Nokturngasse

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Ein enger, mit hohen Gebäuden gesäumter, dunkler Weg führte zu der Nebengasse von der Winkelgasse. Unmengen von böse aussehenden Hexen und Zauberern liefen herum, nicht so viele wie auf der Winkelgasse, dennoch waren es für diese unauffällige Seitengasse mehr, als Severus gedacht hatte. Die Nokturngasse wirkte dunkel und unfreundlich. Dies kam einerseits durch die hohen, dunklen Gebäude, die die Sonne verdeckten, andererseits aber auch durch die Menschen, die auf der Straße gingen. Diese Gasse unterschied sich gänzlich von der hellen und freundlichen Winkelgasse. Nicht nur durch das äußere Erscheinen, auch die Läden in dieser Gasse waren dunkler und stellten andere Dinge in ihren Schaufenstern aus. Dinge der dunklen Magie.
Severus bemerkte, dass seine Mutter nicht das erste mal in dieser Gasse unterwegs war, denn einige nickten ihr zur Begrüßung zu. Gehört meine magische Familie dem dunklen Teil dieser Welt an?, fragte sich Severus. Severus wusste es nicht, denn seine Mutter machte ganz und gar nicht den Eindruck, Böse zu sein oder irgendetwas mit der dunklen Magie zu tun zu haben, aber trotzdem kannte sie sich bestens in der Nokturngasse aus. Sind meine Großeltern schwarze Zauberer gewesen? Fragen über Fragen schwirrten durch seinen Kopf und er wusste auf keine eine Antwort. Doch seine Mutter fragen wollte er nicht, zumindest jetzt nicht, es wäre aufällig und wenn ihnen jemand zuhören würde und seine Mutter ihm Dinge erzählen würde, die vertraulich sind, hätten sie ein mächtiges Problem. Ich frage sie Zuhause.. Vielleicht. Eileen führte ihren Sohn zu einem kleinen Laden. Er war recht unauffällig mit der dunklen, abbröckelden Fasade. Zwischen den anderen Gäuben sah er eher aus wie eine leer stehende Wohnung, doch in dem Schaufenster konnte man alte, abgegriffene Bücher sehen, die meisten schienen etwas mit der dunklen Magie zu tun zu haben. Eine kleine Steintreppe führte zu der schäbigen Holztür hinauf. Sie hing nur noch halb in den Angeln, das dort eingebaute Fenster war vollkommen zerbrochen, nur an den Seiten waren noch einzelne Glasstücke.
Seine Mutter ging die kleine Treppe empor und öffnete die Tür zu dem Laden. Severus folgte ihr mit einem flauen Gefühl im Magen. Der Laden sah von innen noch schäbiger als von außen. Es leuchtete keine Kerze und keine Fackel. Es war fast dunkel, da auch von außen nur spärlich Licht hinein fiel. Es gab keine Regale, in denen die Bücher standen wie in Flourish & Blotts auf der Winkelgasse, hier lagen die Bücher auf dem Boden quer verteilt oder über einander gestapelt. Einige Bücher waren recht groß, andere nur so groß wie ein kleines Notizbuch. Die meisten hatten dunkle, lederne Einbände. Langsam gingen sie durch den Laden und besahen die Bücher. Die meisten waren über dunkle Zauber und wie man selbst welche entwickelte, doch Severus interessierte sich für ein Buch mit dem Namen Dunkle Künste. Es schien ein recht einfaches Buch zu sein und alles mögliche über die dunklen Künste zu erklären. Er hob es vom Boden auf und blätterte es durch. Es standen auch einige Anwendungen einfacher Sprüche drin. Dieses Buch schien eine gut Vielfalt für das einfache Interesse an den dunklen Künsten zu bieten. Schließlich wollte Severus nur genug über die schwarze Magie wissen um Lily zu schützen, wenn er auch noch nicht ganz wusste, wie, denn schließlich war er nur ein kleiner, elfjähriger Junge, der in einer schäbigen Stadt lebte.
Seine Mutter lächelte ihn mit einem fragendem Blick an und Severus reichte ihr das Buch. "Magst du sonst noch ein Buch haben,?", fragte sie ihn daraufhin. Severus schüttelte stumm den Kopf. Er hatte einen mächtigen Kloß im Hals, denn ein Verkäufer war aus den hinteren Gefilden des Ladens erschienen. Er war groß, kahlköpfig und sah nicht danach aus, als ob mit ihm gut Kirschen essen wäre. Der Verkäufer schaute sie mit einem hämischen Grinsen an und fragte:"Wie kann ich denn helfen?" Seine Stimme war rau und klang recht sarkastisch. Ein weiterer Mann kam durch die Tür herein, doch im gegensatz zu Severus und seiner Mutter sah dieser Mann so aus, als würde er hier her gehören. Er hatte zerstrubbelte, ungepflegte, lange, dunkle Haare, ebenso wie Severus, doch im allgemeinen machte er einen anderen eindruck als Severus und Eileen. Sein Auftreten war selbstbewusst, es schien so, als ob dieser Mann - im gegensatz zu ihnen - nicht das erste Mal in diesem Laden war. Was kauft man sonst in diesem Laden? Es kann doch wohl kaum so viele schwarz Magische Bücher geben, die man kaufen kann, oder?, fragte sich Severus. Es war für ihn unvorstellbar, dass es außer dem Buch, was er in der Hand hielt, noch viele andere Bücher geben konnte. Doch es schien so zu sein, denn der Mann ging grade wegs zu dem Verkäufer, nickte einmal zur Begrüßung und flüsterte ihm etwas zu. Severus versuchte zu verstehen was, aber er hörte nicht mehr als: "...brauche es... dringend... 8 Galleonen 5 Sickel..." Seine Mutter sah ihn tadelnd an, denn sie bemerkte, dass er die beiden Herren belauschen wollte.
Der Mann setzte sich auf einen kleinen Stapel Bücher, der in der nähe einer art Schaufenster stand und schien zu warten, bis er mit dem Verkäufer allein war. Severus' Mutter ging vor zur Theke, bat Severus das Buch vor zu zeigen und bezahlte 6 Galleonen dafür. Als sie den Laden wieder verließen, schloss sich dir Tür hinter ihnen von selbst. Ein klicken war zu hören, die Fenster wurden verdunkelt. Keiner konnte mehr in diesen Laden eindringen. Warum wollte dieser Mann unbedingt mit dem Verkäufer allein sein? Severus kamen nur mehr Fragen in den Kopf, doch das war eigentlich der Grund, warum seine Mutter ihn in diesen Teil Londons gebracht hatte, er wollte Antworten auf seine Fragen haben, doch anscheinend geschah nur das Gegenteil. Die Leute hier kamen ihm komisch vor, auch seine Mutter schien sich hier nicht ganz wohl zu fühlen, wenn sie auch einige Leute hier zu kennen schien. Vielleicht alte Schulkameraden, dachte sich Severus. Sie gingen weiter die Nokturngasse entlang und kamen an einem Laden vorbei, auf dessen dunkelgrün gestrichenen Schild in goldenen Lettern der Name Borgin & Burkes stand. Severus kam das ungewöhnlich vor, denn die meisten Läden hier trugen keine Namen und erstrecht nicht die, der Besitzer. Eins hatte Severus nämlich von seiner Mutter schon gelernt: untereinander kannten sie alle die Namen, doch an außenstehende wurden die Namen jener nicht weiter gegeben, die Dinge der schwarzen Magie verkauften und kauften, denn dies wurde vom Zaubereiministerium strengstens Verboten. Es gab auch Hexen und Zauberer, die nach solchen Leuten gezielt suchten - und sie auch fanden - doch längst nicht alle. Im Schaufenster von Borgin & Burkes standen ein paar eigenartige Dinge, Gläser mit einer gelblichen Flüssigkeit in der Echsen, Würmer und andere Tiere schwammen, aber auch Halsketten und Armbänder, die wertvoll aussahen und wahrscheinlich mit Flüchen belegt waren. Severus' Mutter merkte seinen Neugierigen Blick hinüber zu diesem Laden. "Ich kenne Mr. Burgin ein wenig, vielleicht gehen wir mal rein und fragen nach, was man dir ungefährliches und legales holen kann," sagte seine Mutter mit einem Lächeln auf den Lippen und einem zwinkern zu ihm. Die Tür des Ladens war fest verankert, die Glasscheibe war noch ganz und sie war im gleichen Grünton gestrichen wie das Schild draußen. Am Eingang war eine Klingel befästigt, die mit dem öffnen der Tür leutete. Mr. Borgin kam aus einer Ecke des Ladens vor die Theke und schaute sie an, wobei sich ein Grinsen um seine Lippen kräuselte. Er war ein kleiner Mann, der sich gebückt hielt mit schütterem Haar. Lediglich ein paar Haare waren noch an seinem Hinterkopf zu finden. Aus seine Nase und seinen Ohren spriesten Nasenhaare. Er hatte einen großen, dunklen Leberfleck unter seinem linken Auge. Die giftgrünen, kleinen Augen musterten Severus und Severus musterte weiter Mr. Borgin. Desweiteren hatte er eine knollenartige Nase und auf dem rechten Nasenflügel eine kleine, aber dennoch sichtbare Warze. Seine Lippen waren schmal und blass, wenn auch seine eigentliche Haut olivgrün war. Sein Gesicht war schmal und lang, sein Kinn spitz, die Ohren groß und sie standen weit vom Kopf ab. Die Arme sahen knochig aus, der Rest des Körpers war unter einem lagen, schwarzen Umhang versteckt, doch er ließ anmuten, dass auch sein restlicher Körper recht knochig und abgemagert aussah, denn der Umhang schien nicht grade weit zu sein, hing aber dennoch wie ein Jutesack schlaff an ihm herunter. Eileen ging gradewegs auf Mr. Borgin zu. Dieser grinste nun noch mehr und sagte: "Was brachen sie, hübsche Frau?" Seine Mutter schien sich um einen freundlichen Ton und um ein lächeln zu bemühen, doch sehr gut gelang es ihr nicht, zumindest empfand es Severus so. "Mr. Borgin, mein Sohn hat ein gewisses Interesse an den dunklen Künsten. Würde er hier fündig werden?" Er nickte nur zustimmend und zeigte auf ein Regal neben der Theke. "Hier mein Junge, schau dir das ruhig an. Allerlei schwarz-magische Gegenstände. Vielleicht eine Halskette oder einen Ring von einer alten, schwarz-magischen Familie?" Severus schüttelte den Kopf und zupfte seiner Mutter am Ärmel. Sie blickte zu ihm herab und schüttelte den Kopf, als wolle sie sagen: "Wir müssen jetzt etwas holen." Eileen versuchte weiter etwas zu finden, was man ohne Gefahr kaufen konnte. "Haben sie vielleicht etwas, was vom Ministerium nicht direkt als schwarz-magisch erkannt wird?" Mr. Borgins Augen verlohren an glanz. "Nun ja," begann er, "nicht direkt, aber vielleicht möchten sie ein besonderes Tagebuch haben? Dort kann man seine Erinnerungen aufbewahren, ohne das jemand anderes sie jemals sieht. Ein einfacher Zauber hat es so verhext, es fällt nicht direkt auf und bietet kaum eine Gefahr." Eileen nickte zustimmend, auch wenn Severus so ein Tagebuch doch eher langweilig fand. Er brauchte soetwas nicht und er wollte auch nicht länger hier sein. Er kam sich mehr und mehr unbehaglich vor. Doch Eileen bezahlte die 2 Galleonen für das Tagebuch und steckte es schnell in ihre Tasche. Sie verließen den Laden wieder und Severus drehte sich direkt in richtung Winkelgasse um. Seine Mutter schaute ihn fragend an. "Ich wollte nicht direkt alles mögliche, was man für schwarze Magie braucht kaufen, lediglich ein paar Informationen darüber und die habe ich ja jetzt," flüsterte er seiner Mutter zu. Diese nickte nur zustimmend. Es machte den Eindruck, als ob sie sich grade fürchtete nur ein Wort zu sagen. Sie starrte gradewegs die Nokturngasse hinunter. Severus folgte ihrem Blick und sah einen großen Mann mit dunkelbraunen, schulterlangen, welligen Haaren. Er hatte eine helle Haut, sah aber keineswegs krank dadurch aus. Seine Augen waren Eisblau und funkelten. Um seine rötlichen Lippen kräuselte sich ein gemeines Lächeln, sein Gesicht war schmal, mit hohen Wangenknochen. Junge Mädchen mochten ihn attraktiv nennen. Er trug einen gepflegtaussehenden, langen, schwarzen Umhang, der erahnen ließ, dass er einen sportlichen Körper hatte. Er sah vollkommen gepflegt aus, legte anscheinend Wert auf sein Auftreten. Vorm ihm stand eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, mit langen, lockigen, schwarzen Haaren die ihr ins Gesicht und über die Schultern fielen . Sie trug ein eng anliegendes, schwarzes Kleid, das um die Taille rum eine schmale Korsage hatte, und schwarze Stiefel. An den Armen trug sie lange, schwarze Stulpen die von den Knöcheln ihrer Finger bis knapp unter die Schulter gingen. Um den Hals trug sie eine eng anliegende Halskette mit einem Totenkopf als Anhänger. Ihren Kopf hielt sie leicht gesenkt, dennoch sah Severus ihr Gesicht. Sie schaute betrübt drein, ihre Augen waren leicht geöffnet, sie schaute nur auf ihre Schuhspitzen. Was ist mit ihr los? Und was will dieser Mann von ihr?, fragte sich Severus. Sie machte zwar den Eindruck, dass sie ihm unterwürfig ist, dennoch schien sie vor etwas Angst zu haben.
Das gemeine Grinsen schwand aus dem Gesicht des Mannes, seine Augen begannen Böse zu funkeln und sein Gesicht verkrampfte sie zu einem wütendem Blick. Das Mädchen schaute noch tiefer nach unten, als hoffte sie gleich im Erdboden zu versinken und ganz plötzlich begann der Mann zu reden, fast zu schreien. Seine Stimme hallte durch die Nokturngasse, so das jeder es hören konnte, ohne sich anzustrengen, zu zuhören. Sie war dunkel und doch grell, so das es schon fast eine Folter war, sie so zu hören. Macht er das extra? "Du dummes, kleines Mädchen! Wie naiv du doch bist! Und du nennst dich einerunserer? So wie du dich verhälst? Du bist noch ein Kind, nichts weiter! Für nicht mehr zu gebrauchen, als für Kleinigkeiten! Und selbst die bekommst du nicht hin! Wie peinlich es doch ist für mich, mich hier mit DIR blicken zu lassen! Du musst noch lernen, noch viel viel lernen. Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester und ihrem Liebling oder auch an deinem, wenn es dir lieber ist. Die können es wenigstens!" Severus hätte gerne gewusst, worum es ging. Dieses Mädchen schien es aber zu wissen, denn sie blickte nun langsam auf und sah ihm direkt in die Augen. “Herr. Ich werde alles tun, um Sie umzustimmen." Ihm kräuselte sich wieder ein gemeines Grinsen um die Lippen und von der einen auf die nächste Sekunde war er verschwunden. Das Mädchen ging durch die Nokturngasse hoch und machte sich auf den Weg zur Winkelgasse. Severus und seine Mutter ließen sie an ihnen vorbei und gingen dann ebenfalls wieder zur Winkelgasse. Sie folgten ihr mehr oder weniger, denn auch sie mussten wieder zum Tropfenden Kessel. Sie musste Bella heißen, oder zumindest musste das ihr Rufname sein, denn als eine Mädchen sie so rief, drehte sie sich um und ihre Augen erleuchteten. Ist das ihre Schwester?, fragte sich Severus.

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