener Blödsinn)
Spinnt Spinner's End wirklich, oder haben wir alle zu viel Fantasie? Fest steht, dass d...
Der Rest des Artikels ist vollkommen verwischt. Ich schnaube. "Tunia, das ist doch kein ernst zu nehmender Bericht! Das ist eine Klatschzeitung!""Nein nein Lily! Siehst du denn nicht, dass das bedeutet, dass die da unten in Spinner's End alles Spinner sind?"
"Du nennst sie doch nur so, weil ihre Straße zufällig so heißt!"
Ich weiß nicht, warum ich den Jungen jetzt verteidige, doch mein Gefühl sagt mir, dass er vielleicht doch nicht so ganz bescheuert ist, wie ich am Anfang geglaubt habe. Es klingt verrückt, ja, aber gibt es eine andere Erklärung? Ich muss noch einmal mit ihm reden, so viel steht fest.
"Tunia, geh jetzt bitte. Ich bin müde und will schlafen, morgen ist Schule. Und nimm deinen Fetzen da mit!"
Meine Schwester starrt mich entgeistert an. Sie hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich das so einfach hinnehme. "Lily! Ich sag dir, er ist ein Spinner! Glaub mir, oder ich sag Mummy, dass du heute wieder dieses komische gemacht hast, das mit der Blüte!"
Ich schüttel den Kopf, nehme ihren Arm und ziehe sie aus dem Raum. Dann schlage ich die Tür zu und lehne mich gegen sie. Ich höre Tunias gedämpfte Beschimpfungen, doch ich ignoriere sie. Ich warte, bis sich ihre Schritte langsam entfernen, dann schlüpfe ich in meinen Schlafanzug und husche ins Bett.Obwohl mir noch tausend Fragen im Kopf herumschwirren und ich am liebsten auf der Stelle runter nach Spinner's End gelaufen wäre um den Snape Jungen aufzusuchen und ihn auszuquetschen, fallen mir fast augenblicklich die Augen zu. Ich habe gar nicht gemerkt, wie erschöpft ich wirklich war.
Ich schwebe einige Meter über dem Boden und blicke von oben auf das Geschehen. Dort unten stehe ich noch einmal, diesmal jedoch wehrlos, von Dutzenden von Leuten umzingelt. Auf dem Scheiterhaufen.
Sie jagen mein Ich, das aus Fleisch und Blut besteht und nicht gerade durchsichtig über der Welt schwebt, mit Mistforken und Fackeln hinauf, bedrohen mich. Ich höre kaum etwas, nehme aber einzelne Bruchstücke wahr. "Gehört verbrannt" "Hinfort mit dir, Hexe"
Ich schüttle den Kopf und versuche meine Gedanken auf etwas anderes zu richten. Ich betrachte mein Ich näher und zucke zusammen. Ich habe einen dicken Buckel, eine krumme Nase und eine Katze zieht um mich herum ihre Kreise.Das Feuer wird entzündet und mein Ich bricht zusammen. Ich will mir helfen, doch ich kann mich nicht bewegen. Gleichzeitig mit meinem Ich fange ich fürchterlich an zu schreien. Schreie um Hilfe.
Dann ist es vorbei.
Schweißgebadet wache ich auf, den Mund zum Schrei geöffnet. Ich schlage mir die Hand vor den Mund. Ich habe doch nicht wirklich geschrien, oder?
Schnell knipse ich das Licht an und atme mehrere Male tief durch. Es ist alles gut, es war nur ein Traum.
Dann lasse ich mich wieder in die Kissen sinken und fange an zu schluchzen. Auch wenn ich es mir selber einreden möchte, nichts ist gut. Gar nichts.
Das ist einfach alles zu viel. Gestern noch hatte ich geglaubt, es gäbe keine Hexen. Dann kommt irgendso ein Junge daher, erzählt mir mal so ganz nebenbei, ich sei eine und auf einmal träume ich davon, wie man mich auf dem Scheiterhaufen verbrennt.
Ich schließe die Augen und versuche an etwas anderes zu denken, doch die Bilder gehen mir nicht aus dem Kopf. Also liege ich bis in die frühen Morgenstunden wach, bis ich gegen 6 Uhr von meiner Mummy geweckt werde.
Als sie die Tür öffnet, drehe ich mich zu ihr um. Sie runzelt die Stirn und ich lese die Besorgnis in ihren Augen. "Guten Morgen meine süße. Hast du gut geschlafen?"
Ich bin dabei zu nicken, als ich innehalte und es mir anders überlege. Warum auch lügen? Sie haben mich wahrscheinlich sowieso alle schreien gehört. Ich schüttle den Kopf.Sie legt ihre flache Hand auf meine Stirn. "Hast du Fieber?"
Ich schüttle erneut den Kopf. "Wohl nicht so gesprächig heute, was?"
Ich schüttle erneut den Kopf und muss augenblicklich grinsen. Jetzt ist es an meiner Mom, den Kopf zu schütteln. Kurz darauf sind wir beide am Lachen.
Tunia kommt schlaftrunken ins Zimmer geschlurft und wir hören abrupt auf, als wir ihre grimmige Miene erkennen. "Wenn ihr so viel Spaß habt, dann geht bitte zum lachen woanders hin oder lacht ein wenig leiser, ich will schlafen!"
Mummy und ich schauen uns verdutzt an, dann greife ich nach hinten und werfe mit einem Kissen nach Tunia. Ihre Hände schnappen nach oben, doch sie ist nicht schnell genug und das Kissen klatscht ihr direkt ins Gesicht. Jetzt ist sie diejenige, die verdutzt guckt. "Na warte, das kriegst du zurück!"
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Severus und Lily - geliebt, gekämpft&verloren
FanfictionLily Evans, die Mutter des berühmten Harry Potter. Severus Snape, Harrys verhasster Zaubertränkelehrer. Sie haben geliebt und gekämpft - doch haben sie letztendlich auch verloren?