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Ich heiße Finn und bin 16 Jahre alt. Ich lebe zusammen mit meinem Vater und meinem kleinen Bruder in einem kleinen Haus. Meiner Mutter starb leider vor zwei Jahren an Krebs. Das hat die ganze Familie sehr mitgenommen.

Mein Vater begann jeden Abend betrunken nach Hause zu kommen. Wie auch letzte Nacht. Ich bin es langsam schon gewohnt.

Mein Wecker klingelt um 5 Uhr und ich schlage ihn schnell aus, bevor mein Vater davon noch aufwacht. Ich stehe auf und muss mich sofort erstmal hinsetzen. Die schmerzen von gestern hängen noch tief in meinem Knochen.

Als mein Vater gestern betrunken nach Hause gekommen war, kam er in mein Zimmer wie immer. Seit Mama Tod ist kann er mich nicht mehr leiden und lässt alles an mir raus. Wie auch an diesem Abend.

Er schlug mir mehrmals ins Gesicht. Danach folgte ein Tritt in die Magengrube und ich sank zum Boden. Trotz dessen das ich mich nicht mehr bewegte trat er weiter auf mich ein.

Mir läuft es eiskalt den Rücken runter wenn ich an das geschehene denke. Ich gehe ins Bad und ziehe mich langsam aus. Als ich in den Spiegel gucke, musste ich ein wenig lachen. Es war doch so lächerlich. Im Spiegel sehe ich einen abgemagerten zierlichen kleinen Jungen mit blonden Haaren. Meine smaragdgrünen Augen blicken mir matt entgegen.

Mein Blick gleitet über meinen Körper. Er ist übersäht von Blutergüssen. Wie lächerlich mein Leben doch ist. Ich habe das alles verdient. Schließlich bin Schuld an dem Tod. Schnell suche ich nach der silbernen Klinge.
Mein bester Freund.

Der Drang ist so groß, das ich sie sofort auf meinem Arm ansetze. Ich übe zunächst nur leicht Druck aus und ziehe die Klinge über meinen Arm. Ich fühle mich so befreit. Der Schmerz lässt mich daran erinnern, das alles meine Schuld ist. Nach einer Zeit werden die Schnitte immer tiefer. Das Blut läuft meinem Arm runter und ich beschließe erstmal duschen zu gehen.

Als ich aus der Dusche komme, räume ich sofort alles auf und gehe in die Küche. Dort entdecke ich die leeren Flaschen meines Vaters. Ich räume schnell auf und wecke meinen Bruder Max.

Zum Glück lässt unser Vater alles nur an mir raus und lässt Max in Ruhe, da ich ihn immer beschütze. Er soll das alles nicht erleben müssen. Ich versuche ihm das beste zu bieten, was geht.

"Aufstehen Max. Du musst zur Schule.", wecke ich Max.

"Noch 5 Minuten.", erwidert Max schläfrig.

"Nein, komm jetzt. Wir sind schon spät dran.", hetze ich Max.

Er folgt mir in die Küche. Ich bereite schnell Müsli vor und mache sein Pausenbrot. Ich esse morgens nichts, sowie eigentlich zu jeder Tageszeit. Nachdem er aufgegessen hat, machen wir uns auf den Weg zu seiner Schule. Seine Schule fängt um 8 Uhr an. Wir kommen abgehetzt an der Schule an.

"Hier Max, dein Pausenbrot. Benimm dich in der Schule und ich hole dich nachher wie immer ab. Hab dich lieb.", sagte ich zu Max und winke ihm zu.

"Jaja mach ich. Hab dich auch lieb. Bis später.", erwidertet Max.

Jetzt mache ich mich auf dem Weg zur Schule. Ich komme jeden Tag zu spät zum Unterricht, da meiner eigentlich schon um 7:30 Uhr. Aber mir ist wichtiger das Max pünktlich kommt, so dass er gute Chancen später hat.

Um 8:30 Uhr komme ich an der Schule an und möchte eigentlich direkt wieder umdrehen. Ich ziehe die Kapuze auf und ganz tief in mein Gesicht. Danach gehe ich zu meinem Klassenraum und klopfe an.

"Herein!", kommt es von drinnen.

Ich öffne die Tür und sehe meinen Klassenlehrer mit einem anderen Mann vorne stehen. Ich nuschle eine Entschuldigung vor mich hin und möchte eigentlich direkt zu meinem Platz gehen.

"Halt Finn, nicht so schnell. Das kann nicht sein das du jeden Tag mindestens eine Stunde zu spät kommst. Komm nach der Stunde zu mir!", schimpft Herr Brunner.

Ich erwidere nichts und setze mich auf meinen Platz. Von hinten spüre ich sofort die Blicke auf mir. Recht schnell folgen die Papierkügelchen.

Das kann nur Daniel und seine Mitläufer sein. Sie mobben und schlagen mich jeden Tag in der Schule. Anfangs hab ich versucht mich gegen sie zu wehren, aber das hat nie was gebracht. Irgendwann habe ich es dann sein gelassen, hat ja doch nichts geändert.

Zum ersten Mal in der Stunde hebe ich den Kopf und mustere den Mann neben meinem Klassenlehrer.

Er ist groß und muskulös gebaut. Außerdem hat er blonde Haare und blaue Augen. Der fremde Mann hat ein sehr markantes Gesicht. Außerdem trägt er eine Polizei Uniform.

"Nochmals Hallo zusammen, mein Name ist Tim und ich erzähle euch heute etwas über den Beruf Polizist.", stellt er sich vor.

Irgendwas fasziniert mich an ihm, aber ich weiß nicht was.

VerzweiflungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt