One Piece- An Ocean Full of Lies

Kapitel 5- Zwischen den Akten und eine Zweite Chance

Als Vizeadmiral hatte man es nicht leicht: je höher der Rang war desto mehr Arbeit gab es. Besonders, wenn man einen kompletten Stützpunkt leitete oder eine Flotte für einen wichtigen Auftrag. All dies war mit einem Haufen Schreibtischarbeit verbunden.
Sakazuki hatte sich aus dem Archiv einige alte Berichte und Akten geholt. Seine braunen Augen studierten den halben Tag schon die ganzen Informationen. Es klopfte an seiner Bürotür, dreimal mit langer Pause. Das konnte nur einer sein. „Komm rein!", entglitt es dem stattlichen Mann schon fast kraftlos, Papierkram lag ihm gar nicht und raubte ihm mehr seiner Kräfte als jede erdenkliche Piratenjagd. Er schloss seine Augen und ein genervtes „Verdammt" entfloh seinen Lippen. Er hatte seine Verabredung vergessen, wo die Zeit unter Beschäftigung wie im Fluge verging.
Borsalino schlenderte mit zwei Papp-Kaffeebechern in den Händen ins Büro, wie immer gut gelaunt mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Wenn sein Auserwählter nicht zu ihm kam, musste eben er zu ihm gehen. „Saka-san~ Sag doch gleich Bescheid, dass wir in deinem Büro ein Nickerchen halten." Er stellte seinem Liebsten den Kaffee hin und bemerkte das Chaos. Daraufhin nahm er sich die Freiheit heraus, sich auf die Ecke der Armlehne von Sakazukis Stuhl zu setzten. „Was beschäftigt dich denn so, dass du mich vergisst?" Der Ältere guckte durch die Unterlagen und erblickte Coras Personalakte. „Hm?"
Sakazuki seufzte und nahm erstmal einen Schluck von dem schwarzen Getränk, was ihn durchwärmte und für den Rest des Tages Kraft geben sollte. „Ich wollte gucken, was sie bisher gemacht hat und ob diese kuriose Geschichte stimmt." Mürrisch wedelte er mit einem Bericht, der in einem braunen Umschlag verborgen war und warf ihn vor Borsalino auf den Tisch. „Glaubst du das? Ihr eigener Vater hat dafür gesorgt das sie degradiert wird und die Stelle bei der Post bekommt! Es war seine Empfehlung... Wie kann man so wenig von seinem eigenen Kind halten." Unmut machte sich in der Stimme des Jüngeren breit.
Borsalino hingegen sah es nicht so: „Oder vielleicht aus Schutz? Wir wissen es doch nicht. Vielleicht dachte Marino, Cora ist noch nicht soweit."
Sakazuki sah zu dem Älteren, schnaufte nur auf. Was sollte das für eine Begründung sein? Man lernte doch durch Erfahrung? „Dann hilft man ihr, unterstützt sie oder was auch immer! Aber das ist der falsche Weg." Der jüngere der beiden war doch ein wenig wütend über das, was er herausgefunden hatte. „Hier , selbst ihre Prüfung war ein Chaos! Cora hat sie nur bestanden, weil einer der Matrosen dabei umgekommen ist und dadurch alle bestanden haben."
Der Mann mit den schwarzen Haar fragte sich, ob Cora überhaupt für die Marine taugte? Vielleicht war Ihre jetzige Position ja doch die beste für das junge Ding.
„Hmm... Ich dachte, die Regelung gibt es schon lange nicht mehr? Aber was willst du jetzt damit sagen?" Aber genau das war es: Borsalino kannte seinen langjährigen Freund und Kameraden zu gut. Er hatte etwas in Cora entdeckt, sonst hätte er nicht all die Berichte durchforstet und seine Gedanken so offen heraus ausgesprochen. Er musste sich seiner Sache sicher sein.
„Laut den anderen Kapitänen oder Kommandanten, fiel sie immer positiv auf. Sie ist sich für keine Arbeit zu schade, packt überall an, ist sehr motiviert. Redet jedem Mut zu. Dazu kommt ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Sie lernt auch schnell dazu und scheint immer gute Ideen zu haben, jedoch ist ihre komplette Ausbildung totaler Mist gewesen und es gibt fast nur falsche Einschätzungen ihres Könnens. Empfehlungen, die nicht hätten ausgesprochen werden dürfen. Sie war nie auf einem Trainingsschiff und sie ist in Kämpfen zu wenig erprobt. Hier steht nicht einmal was über die Handhabung von Waffen."
Damit war Cora leider kein Einzelfall. Es kam tatsächlich häufiger vor, als es eigentlich passieren dürfte. Ranghöhere bildeten immer nur nach persönlichem Ermessen aus. Eine einheitliche Grundlage gab es nicht und jeder hatte seine eigenen Methoden. Die Grundkenntnisse waren bei allen gleich, aber was danach kam, hing von der Person ab, der man zugeordnet war. Ob man gefördert und später entsprechend befördert wurde. Cora schien damit zu den Pechvögeln zu gehören: Ihre Ausbildung hatte sie bei ihrer Mutter absolviert. Sakazuki hatte Jane bereits gekannt, als er selbst noch Kadett gewesen ist. Eine Zeitlang fuhr er mit ihr sogar auf hoher See. Er war mit ihrem Führungsstil nie zurechtgekommen und deswegen war für den Tätowierten auch klar, warum Cora selbst einen schlechten Start hatte. Jane ist eine Piratin gewesen. Was sollte so jemand schon vermitteln? Der Schwarzhaarige rümpfte seine Nase, regelrecht angewidert, könnte man meinen. Wenn es nach ihm ginge, sollte es gar nicht erst eine zweite Chance für Piraten geben, so dass diese der Marine beitreten dürften. Einmal Abschaum immer Abschaum! Und hier sollte vielleicht stehen, warum Jane überhaupt aufgenommen wurde - sprich, was Marino da für eine Rolle spielte
Sakazuki schnalzte mit der Zunge. Vielleicht reicht das schon als Erklärung für Coras schlechte Karriere: ihre Blutlinie war halb verdorben. Die Piraten-Gene waren in ihr verankert und es würde sich noch zeigen, ob sie mit gezieltem Training diese überlisten könnte. „Kannst du-"
Sakazuki konnte seinen Satz nicht beenden, da war Borsalino schneller: „Kann ich machen, aber bedenke: Ich bin für die nächsten zwei Monate mit Vegapunk und Sentomaru fort. Danach kann ich mit Cora den theoretischen Teil durchgehen. Dafür kommst du für ihr Kampftraining auf. Das wolltest du doch fragen, oder?"
Der Schwarzhaarige stützte seinen Kopf grummelnd auf seiner Hand ab.
„Nun mach nicht so Saka-san, ich kenne dich halt zu gut. Dafür liebe ich dich."
Der Tätowierte wurde rot und räusperte sich.
„Ich hab nichts gesagt! Ist doch okay."
Er stand auf und legte die Berichte schlagartig zusammen, um für Ordnung zu sorgen.
„Lass uns heute früher Feierabend machen und den restlichen Tag zusammen verbringen, was meinst du?"
Die warmen haselnussbraunen Augen sahen in die grauen Iriden des Älteren.
Derweil hatte Sakazuki seine Finger mit denen des anderen Vizeadmirals behutsam verwoben. Sein Daumen strich zärtlich über einen der schlanken Finger hinauf zum Handrücken. Wer wusste schon, ob nicht eine der Missionen auf hoher See gleichsam eine ihrer letzten sein würden? Ob sie sich wiedersehen würden?
Borsalino dachte an sowas nicht, verschwendete keinen Gedanken daran, Sakazuki jedoch schon. Das machte dem Jüngeren manchmal zu schaffen. Ein Leben ohne seinen Partner konnte er sich nicht vorstellen. Es wäre einsam und nicht mehr lebenswert. Man würde ihm das Licht in seinem Leben nehmen. trotz seines eigenen Ziels und Aufgaben...
„Ich kenne den Blick... Mach dir keinen Kopf, ich komme wieder. Das mach ich immer, oder? Außerdem werden die zwei Monate wie im Flug vergehen. Davon ab hast du eine neue Aufgabe und mit Cora bist du nicht allein." Seine Stimme war ruhig und langsam, aber für den Hitzkopf unter den beiden waren es nicht weniger die beruhigenden Worte, welche die Beklemmung in seiner Brust löste. Er hatte recht, alles würde gut. Sakazuki würde die acht Wochen ohne seinen Partner schneller rumkriegen als sonst.