Chapter 2

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Nichts kann mich so glücklich machen wie deine Anwesenheit. ~by unknown

Jeder Tag in meinem Leben zieht sich endlos lang, quälend langsam vergeht die Zeit und Minuten fühlen sich an wie ewige Stunden.

Wenn ich morgens aufwache gehe ich den Tagesablauf durch und weiß direkt, dass ich am liebsten liegenbleiben würde.

Das ist mein träges Leben, es ist schwer zu erklären aber manchmal ist es mir einfach zu anstrengend zu leben. Das mag egoistisch klingen, schließlich habe ich Familie, Essen, Geld und einen besten Freund (der nebenbei meine Liebe nicht erwiedert), aber dennoch bin ich unzufrieden. Abends wenn ich einschlafe tue ich mir selbst Leid das ich so denke, aber ich bin einfach nicht glücklich.

In mir ist eine ungefüllte Leere und ich fühle mich oft einsam. Tagsüber überspiele ich meine Gefühle und zeige jedem der es sehen will, ein falsches Lächeln. Nachts habe ich Zeit über alles nachzudenken und nach dem Sinn zu fragen.

Es ist frühmorgens und ich liege in meinem weichen Bett und denke über den Tag nach. Es ist Dienstag, der wohl zweitschlimmste Tag in der Woche. Vielleicht sollte ich mich krank stellen?

Der Wecker unterbricht meine Gedanken und ein schriller Ton ertönt neben mir. Hastig drücke ich auf den Aus-Knopf und lasse meinen Kopf zurück ins Kissen fallen.

Ich weiß jetzt schon das ich nicht schwänzen werde, meine Mutter würde das nicht erlauben. Schweren Herzens erhebe ich mich und tue das wahrscheinlich schlimmste am Morgen. Die warme Bettdecke wegschlagen.

Mit einem Blick auf meinen Wecker merke ich das ich schon ziemlich spät dran bin und seufze kurz auf. Ich habe mal wieder die Zeit vergessen, während ich an die Wand starrend über die Zukunft nachgedacht habe. Ich weiß, man sollte sich auf die Gegenwart konzentrieren, aber das ist einer meiner vielen Fehler. Ich weiß immer was passiert, sehe in die Zukunft und hake im Kopf alles ab.

Mit schlurfenden Schritten gehe ich ins Bad und greife schnell noch im Vorbeigehen nach meinen Klamotten, die ich bereits gestern Abend rausgelegt habe. Im Bad putze ich als erstes meine Zähne, ziehe mich an und binde meine Haare zu einem hohen Zopf. Als nächstes hocke ich mich vor den großen Spiegel in unserem überdimensional riesigen Bad und greife nach meiner Schminktasche. Ja, ich schminke mich. Und ja, ich habe eine Schminktasche.

Ich würde gerne behaupten ich würde mich für mich schminken, weil ich mich dann hübscher fühle, aber nein. Eigentlich tue ich es für die Anderen, für ihre Blicke, um nicht auszusehen wie eine fettige Pizzaschnitte. Schöner Vergleich, ich weiß, aber es stimmt.

Ich versuche mir immer einzureden, dass es mir egal ist was die Anderen von mir denken aber im Grunde weiß ich, das es nicht stimmt. Ich versuche immer alles richtig zu machen, dass das meistens alles nur noch schlimmer macht, merke ich erst danach.

Mit einem Blick in den Spiegel öffne ich meine abgenutzte Schminktasche und greife nach dem Concealer um meine dunklen Augenringe ein wenig zu kaschieren. Danach noch ein wenig Puder um die fettigen Stellen abzudecken und Mascara für meine Wimpern.

Als ich fertig bin, bleibt mein Blick an dem Mädchen im Spiegel hängen. Es sieht mich an, so wie ich sie, und streicht sich synchron mit mir, die schwarzen Haare aus dem Gesicht.

Sie sind nicht besonders lang, aber auch nicht kurz und ansonsten komplett glatt.

Ihre Augen sind blau, aber kein schönes meerblau, eher ein kaltes, schneidendes blau, das man nicht wirklich als schön bezeichnen kann.

Die Wimpern des Mädchens sind dicht und lang, worauf ich ziemlich stolz bin, da sie das Einzige sind, was mir an meinem Gesicht gefällt.

Ihre Nase ist klein und leicht schief, was nicht gerade gut aussieht. Der Mund ist ein einziger Strich, mit Lippenstift kann man die dünnen Lippen halbwegs kaschieren, aber meistens bin ich eh zu faul dafür.

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