Die Wiederholung

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Inzwischen war ich aus meinem ganz privaten Gefängnis ausgebrochen.
Zugegeben war es eigentlich mein Plan Vaters Wachen zu bestechen, doch würde er das raus finden, wäre der Verantwortliche, der mich dabei unterstützt hatte unbemerkt zu flüchten, unter der nächsten Brücke gelegen.
Seltsamerweise verstand ich mich mit jedem von Vaters Wachen gut. Mit manchen besser als mit anderen.

Immerhin wurde ich wie sie sehr hart ausgebildet und durch diese schwere Zeit kommst du nur mit ein paar Freunden.

Darf ich vorstellen. Die Wachen. Meine Freunde.

Da wären einmal Javier, er ist der älteste von Vaters Wachen auf unserem Anwesen. Wenn ich mich noch richtig erinnere müsste er jetzt 39 sein.

Castro. Er ist ungefähr in meinem Alter und kam als Kindersoldat in Vaters Clan.
Als er bei uns anfing, war er 13 und ich 14.

Lynox. Eigentlich Lyno Xaver, doch kein Schwein nannte ihn so. Er ist 28 und dann sind da noch viele mehr. Doch die interessieren mich wirklich nicht.

Die Standorte an denen sie für meinen Vater arbeiteten wechselten monatlich. Sie reisten praktisch genau wie unsere Ware illegal von Kolumbien nach Amerika und wieder zurück.

Mit diesen drei Jungs bin ich praktisch groß geworden. Nachdem meine Mutter vor 10 Jahren starb, sie war die Einfühlsame in unserer Familie, hatte mein Vater meine Spielsachen verbrannt, meinen Hund Alma erschossen, da sie ihm zu liebevoll war und mich das nur verweichlichen würde und hat mir stattdessen Messer und Waffen geschenkt.

Ein 10 jähriges Militär ähnliches Training gab es inklusive.

Wie auch immer, ich wollte niemanden dieser Jungs bestechen mir bei meinem Ausbruch zu helfen, denn auch wenn meine Gefühle mit meiner Mutter Beerdigt wurden, so waren diese drei Jungs das einzige in meinem Leben, dass mir tatsächlich noch etwas bedeutete.
Also löste ich den Feueralarm aus und hangelte mich den Balkon runter. Als ich weit genug weg war schoss ich mit meiner Waffe durch ein Fenster im Erdgeschoss, sodass alle dachten es sei ein Eingriff.

Damit würden sie eine Weile beschäftigt sein und niemand von den Wachen würde für mein Verschwinden Ärger bekommen.
Niemand außer mir, denn mein Vater war nicht dumm und würde innerhalb weniger Minuten wissen was passiert war und wer hinter all dem steckte.

Doch für ein paar Minuten Freiheit, war es mir die Sache definitiv wert.

Ich lief also durch den Wald und versuchte mir jeden Zentimeter des Waldes einzuprägen, der vom Mondlicht bestrahlt wurde.

Luna kam mir in den Sinn.
Nein, das war kein anderes Mädchen.
Ich war Luna. Es bedeutet Mond auf spanisch.

Meine Mutter sagte immer, ich sei ein Kind des Mondes. Dass so eine Art Verbindung zwischen mir und dem Mond herrschen würde und dass ich eines Tages verstehen würde, was das bedeutete. Spoileralarm, dieser Tag war noch nicht gekommen.

Ich streifte weiter durch den Wald bis ich nach einiger Zeit auf die Stadt stieß.
Da es inzwischen Mitternacht war, waren die Lichter weitestgehend aus und nur ein paar Straßenlichter flackerten schwach vor sich hin.

Die Menschen, die jetzt noch auf den Straßen waren, sind Drogenabhängige oder Obdachlose die nicht wussten auf welchem Fleck in der Stadt sie heute den kalten Herbstabend überleben sollten.

Eigentlich war es ziemlich gefährlich sich hier alleine rum zu treiben. Ich rede nicht von meiner Sicherheit, die war alles andere als gefährdet. Ich könnte es wortwörtlich mit jedem aufnehmen und genau das bereitete mir manchmal angst.

Bei dem Gedanken daran kamen alte Bilder in Meinem Gedächtnis hoch. Ich schüttelte den Kopf um mich wieder auf meinen eigentlichen Gedanken zu konzentrieren und wandelte weiter im Schatten der Stadt.

Ein Spiel mit dem Feuer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt