Zugfahrt

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Es war ein Monat her, seit wir hier eingesperrt wurden. Die ganze Zeit über konnte ich nicht wirklich schlafen. Wenn man es hochrechnet vielleicht fünfzehn Stunden. Ich war natürlich hundemüde, aber ich konnte einfach nicht schlafen, da die Wache mir sonst wieder weh tun würde. In der Zeit übte ich, wie ich die Fesseln mit Hilfe meiner Telekinese öffnete. Manchmal schaffte ich es, meistens jedoch nicht. Jeden Tag bekamen wir eine Kleinigkeit zu essen. Mir war aber der Appetit jedes mal vergangen, doch zwang ich mich wenigstens einen kleinen happen zu essen.
Heute war es anders. Schmidt kam zu unserer Zelle und funkelte uns beide leicht verärgert an.
"Wie viele Fabriken wurden bis jetzt zerstört?", stichelte ich.
Schmidt ignorierte meine Stichelei. Er deutete der Wache, die Zelle aufzuschließen. Es kamen noch zwei Soldaten dazu, die uns auf die Beine zogen. Sie zerrten uns aus der Zelle.
"Was haben Sie vor?", fragte Lewis.
"Dr. Zola fährt zu einer Forschungsstation. Dort kann man euch zwei vielleicht wieder zur Vernunft bringen", erklärte Schmidt ruhig.
Die Soldaten zerrten uns mehrere Gänge hinter Schmidt her, zu einem Zug. Er war anders als die anderen Züge. Dieser sah moderner und weiter entwickelt aus. Wir wurden in einen eigenen Abteil geschleift. Sie befestigten meine Ketten an der Wand, da sie wahrscheinlich dachten, ich wäre auch gefesselt noch gefährlich. Eine Wache blieb bei uns, um aufzufassen, dass wir ja brav waren.
Wir fuhren nun schon seit Stunden. Ich hörte nur die Geräusche, die die Räder des Zuges machten. Sonst war stille. Nach einer Weile hörte ich wie drei Leute auf dem Dach landeten. Dann hörte ich Stimmen, aber ich verstand nicht was sie sagten. Doch ich erkannte, wer alles da war. Es waren der Captain, Bucky und noch jemand. Jetzt musste mir etwas einfallen. Schnell hatte ich eine Idee. Ich hoffte Lewis macht mit, sonst wird es etwas schwierig.
"Sag mal Lewis, weiß Schmidt eigentlich, was ich, außer meiner Fähigkeit das Feuer zu beherrschen, sonst noch andere Fähigkeiten besitze?", fragte ich.
"J...ja! Wieso?"
Er schien nicht ganz zu verstehen, was ich vorhatte.
"Ich glaube er weiß doch nicht alles, sonst wüsste er, dass man mich nicht so einfach fesselt", erklärte ich ruhig weiter.
Die Wache schien nervös zu werden, was ja auch mein Plan war. Lewis schien langsam zu verstehen, was ich vorhatte. Die Wache kam auf mich zu. In diesem Moment öffnete ich meine Fesseln, sprang auf und schlug die Wache außer Gefecht. Dann öffnete ich Lewis fesseln.
"Der Captain ist hier! Wir können endlich von hier weg!", erläuterte ich.
"Gut! Aber da gibt es ein Problem: wir sind unbewaffnet!"
"Nimm dir die Waffe der Wache! Ich komme auch gut ohne aus."
Lewis nahm die Waffe. Ich ging zur Tür und versuchte diese mit normaler Kraft zu öffnen, doch sie war verriegelt. Da ich nicht wusste, wie ich die Tür sonst aufmachen sollte, legte ich meine rechte Hand an die Tür, dort wo ich den Riegel vermutete. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, die Tür an der Stelle zu erhitzen. Nach einer Minute hatte ich ein Loch in die Tür geschmolzen. Blut floss aus meiner Nase. Kurz stützte ich mich an der Wand ab, da mir kurz schwindelig wurde.
"Geht's?", fragte er besorgt.
Ich nickte und wischte mir das Blut weg. Dann folgte ich Lewis in den nächsten Wagon. In diesem war niemand. Erst in dem nächsten war irgendetwas los. Ich konnte durch das kleine Fenster der Tür, blaue lichtblitze sehen. Plötzlich durchzog eine Erschütterung den Zug, als ob etwas explodiert wäre. Lewis schob mich grob zur Seite und versuchte die Tür zu öffnen. Er schaffte es nicht wirklich.
"Lass mich mal!", zischte ich und versuchte ihn von der Tür weg zu ziehen.
"Nein!"
"Doch! Du schaffst es nämlich nicht!"
Wieder versuchte ich ihn wegzuziehen und wieder funktionierte es nicht. Dann probierte ich es mit meiner Telekinese. Diesmal klappte es. Sofort ging ich zur Tür und legte wieder meine rechte Hand an den Riegel. Nach einer Minute war das Schloss geschmolzen. Ich ignorierte, dass Blut, was aus meiner Nase floss und das mir schwindelig wurde. Ich rannte einfach in den nächsten Wagon. Wieder durchzog eine Erschütterung den Zug, die mich ins taumeln brachte und stürzte. Ich schaute hoch und erblickte ein riesiges Loch in der Wand. Hastig rappelte ich mich auf und lief weiter nach vorne zu dem riesigen Loch. Die Wand des Zugs war nach außen gebogen. Dort hielt sich Bucky an einer Stange fest. Gerade als ich ihm helfen wollte, wurde ich vom Captain nach hinten gezogen. Dann ging alles so schnell. Bucky konnte sich nicht mehr halten und stürzte in die Tiefe. Ich stand auf einmal wie erstarrt da. In diesem Moment war es so, als ob mein Herz brechen würde. Warme Tränen flossen an meinen Wangen herunter. Auch der Captain schien niedergeschlagen zu sein. Langsam ging ich näher zu ihm.
"Es tut mir leid!", murmelte ich.
Der Captain schaute mich etwas aufgelöst an, sagte aber nichts.
Dann ging er an mir vorbei.
"Alles in Ordnung?", fragte Lewis und legte seine Hand auf meine Schulter.
Ich schüttelte mit dem Kopf. Auf einmal brach ich zusammen und fing an zu schluchzen. Lewis kniete sich vor mich hin und nahm mich in den Arm. Genau jetzt wurde mir bewusst, dass ich etwas für Bucky empfunden hatte, doch jetzt konnte ich es ihm nicht mehr sagen.
"Leila, komm! Wir müssen hier raus!", murmelte Lewis.
Wie lange hab ich denn geweint?
Ich wischte mir die Tränen weg und stand dann auf.
"Wie lange habe ich geweint?", fragte ich.
"Nicht lange. Du bist eingeschlafen, da du etwas erschöpft warst", antwortete er.
Ich schaute ihn etwas verwirrt an, den ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich eingeschlafen war. Der Zug hatte im Wald gehalten. Mehrere Soldaten standen dort. Sie sahen etwas erschüttert aus. Der Captain hatte es wohl allen erzählt. Lewis stieg aus und half mir dann runter. Zusammen gingen wir zu den Soldaten, die mir aus dem weg gingen. Ich fühlte mich etwas unwohl hier zu sein. Am liebsten würde ich weglaufen, aber es ging nicht. Der Captain gesellte sich zu uns. Er schien noch etwas niedergeschlagen zu sein, aber ich wollte ihn nicht darauf ansprechen.
"Wie geht es dir?", fragte der Captain.
"Ganz gut! Was passiert jetzt eigentlich?", fragte ich.
"Sie bringen dich und mich nach London. Dort wird dann alles weitere besprochen", erklärte Lewis. Einverstanden nickte ich. Lewis zog mich dann hinter sich her in einen Transportwagen. Die Stimmung hier war sehr geknickt und keiner sagte ein Wort. Ich spürte auf einmal die Erschöpfung, die meine Kräfte mit sich brachten, weshalb ich einschlief.

When the Life Change (Captain America FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt