Es war Donnerstag Morgen, zehn Uhr dreißig. Die erste Stunde begann und damit auch die meiste Langeweile. Sie hatten das Fach Berufsorientierung und wirklich viel wurde in dem Fach nicht gemacht. “Bald sind Ferien, also was habt ihr geplant?” Ophelia sah ihre Freunde neugierig an und wie aus einem Mund antworteten Ada und William: “Arbeiten.”
“Und ich mache Überstunden, um mehr Geld zu haben”, fügte William gähnend hinzu. Ty fehlte auch heute und dies wirkte sich stark auf Williams Laune aus. Noch am Morgen hatten die beiden telefoniert und Ty hatte versichert zu kommen um dann kurz vor Unterrichtsbeginn doch abzusagen. “Was hast du vor, Ophelia?” William sah sie neugierig an. Den ganzen Tag Trübsal zu blasen brachte nichts und bevor Ada Ty angesprochen hatte, waren sie auch nur zu dritt. "Naja, ich denke, ich mache nichts anderes außer zocken und Schlafen…", gab Ophelia kleinlaut zu. Ihr war es unangenehm, vor William und Ada zu geben zu müssen, keine Arbeit zu haben. “Vielleicht komme ich in den Ferien ab und an bei dir vorbei oder du pennst einfach mal bei mir. Dann hast du was zu tun.” Kurz darauf herrschte Stille und dann bejahte sie Williams Vorschlag. "Ich bin viel unterwegs, also habe ich keine Zeit euch oft zu treffen.”
"Stört niemanden, Ada. Viel Zeit habe ich auch nicht, aber den Abend eventuell mit jemandem zu verbringen klingt gut.” William legte Ada die Hand auf die Schulter und lächelte. Noch bevor die drei Freunde ein weiteres Gespräch anfangen konnten, verwickelten die Jungs ihrer Klasse William in ein Gespräch mit dem Schwerpunkt Frauen. Ada nahm ein Buch aus ihrer Tasche und las, während Ophelia den Jungs neugierig zuhörte. schnell nahm das Gespräch eine negative Wendung. Die Jungs begannen Frauen zu sexualisieren und äußerten sexistische Kommentare, woraufhin William sich aus dem Gespräch zog. Er selbst war in gewisser Weise auch sexistisch, aber seine Kameraden hatten ihn definitiv übertrumpft. Ada hatte von dem Gespräch nichts mitbekommen, sie war zu vertieft in ihr Buch. Ophelia war ziemlich angewidert. Noch nie hatte sie solch perverse Dinge jemanden sagen hören. William schrieb Ty direkt, was die Jungs besprochen hatten, doch wie zu erwarten kam keine Reaktion von Ty, selbst als er online kam. Ophelia versuchte sich abzulenken und verwickelte William in ein Gespräch - oder besser gesagt hielt sie ihm einen Vortrag über Gott und die Welt. William hörte aufmerksam zu. Ihre Stimme ist so wunderschön, so sanft und so bestimmt… Ihre Art zu sprechen ist so interessant. Mit verliebtem Blick sah William sie an und hörte zu. Gerade als sie einen nächsten Satz beginnen wollte, verlor sie wegen dem Satz “ich liebe dich", mit welchem William sie unterbrach, den Faden. Sprachlos sah sie William an und lief rot an. Er war ebenfalls knallrot und versteckte sich beschämt in seinem Hoodie. Alle Blicke ruhten auf den beiden. Keiner sprach ein Wort.
In den nächsten Stunden sprachen die beiden nicht miteinander, William sprach im Allgemeinen nicht mehr. Als die Schule aus war, wurde William von Ophelia aufgehalten. "Also, übernächste Woche sind Ferien und wenn ich bei dir übernachten soll, sollten meine Eltern dich kennenlernen..."
"Ich muss zur Arbeit, aber morgen habe ich am Nachmittag frei. Dann komme ich sehr gerne vorbei und Sonntag habe ich den ganzen Tag Zeit." Sie lächelte und ihre Wege trennten sich.Der nächste Tag fing für jeden ganz normal an. William ging zur Arbeit, Ophelia verbrachte die Zeit an ihrem PC, Ty, der noch immer mit seinen psychosomatischen Beschwerden zu kämpfen hatte, lag im Bett und schlief. Ada hatte frei und verbrachte den Tag mit ihrem Hund und Max war im Dienst.
Williams Schicht war gegen den frühen Nachmittag vorbei. Er machte sich auf den Weg nach Hause, während er darüber nachdachte, ob es wirklich gut war, sich mit Ophelia zu treffen. Ophelia wartete auf Williams Nachricht und überprüfte in fünf Minuten Abständen ihr Handy. Ihre Eltern waren einverstanden, William kennenzulernen und Ophelia freute sich sehr. Doch ihre Hoffnung schwand.
Ty saß zu dieser Zeit an seinem PC und lernte für die Bundeswehr. Er wiederholte den Online-Test immer und immer wieder, bis er immer bessere Ergebnisse erzielte. Gegessen hatte er noch nichts und Hunger hatte er nicht. Er fühlte sich einsam, doch auf Zeit mit William oder einem seiner anderen Freunde oder seiner Familie hatte er jetzt keine Lust. Er wollte Max und nur Max. Immer und immer wieder fragte er sich, warum er zur Bundeswehr wollte. Ob er es wegen Max wollte oder um seinem Land zu dienen, das konnte er nicht beantworten. In ihm herrschte Leere, die nichts und niemand außer Max füllen konnte, doch Max war nicht da. Max erging es ähnlich. Er fühlte sich alleine und am liebsten wäre er jetzt bei Ty. Er wünschte sich er könnte Ty seine Gefühle gestehen doch seine Familie würde ihn verstoßen wenn diese seine Homosexualität mitbekommen würde und er wollte nichts riskieren. Verzweifelt versuchte er, alles, was er für Ty empfand, zu verdrängen und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Doch dann fasste er einen Entschluss: Er würde nach dem heutigen Dienstschluss über das Wochenende spontan zu Ty fahren und diesen damit überraschen. und er setzte seinen Plan in die Tat um. Direkt nach Dienstschluss setzte er sich in den Zug und fuhr nach Aachen. Die Zugfahrt dauerte lange, doch zu seinem Glück gab es keine Probleme. Gegen zwei Uhr morgens kam er in Aachen an und machte sich auf den Weg nach Ty, bei dem er eine halbe Stunde später ankam. Er wählte Ty's Nummer und zu seinem Glück nahm dieser ab.
William saß bei Ophelia. Er hatte spontan die Erlaubnis erhalten, bei ihr zu übernachten. Die beiden Jugendlichen saßen in ihrem Zimmer auf dem Bett und schwiegen. Keiner von beiden war müde. Über Williams gestriges Geständnis hatte keiner von beiden auch nur ein Wort verloren.Sie schauten sich Ophelias Lieblings-Horrorfilm-Reihe "Halloween" an, in welcher es um einen Mörder namens Michael Myers geht. Ophelia kuschelte sich an William und gähnte. William blieb unbeeindruckt.
Ada lag im Bett und schlief tief und fest. über sie und ihre Gefühle kann man wenig sagen, da sie selten in negativer Stimmung ist.
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Roses and Flame
RomanceRoses and Flame erzählt die Geschichte von zwei Brüdern von verschiedenen Müttern, welche sich mit der Zeit immer enger anfreunden.