Dampfende Lock

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Es waren nur noch drei Tage bis zum 1. September, dem Tag an dem Severus zusammen mit seiner, mittlerweile ganz guten, Freundin Lily Evans. Sie trafen sich am heutigen Tag, die Aufregung von beiden war riesig und allein kaum zu ertragen. Außerdem hatte Lily ebenso wenig wie Severus jemanden, mit dem sie darüber reden konnte, außer ihn. "Ich bin wirklich gespannt, wie Hogwarts so ist," sagte Lily als sie, wie eigentlich immer, an einem kleinen See lagen und in den Himmel schauten. "Hmm.. Was glaubst du, in welches Haus du kommst?," fragte Severus.
"Ich weiß es nicht. Ich finde das alle Häuser was gutes an sich haben, aber auch was schlechtes, findest du nicht?"
"Schon, allerdings war meine ganze Familie in Slytherin, zumindest die Zauberer und Hexen. Was findest du denn an allen Häusern gut und was schlecht?" Es war eigentlich nie Severus von ihnen, der viel sprach, es war eher Lily. Sie war interessanter, zumindest empfand Severus es so.
"Also wenn man ein Gryffindor ist, hat man meistens Mut, aber viele da sollen ziemlich arrogant und hochnäsig sein. In Ravenclaw sind die, die recht viel Wissen haben, was natürlich immer gut ist, aber es sollen auch viele komische Personen dabei sein und manche, die kaum mit einem reden, weil sie nur lesen. In Huffelpuff sind die Loyalen der Schule, aber viele zurückhaltende, die gegenüber ''Reinblütern'' ein paar Vorurteile haben. Ja und in Slytherin findest du wohl viele gute Freunde, aber entstammen alle schwarzen Zauberer aus Slytherin und Muggelstämmige sind dort nicht gerne gesehen." Sie schaute zu ihm rüber und lächelte. "Aber ich weiß, dass das nicht immer so ist. Schließlich bist du nett zu mir, obwohl alle aus meiner Familie Muggel sind." Severus lächelte sie auch an. "Eigentlich gehöre ich in gar kein Haus. Ich bin nicht mutig, schlau oder loyal und Freunde habe ich auch keine, das heißt auch in Slytherin werde ich keine guten Freunde finden und hinterlistig bin ich auch nicht." Lily griff nach seinem Arm und tastete nach seiner Hand. Als sie sie gefunden hat, griff sie sie und schaute ihm direkt in die Augen und er ihr. Ihre grasgrünen Augen glitzerten im Sonnenlicht und Severus fand sie wunderschön. "Ich habe in dir einen Freund gefunden, einen richtig guten sogar. Ich bin froh das du da bist und hoffe, wir bleiben immer Freunde, egal in welche Häuser wir kommen, versprochen?" Severus nickte nur, denn ihm war, als hätte er einen Kloß im Hals. Er konnte nicht sprechen, sein Herz schlug langsam immer schneller und er schaute wieder in den Himmel, in der Hoffnung, es würde sich legen.
"Streiten sich deine Eltern immernoch so viel?," fragte Lily schließlich nach einer kurzen Pause, in der beide geschwiegen hatten. "Ja, mehr als sonst sogar. Es ist für meinen Vater fast unerträglich das ich ein Zauberer bin. Noch dazu lese ich nur noch in unseren Schulbüchern und.." Er stoppte, denn er wusste nicht, ob er ihr sagen konnte und durfte, wo er mit seiner Mutter war und was sie ihm gekauft hatten geschweige denn, was sie gesehen und gehört hatten. "Was ist?," fragte Lily, als sie bemerkt hatte, das Severus an irgendetwas zu knabbern hatte. Er legte den Kopf wieder zur Seite und sah sie an. Ihre Augen waren etwas verengt, ihre Mundwinkel gingen leicht nach unten und in ihre Stirn lege sich eine Sorgenfalte. Sie sorgt sich um mich?, dachte Severus, der erstaundt darüber war, denn schließlich war er nur Severus Snape, ein einfacher, unspäktakulärer Junge mit magischem Blut.
"Ähm, na ja. Meine... Meine Mutter hat mir ein paar Bücher gegeben, die.. die wir eigentlich nicht haben sollten, aber.. ich hatte mir so Sorgen gemacht darum, was du mir gesagt hattest mit diesem einen Zauberer.. und da wollte ich halt mal nachsehen, was die dunklen Künste überhaupt sind.." Er holte tief Luft, um zu dem über zu kommen, was er gesehn und gehört hatte, doch ein Gedanke huschte ihm durch den Kopf: Ist das überhaupt wichtig? Wahrscheinlich nicht. Doch er wollte es Lily unbedingt sagen, unbedingt los werden, worüber er die ganze Zeit grübeln musste. "Wir haben da, wo wir auch ein Buch gekauft haben, in einer dunklen Gasse neben der Winkelgasse, eine Zauberer gesehen. Er bedrängte ein Mädchen, vielleicht war sie 17 oder 18 Jahre alt, aber er nannte sie ein dummes Kind und das sie sich so niemals als eines.. eines ihrer gleichen sehen kann. Was glaubst du meinte dieser Mann damit?" Lily zuckte leicht mit den Schultern, ihre Sorgenfalte auf der Stirn war verschwunden, dennoch sah sie leicht besorgt aus. "Ich weiß es nicht, Sev, aber was ist mit diesen Büchern? Sie sind doch nicht gefährlich, oder? Nicht das du dich wegen mir in Gefahr begibst." Severus musste über diesen Kommentar lächeln, warum wusste er nicht, denn es war keinesfalls zum Lachen. "Nein, ich denke nicht. Meine Mutter hat nur eins gekauft, eins hat sie aus ihrem Verließ bei Gringotts geholt, von daher denke ich nicht, das von ihnen eine große Gefahr aus geht, denn es heißt, dunkle Magie spürt man, wenn sie einen umgibt und weder ich noch meine Mutter haben das Gefühl, es sei irgendetwas anders." Lily nickte zufrieden. Sie unterhielten sich noch lange, als aber anfing zu dämmern machten sie sich beide auf den Weg nach Hause. "Du, Severus, fahren wir gemeinsamen nach Kings Cross?," fragte Lily als sie fast bei ihr vor der Tür standen. Severus zuckte mit den Schultern und sagte schließlich: "Ich frag Mama mal wie wir dort hin kommen und geb dir morgen bescheid, ok?" Lily lächelte zufrieden winkte und die beiden verabschiedeten sich voneinander.
Zuhause sprach sein Vater weder mit ihm noch mit seiner Mutter. Er beachtete sie kaum und wollte er beim Essen etwas vom Tischende haben, dann stand er lieber auf als darum zu bitten. Es war für Sevrus ein komisches Gefühl, denn sonst hatte er immer mit ihm gesprochen, doch die Vorfreude auf Hogwarts unterdrückte das Gefühl der Trauer.
An diesem Abend begann Severus seinen großen, schweren Koffer für Hogwarts zu packen. Socken, Unterwäsche, Pyjama, Umhänge, warme Mäntel, Bücher, Pergament, Feder und Tinte, Zauberstab, Kessel und so weiter. Als er schließlich fertig war mit Packen setzte er sich auf sein Bett und betrachtete den großen, schweren Koffer auf dem ein großes, verschlungenes H mit einem Dachs unten links, einem Löwenkopf oben links, einem Raben oben rechts und einer Schlange unten rechts. Sie bildeten das Wappen von Hogwarts. Der Koffer gehörte mal seiner Mutter, doch nun war es seiner, er war per Magie geputzt und poliert worden und sah nun aus wie noch nie benutzt.
Es klopfte an der Zimmertür, kurz darauf hin steckte seine Mutter den Kopf ins Zimmer. "Alles klar, Severus? Aufgeregt?" Sie kam herein und setzte sich neben ihm auf's Bett. Sein Herz schlug schnell und seine Stimme zitterte ein wenig als er ihr antwortete. "Was ist, wenn mich selbst in der magischen Welt keiner mag?" Eileen schmunzelt und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Alles wird gut werden. Verstell dich nur nicht und lern fleißig in Hogwarts, dann wird alles gut." Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer.

Endlich war es so weit, der 31. August war vergangen und der 1. September gekommen. An diesem morgen weckte ihn seine Mutter um 4 Uhr in der frühe, damit sie pünktlich um 10:45 Uhr am Bahnhof Kings Cross waren, von dem aus um 11 Uhr der Zug von Gleis 9 3/4 abfahren wird und keine Sekunde früher oder später.
Severus stand direkt auf und ging sich waschen, er hoffte ein wenig gepflegter aussehen zu können als im Moment, doch seine Hoffnung erstarb als er sich danach im Spiegel betrachtete. Seine Haare sahen nass und zerzaust aus, er hatte keine Kontrolle über sie, zudem waren sie seit über einem Jahr nicht mehr geschnitten worden und so lagen sie formlos auf seinen herunter hängenden Schultern. Er stöhnte laut und sein Herz begann wieder laut zu pochen. Was wenn mich wirklich niemand mag?, fragte sich Severus, er mochte sich selbst so, wie er aussah, doch er wusste das andere Kinder mehr Wert auf das äußeres legten als er es tat.
Er ging wieder in sein Zimmer und zog sich seine normalste Kleidung an, eine ausgewaschene Jeans, ein altes, zu großes Hemd und ein paar Turnschuhe die schon etwas kaputt waren. Sein Koffer stand fertig gepackt in seinem Zimmer, darauf lag der Brief von Hogwarts und seine Fahrkarte dorthin.
Es klopfte an der Zimmertür und seine Mutter schaute herein. "Kommst du frühstücken? Und bring bitte deinen Koffer und alles andere was du brauchst schon mit." Severus nahm seinen schweren Koffer, den Brief und die Fahrkarte in die Hand und ging aus seinem Zimmer. Den Koffer stellte er neben die Tür von der Küche, Brief und Fahrkarte nahm er mit in die Küche und legte sie auf den Tisch. Seine Mutter hatte den Tisch spärlich gedeckt, da beide das selbe aßen und Severus' Vater nicht mit aß brauchten sie nicht mehr als Butter, Toast, Marmelade und Schinken. Eileen saß schon am Tisch und trank Kaffee, als sie die Tasse absetzte lächelte sie Severus an. "Aufgeregt?", fragte sie. Severus nickte stumm und begann sich ein Toast zu machen. Er hatte eigentlich keinen Hunger, doch irgendwas musste er ja wohl essen.
Als sie mit dem Frühstück fertig waren und den Abwasch erledigt hatten, ging Severus hinüber zu Lily und half ihr, ihren Koffer im Auto seiner Mutter zu verstauen. Keiner von ihnen hatte ein Haustier geholt, also bekamen sie auch die beiden großen Koffer bequem im Auto verstaut und hatten den ganzen Platz auf der Rückbank. Vorne saß Eileen am Lenkrad und Lily's Mutter auf dem Beifahrersitz. Die Straßen waren so gut wie leer, die Leute, die auf den Straßen unterwegs waren, waren wahrscheinlich Pendler oder hatten ihre Arbeit über Nacht erledigen müssen.
Sie hatten eine lange Strecke vor sich, Lily schlief auf ihrem Sitz, Severus döste ab und zu ein, konnte aber nicht mehr richtig schlafen. Schließlich kamen sie am Bahnhof Kings Cross an, er war rege besucht und mit ihren großen Gepäckstücken zogen sie viel Aufmerksamkeit auf sich. Sie schoben ihre Koffer auf einem Wagen vor sich her, Eileen und Lily's Mutter gingen voraus, Lily und Severus zogen mit raschen Schritten nach. "Wir müssen zum Gleis 9 3/4, kommt schon. Wir haben zwar noch Zeit, aber wir wollen ja nicht mit unserem Glück spielen, nicht wahr?" Lily's Mutter nickte, wenn auch mit einem erstaunten Ausdruck im Gesicht, denn für die Muggel war dieses Gleis seit jeher immer verborgen, doch in diesem Moment brach Eileen Snape die Gesetze des Zaubereiministeiums um die Mutter eine Hexe einzuweisen in die magische Welt. Sie kamen an eine Absperrung zwischen Gleis 9 und 10, Eileen blieb stehen und stellte sich davor. "Die Kinder gehen vor, am besten gemeinsam. Ihr rennt auf die Absperrung zu und werdet sie durchbrechen, keine Angst, ihr merkt nichts ihr werdet keine Schmerzen haben. Ich werden dann zusammen mit Mrs. Evans nach kommen, wartet bitte an Gleis 9 3/4 auf uns." Severus schluckte, doch Lily schien keine fürcht zu haben und so rannten sie beide gemeinsam los auf die Absperrung zu. Doch als sie auf sie trafen, gab es kein Geschepper der Gepäckwagen, wie sie auf die Absperrung treffen, sie gingen hindurch und gelangten auf Gleis 9 3/4, wo eine scharlachrote, dampfende Lock bereits auf sie wartete.


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