Für einen Samstag war es schon früh am Morgen, als Severus aufstand. Seine Uhr zeigte kurz vor sechs Uhr, im verlaufe des Vormittags wollte seine Mutter mit ihm nach London, um die Schulsachen und weiteres zu kaufen, wo genau sie in London aber hin mussten wusste Severus nicht. Er hatte seine Mutter aber auch nicht danach gefragt, er hoffte nur dort auch Lily Evans anzutreffen.
Sein Vater musste heute um sieben Uhr los zu Arbeit und würde auch nicht vor achtzehn Uhr wieder Zuhause sein. Bis dahin würden sie wieder zurück sein und Severus würde genug Zeit haben, zu überlegen, wie er ihm berichten solle, das er nach Hogwarts gehen wird und nicht auf irgendeine Volksschule.
Er zog sich Socken, Hose und T-Shirt an, Severus war voller Vorfreude, endlich würde er etwas von der magischen Welt zusehen bekommen, von der Welt, wo er hin gehörte. Doch eine Frage drängte sich immer zu in seinen Kopf: Wie werden wir nach London kommen? Mit dem Zug brauchen wir etwas über fünf Stunden und mit dem Auto können wir nicht fahren, das braucht Vater. Was gibt es für magische Transportwege?
Es klopfte an seiner Tür, welche kurz darauf auch geöffnet wurde. Seine Mutter steckte den Kopf durch die Tür und beäugte ihn. "Du bist ja schon wach, super. In einer halben Stunde gibt es Frühstück, zusammen mit deinem Vater. Du wirst ihm bitte dann schon von deiner Entscheidung, nach Hogwarts zu gehen, berichten." Daraufhin war sie schon wieder verschwunden und seine Tür wieder geschlossen. Severus hatte nicht die geringste Möglichkeit gehabt, seiner Mutter zu widersprechen. Er sprang von seinem Bett hinunter und begann nervös den Brief von Hogwarts zu suchen. Er wollte seinem Vater lediglich den Brief zeigen, ihm seine Schlussfolgerung daraus ziehen lassen und sie somit viel Gerede ersparen. Doch er fand den Brief nicht, er schien viel vom Erdboden verschluckt zu sein. Vielleicht hat ihn Mutter wegen der Liste der benötigten Schulsachen. Angst breitete sich in ihm aus. Trotzdem ging er aus seinem Zimmer und hörte, wie sein Vater grade die Treppe hinunter kam. Er trug einen schwarzen Anzug und eine rote Krawatte mit weißen, dünnen Streifen, dazu ein weißes Hemd. Seine Lackschuhe verloren bereits an Glanz, ebenso wie seine längst veraltete Aktentasche. Er bemerkte, das Severus am Fuß der Treppe stand und schenkte ihm eines seiner seltenen lächeln. Severus aber starrte ihn nur an, denn er hatte seinen Vater seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen geschweige denn gehört.
Er hatte caramelfarbende Augen und schwarze Haare, die kurz geschnitten waren und stets gepflegt wurden, anders als die Haare von Severus. Sie waren schulterlang, wurden selten geschnitten und gekämmt wurden sie nach dem waschen.
Sein Vater ging an ihm vorbei und sagte: "Guten Morgen," in einem freundlichen und für seinen Vater unnormalen Tonfall. Was ist los mit ihm? Warum ist er so freundlich und gut gelaunt?
Tobias ging in Richtung Küche, stellte seine Aktentasche auf dem Boden und ging hinein. Es waren keine schreie zuhören und auch gerne Begrüßung drang zu Severus hindurch. Es war alles so untypisch heute, alle waren nett, gut gelaunt und frühstückten gemeinsam, was das letzte mal vor Severus' Einschulung geschehen war.
Er ging zur Küche und öffnete langsam dir Tür. Eileen und Tobias Snape saßen schweigend nebeneinander. Eileen trank Kaffee, Tobias las die Tageszeitung. Es sah aus, wie bei einer gewöhnlichen Familie und Severus begann zu zweifeln, ob all dies so echt war, ob seine Mutter nicht mit Zauberei nachgeholfen hatte. Kann nicht sein. Sie hat ihren Zauberstab doch vor ein paar Jahren zerbrochen und weggeworfen, oder? Severus fuhr aus seinen Gedanken hoch. Seine Eltern unterhielten sich! "Magst du mir die Kaffeekanne reichen?," fragte sein Vater, worauf hin seine Mutter aufstand um zur Anrichte zu gehen und Tobias die Kanne zu reichen.
"Danke. Die schreiben mal wieder nur Schwachsinn hier zum Beispiel, die wollen den Stadtrat entlassen und einen komplett neuen wählen, wozu soll das gut sein?"
"Ich weiß es nicht, neue Regelungen vielleicht. Die haben im Moment doch nichts zu tun, da fällt denen nun mal so etwas ein. Ah, Severus, komm rein, das Toast ist gleich fertig. Magst du etwas Schinken haben?"
Wie angewurzelt blieb Severus in der Tür stehen, bis ihm auffiel, dass seine Mutter ihn fragend ansah. "Ähm, ja, gerne," sagte er rasch. Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich seinem Vater gegenüber hin, dieser war mittlerweile in den Sportteil vertieft.
Seine Mutter stellte Toast, Butter, Marmelade und Schinken auf den Tisch, alles weitere war bereits gedeckt. "Magst du Tee haben?," fragte seine Mutter mit einem Lächeln auf den Lippen. Severus nickte langsam zustimmend und sein Vater legte die Zeitung beiseite. Er begutachtete den gedeckten Tisch und sagte:"Super, Eileen. Ein vernünftiges Frühstück für 6:30 Uhr morgens, findest du nicht auch, Severus?" Er legte die Scheibe Toast, die er sich so eben genommen hatte, wieder auf den Teller und betrachtete den Tisch. Im Gegensatz dazu, was er sonst immer bekam, war das ein prachtvolles Frühstück. Sein Vater lächelte ihn unentwegt an und als seine Mutter ihm die Tasse Tee hinstellt, überwand er sich, seinem Vater zu antworten:"Ja, es ist wirklich gut. Danke, Mutter." Eileen setzte sich neben Tobias auf den Platz und begann sich ebenso wie Tobias ein Toast fertig zu machen. Auch Severus tat sich nun Butter und Schinken auf und begann zu essen. Er wusste, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war, um seinem Vater von seiner Entscheidung nach Hogwarts zu gehen, zu berichten. Nur wusste er nicht, wie er es anstellen sollte. Doch seine Mutter kam ihm mehr oder weniger zur Hilfe, als sie sagte:"Tobias, ich glaube, Severus möchte dir etwas sagen." Sie lächelte freundlich, doch sein Vater blickte finster drein. Severus lächelte gequält und schluckte schwer. Es setzte sich ihm ein dicker Kloß in den Hals. "Was möchte er mir denn sagen?," fragte sein Vater gekünstelt freundlich. Severus' Herz pochte ihm im Hals. Ich muss es ihm jetzt sagen. "Ich... Ich gehe nicht hier weiter zur Schule... Ich gehe nach Hogwarts," sagte er schnell, wobei sich seine Stimme überschlug. Wut stand seinem Vater ins Gesicht geschrieben, es verfärbte sich von einem olivton zu rot, seine Hände ballen sich zu Fäusten, seine Knöchel traten hervor. Severus blickte zu seiner Mutter herüber, in ihrem Gesicht zeichnete sich Angst ab, die von ihrem Selbstbewusstsein überdeckt wurde. Sie räusperte sich und Tobias blickte zu ihr herüber. "Severus ist 11 Jahre alt, das Alter, in dem man als junger Zauberer nach Hogwarts geht. Kurz nach seiner Geburt habe ich ihn dort angemeldet. Er sollte die Kunst der Zauberei erlernen, ob du willst oder nicht. Nach dem Frühstück reisen Severus und ich nach London um seine Schulsachen zu besorgen." Verwirrt blickte Tobias sie an, doch dann stieg die Wut wieder in sein Gesicht. Severus aber war stolz auf seine Mutter und auch sie schien sichtlich erleichtert darüber zu sein, das gesagt zu haben.
Es herrschte eine angespannte Stimmung und Severus wusste nicht, was er tun sollte, als seine Mutter aber aufstand und ihn anschaute, folgte er ihrem Beispiel.
"Bis heute Abend, Tobias," verabschiedete sie sich und verschwand aus der Küche. "Bis dann, Vater," sagte Severus betrübt. Er blieb noch einen Moment stehen, doch sein Vater machte nicht den Anschein, als wolle er noch etwas sagen, also verschwand auch Severus hinter der Tür, wo seine Mutter stand und auf ihn wartete. Erstaunlicherweise lächelte sie erleichtert, nahm Severus Hand und sagte:"Aufpassen." Dann fühlte er sich, als würde sich ihm der Magen umdrehen, die Küchentür verschwamm vor seinen Augen und es wurde schwarz um ihn, doch keine Sekunde später fühlte er wieder festen Boden unter den Füßen und er erkannte ein großes, dunkles Gebäude, vor dem sie nun standen. 'Zum tropfenden Kessel' stand auf einem Schild, welches über der Tür hing. Es schien ein alter, schäbiger Pub zu sein in dem nicht viel los war. Seine Mutter ging zur Tür und öffnete sie. "Los, Severus, rein mit dir." Severus starrte seine Mutter ungläubig an, als sie ihn aber weiter ehrlich anlächelte, atmete er innerlich tief durch und ging an ihr vorbei in den Pub. Eileen kam hinter ihm her, ihr Gesicht strahlte vor Freude, doch Severus fühlte sich ein wenig unbehaglich.
Hinter der Bar stand ein Mann, er hatte schütteres Haar, trotzdem schien er erst Mitte dreißig zu sein. Er nickte ihnen höflich zu und fragte:"Hogwarts, richtig?"
Sie blickte ihn an und nickte zustimmend. "Ja, sein erstes Jahr... Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr hier. Es ist alles anders und doch gleich."
Der Wirt sah sie erschrocken an, es schien ihm etwas in Erinnerung zu kommen.
"Miss Prince, fast habe ich Sie nicht mehr wieder erkannt."
"Danke, Tom, aber nun Mrs. Snape. Nennen sie mich aber bitte Eileen und das ist mein Sohn Severus."
Tom reichte Severus die Hand und lächelte ihn freundlich an.
"Nun gut, Eileen, kommen Sie allein weiter?"
"Ich denke schon, danke, Tom."
Der Wirt nickte höflich zum Abschied und verschwand im Hinterzimmer. Severus war fasziniert und das, obwohl er noch nicht wirklich in der Welt der Zauberei war, oder? Er starrte auf den Tresen und bemerkte eerst jetzt, dass die Gläser sich selber reinigten. Ihm stand der Mund offen vor erstaunen.
Als er aus seinem Trouce-Zustand wieder hoch schrack, stand seine Mutter am anderen Ende des Pubs, an einer Tür und schaute ihn Erwartungsvoll an. Es hatte ihm die Sprache verschlagen, doch als seine Mutter und er auf einen Hinterhof, der rundum mit einer einer hohen Steinmauer umrahmt war, traten, fand er seine Stimme wieder und fragte verwirrt:"Und wie geht's ab hier weiter?" Seine Mutter lächelte ihn an und kramte in ihrer Tasche. Sie holte etwas heraus, es sah aus wie ein dünner Ast, es war aber ihr alter Zauberstab, von dem Severus überzeugt gewesen war, das sie ihn nicht mehr hatte.
Mit ihrem Finger zählte sie die Steine ab und tippte auf einen mit ihrem Zauberstab, es begann zu ruckeln, die Steine bewegten sich und formten einen Torbogen und da war es, die neue Welt.
"Willkommen in der Winkelgasse!"
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Dunkle Welten
FantasíaDie Geschichte von Severus Snape beginnt da, wo sie bei jedem jungen Zauberer beginnt: mit einem Brief von Hogwarts - Schule für Hexerei und Zauberei. Doch er wendet sich dem Bösem zu, wird ein Todesser, seine Liebe zu Lily wird ihm in diesen Kreise...