Kapitel 4- Im Auftrag der Post! Coras Traum

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Die letzten grauen Wochen waren vorbei, die Sonne bahnte sich einen Weg durch die Wolkendecke und erwärmten die grauen Steine, mit denen das Hauptquartier gemauert worden ist. Selbst die Möwen schienen freudiger mit Ihrem Jauchzen als die Tage zuvor.
Cora hatte sich mit ihrem neuen Leben so langsam angefreundet, war dies aber auch besonders
ihren beiden Mitbewohnern verschuldet. Im gemeinsamen Bad bereitete sich die junge Frau für die Arbeit vor. Sie kämmte sich das mittellange blaue Haar. Es war merkwürdig, als sie sich im Spiegel betrachtete: Früher hat Cora ihre Haarfarbe wegen dessen Zweifarbigkeit gehasst. Das Deckhaar war so blau wie der Himmel, während das Unterhaar ein pastelliges Hellblau aufwies. Durch die lockige Struktur kam das Unterhaar natürlich immer zur Geltung. Mittlerweile mochte die Dunkelhäutige aber ihren Schopf. Sie hatte die beiden Haarfarben vererbt bekommen, aber seit dem tragischen Vorfall wertschätze Cora mehr, was ihr von ihren Eltern übrig geblieben ist: sie selbst! Trotz der stetigen Erinnerung an die Ereignisse und den Tod zweier geliebten Menschen war das Mädchen gut gelaunt und summte, während sie sich im Spiegel betrachtete und Make-up auflegte.
Sie band sich anschließend ihr Haar zu einem voluminösen Zopf, der beim Gehen immer auf und ab wippte. Von Nora hatte sie einen Lippenstift erhalten, der absolut nicht ihre Farbe war. Den hätte die Marinesoldatin nie gekauft. Ihre Freundin hatte sich ihn doppelt gekauft und Cora somit das zweite Exemplar als Teil der Erstausstattung hinterlassen.
Ihre Lippen hatten nun eine hellrosa Nuance und leuchteten regelrecht dank Coras dunkler Haut. Sie musste zugeben, dass es ein schöner Eyecatcher war. Nora, der Kuhfan, trug den Lippenstift bestimmt immer nur zart auf, weil ihre Haut so hell wie Alabaster war. Sie regte sich ständig darüber auf, dass Leute sie für krank hielten, weil sie so blass war, oder ihr sagten, dass sie mehr in die Sonne gehen sollte... Ach Nora! Hoffentlich ging es ihr in der neuen Basis gut. Cora würde ihr demnächst schreiben und sich nochmals ausführlich bedanken.
„Cora bist du fertig?", klopfte es behutsam an der Badtür.
„Einen Moment, bin gleich soweit!" Schnell korrigierte die junge Frau mit einem Papiertuch eine kleine Stelle an ihrem Mundwinkel, der aus Versehen ebenso Farben trug. So ganz hatte sie es halt noch nicht raus und übermalte. Abschließend gab es ein paar dezente Sprühstöße aus dem Parfümflakon, ehe sie die Tür öffnete. „Fertig! Und guten Morgen, Sakazuki." Die blauhaarige Soldatin lächelte und begrüßte ihren Mitbewohner freundlich. Jedoch gähnte dieser nur und brachte ein trockenes „Morgen" raus. Als dieser in das Bad eintrat, musste der stattliche Mann augenblicklich niesen. Er gelangte direkt in Coras Duftwolke.
„Tut mir leid", kicherte das Mädchen, während sie sich in die Küche begab. Dort befand sich bereits Borsalino, fertig angezogen. Er trank einen Kaffee und rauchte, während er die Zeitung las.
„Guten Morgen Borsalino!" Freudig begrüßte sie auch den Älteren.
„Guten Morgen Cora, hast du gut geschlafen?" Die Frau nickte und bejahte dies, sie wollte beim Hinsetzen noch was sagen, aber just in diesem
Moment verkündete der Reiskocher mit einem aufdringlichen Ton, fertig zu sein. Borsalino wollte die Zeitung zusammenfalten und zur Seite legen, da intervenierte Cora: „Warte, bleib sitzen. Ich mach das." Die neue Mitbewohnerin bewegte sich zum Küchenutensil, hob den Deckel und lockerte den zart duftenden Reis mit einem Löffel. Der blumige Duft verbreitete sich rasch im Raum. Dann verteilte sie die Menge auf drei Schüsseln. Das Frühstück war nun komplett fertig, wie Cora mit aufmerksamen Augen wahrnahm: Miso-Suppe, in Sojasoße glasierter Fisch - sehr akkurat geschnitten, wohlgemerkt - und eingelegtes Gemüse.
„Sakazuki ist im Bad. Ich muss sagen, ich hätte nie gedacht, dass er ein Morgenmuffel ist." Cora
deckte den Tisch mit den noch fehlenden Dingen und musste wieder an den verschlafenen
Vizeadmiral denken, der den Mund kaum aufbekommen hatte. Für sie war Sakazuki stets derjenige, der streng und diszipliniert war. Sie ist davon ausgegangen, dass er morgens sogar vor dem Sonnenaufgang eine Runde ums Hauptquartier joggte, aber fehl am Platz! Die Person, die zuerst wach war und sich ums Frühstück kümmerte, war Borsalino, dessen eher träge Art vermuten ließ,
dass er der Langschläfer war. Die Blauhaarige selbst war auch eher der Vogel, der den frühen Wurm fing.
„Er hat schon Guten Morgen gesagt, oder? Ich würde sagen, dass er im Allgemeinen ein Muffel,
oder? Sogar am Abend." Amüsiert packte er die Zeitung weg und entsorgte den Zigarettenstummel. Da hatte Borsalino eigentlich recht, die Tageszeit spielte keine Rolle bei dem Tätowierten. Er wirkte immer wie ein Miesepeter. Doch sobald man vom Teufel sprach, kam Sakazuki zu den beiden. Er hielt sich die Hand vor dem Mund, als er unzählige Male gähnte. Der Vizeadmiral war noch gar nicht richtig wach und wirkte so, als würde er am Frühstückstisch lieber noch ein Nickerchen machen.
Borsalino entging nicht, dass eine ihm bekannte Duftwolke mitschwebte, als der Jüngere sich neben ihn setzte. Daher sah er seinen Liebsten mit einer erhobenen Augenbraue an: „Na mein Lieber, denkst du mit dem neuen Duft steigt deine Beliebtheit?" Spöttisch merkte der Ältere den femininen Geruch an, der Sakazuki begleitete. Es war keineswegs unangenehm, aber es passte nicht zu dem breit gebauten Mann.Sakazuki schnupperte an seinem Pullover und bemerkte den sommerlichen Eukalyptusgeruch: „Das ist wegen Cora. Ich bin in Ihre Duftwolke reingelaufen, das war unausweichlich!"
Die junge Frau musste kichern. Sakazuki tat so, als hätte er keine andere Wahl gehabt und dass er sich opfern musste. „Es tut mir leid, wirklich!"
„Du hättest ja nicht so viel nehmen müssen. Das Bad hat so gerochen, als hättest du die Flasche
hingeworfen."
Dabei war es nicht das erste Mal, dass sich Sakazuki durch Coras Parfümwolke selbst einparfümiert hatte.  „Vielleicht solltest du früher aufstehen? Ich kenne das Problem nicht~" Borsalino konnte nicht anders, als den Jüngeren aufzuziehen. Es gab weitaus schlimmere Sachen. Besonders, da der Duft dem Vizeadmiral allgemein gut stand und ein wenig anders roch als an ihrer Mitbewohnerin.Die drei genossen ihr herzhaftes Frühstück, ehe sie sich in den Arbeitstag begeben würden.
*
Cora hatte bereits einiges zu tun. Ihre Einheit war mit 21 Mann eher ein kleiner Trupp und
das in drei Schichten am Tag, aber es gab dennoch eine Vielzahl an Aufgaben und somit wurde es definitiv nicht langweilig.
„Cora, warte! Soll ich dir helfen?" Ein junger Mann in ihrem Alter, von der Statur eher rundlich
gebaut sowie eineinhalb Köpfe kleiner als die Blauhaarige trat näher, aber die Frage erübrigte sich:
Seiner Kameradin schien das schwere Paket zu entgleiten und sie selbst lief Gefahr, drunter zu
landen, so dass er ohne zu zögern der Dame in Nöten half. Der Jungspund mit den mittellangen
Krauslocken, die unter der Käppi hervorblitzten, hievte mit ihr gemeinsam die Last auf einen Wagen.
„Puh~ danke Davey, das war doch schwerer als gedacht!" Cora lächelte den Kleineren liebevoll an,
was ihn sogleich erröten ließ und er sich daraufhin verlegen am Hinterkopf kratzte.
„K-keine Ursache Cora, ich helfe dir doch immer gern. Ich freu mich, dass du wieder da bist... Weißt du was? Warum tauschen wir nicht? Ich nehm heute die schweren Pakete und du die Briefe sowie kleinen Päckchen? Das Verteilen bezieht sich auch nur aufs Hauptquartier!"
Da musste die junge Frau nicht lange überlegen. Das liebevolle Angebot nahm die Dunkelhäutige
gerne an, denn die schweren Pakete zu verteilen war für sie allein nicht möglich - derzeit. Mit
Training würde sie es eines Tages schaffen.
„Oh Mann, Davey, das würde mir die Arbeit so erleichtern! Bist du dir sicher? Ich mein, sie sind
wirklich ganz schön schwer?"
Der junge Mann mit dem kastanienfarbigen Haar zeigte stolz seine Oberarme, als wären seine
Muskeln so stark, das sie Berge versetzten könnten. „Wirklich kein Ding Cora! Mit diesen Armen könnte ich sogar ein ganzes Schiff in 15 Minuten selbst beladen."

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