7. Kapitel

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POV Nico

Ich drehe mich gerade zu Annabeth um und sehe, sie sie Will an die Wand drückt und ihm irgendetwas zuzischt.
Sofort dränge ich mich zurück in den Raum und ziehe Annabeth an den Armen zurück.
"Raus hier.", knurre ich und drücke sie in den Gang.
Hastig schließe ich die Tür und sehe zu Will. Dieser steht wie gelähmt an der Wand und sieht dann aus panischen Augen zu mir.
Panikattacke, huscht es mir durch Kopf.
Scheiße, Will hat gerade eine Panikattacke.
Sofort manövriere ich ihn zu Boden und greife nach seiner Hand, die ich beruhigend mit meiner verschränke.

"Will - du musst mir jetzt genau zuhören, ja? Tief ein und dann ausatmen. Kannst du das für mich machen?"
Er nickt schwach und schnappt verängstigt nach Luft, während sich seine Nägel in meine Handfläche bohren.
Ich sehe ihn tief in die Augen und bemerke zum ersten Mal welche Schönheit sie ausstrahlen. Sie sind azurblau und spiegeln die Weite des Ozeans.
Ich schüttele leicht den Kopf, versuche mich wieder zu konzentrieren.
"William, ich werde jetzt Atemübungen mit dir machen." Angesprochener zuckt auf, aber reagiert nicht wirklich. Scheiße. Er atmet nicht gerade regelmäßig.

Schnell drücke ich seine Hand, komme etwas näher.
"Ein. Und aus.", sage ich langsam. Will tut was ich ihm sage und sein Atem beruhigt sich von Zeit zu Zeit.
Selbst das Zittern seines Körpers lässt nach und der kalte Schweiß auf seinen Händen trocknet.
"Kannst du aufstehen?" Sanft stütze ich Will und er kommt zügig auf die Beine.

Er schwankt zuerst noch etwas, aber nickt dann sanft.
"Ja, alles gut." Er streicht sich übers Gesicht, versucht einzelne Paniktränen fortzuwischen.
Ich mustere ihn dabei still, halte so gut es geht seinen Körper nahe, falls er doch noch umkippt.
"Danke.", sagt er schniefend. Er lächelt zaghaft und ich hätte schwören können, dass es gerade so aussieht, als ginge es ihm gut. Dabei weiß ich, dass es nicht so ist. Ich weiß, wie es sich anfühlt und ich weiß auch, dass es nicht einfach ist da rauszukommen, wenn man einmal drinnen ist.

"Ist dir das schon öfter passiert?", flüstere ich ihm leise zu, helfe ihm zur Couch. Schnell durchsuche ich meinen Rucksack.
Will lässt sich derweil mit einem Rumms auf dem Sofa fallen, nimmt dann dankbar lächelnd meine Trinkflasche an, die ich aus meiner Tasche heraushole.
"N-Nein, nicht so oft..."
Er lügt.

"Und jetzt die Wahrheit.", fordere ich ihn auf als er das Wasser heruntergeschluckt und sogleich besser wirkt.
"Was meinst du?" Ich fahre mir durchs Haar, setze mich auf dem gegenüberstehenden Sessel.
"William, wenn dir das hier öfter passiert, dann solltest du mit jemanden darüber reden."
Er verzieht das Gesicht, sieht genervt auf den Boden hinab, als würde er dort etwas interessantes vorfinden.

"Nico?" Ich sehe auf. "Wieso warst du bei meiner Mom?"
Ich seufze. Natürlich musste er das fragen. Schulterzuckend sehe ich zu ihm herüber, bin nun derjenige dem es nicht gerade wohl ergeht, über dieses Thema zu sprechen.
"Sie hilft mir bei einigen Dingen, die du nicht verstehen kannst." Will lacht auf, schüttelt seinen Kopf und stellt die Flasche auf den Tisch vor ihm.

"Dinge, die ich nicht verstehe? Ich bin kein Kind mehr, Nicolas. Ich verstehe durchaus vieles. Es ist nicht so, als wärst du eine sehr komplexe Angelegenheit."
Ich seufze tief auf, streiche über meine Oberschenkel.
Es ist dumm weiterzureden. Ich sollte ihm nichts erzählen, richtig?
"Das hier macht uns zu keinen Freunden. Ich kenne dich nicht und du kennst mich nicht. Ich empfehle dir also, halte dich aus meinen Angelegenheiten raus."
Wills Augen scannen mich eindringlich, als würde ich noch etwas loswerden.

Aber ich greife bloß nach meiner Trinkflasche und stopfe sie zurück in die Sporttasche. Mit einem Ruck verschließe ich den Reißverschluss und stehe auf. Will sitzt immer noch an Ort und Stelle und rührt sich nicht.
"Wenn du mich entschuldigst, meine Freundin wartet."
William zuckt zusammen, als er meinen scharfen Ton bemerkt, sagt aber nichts.
Ein schwaches Bejahen geht von ihm aus und dann verschwinde ich auch schon.

Mit meiner Vermutung, dass Annabeth gewartet hat, lag ich tatsächlich richtig.
Denn die Brünette lehnt genervt an der Wand des Ausgangs und spielt gelangweilt mit einer ihrer Haarsträhnen.

"Da bist du ja endlich." Schnell stößt sie sich von der Mauer ab und kommt auf mich zu gelaufen. Mit einem Kuss auf der Wange, verschränkt sie ihre Hand mit meiner. Einige der Schüler werfen uns eifersüchtige Blicke zu, oder wirken sogar neidisch. Ich hingegen bin gelassen. Mich hat es nie wirklich interessiert, was die anderen sagen, oder wie sie wirken.

"Bist du bereit?" Ich nicke, laufe mit ihr durch die Schulgänge entlang, bis hin zum Ausgang.
Dort entdecke ich tatsächlich sogar jemanden ganz besonderen.
Auf dem Parkplatz steht meine Therapeutin, die gerade aus dem Auto winkt und mir grinsend zulächelt.

"Wer ist diese Frau da hinten?", hakt Annabeth neben mir schon ungeduldig nach.
Und als Dr. Solace dann auch noch aussteigt, gefriert das Blut in mir.
Sie würde doch nicht allen Ernstes zu mir kommen, oder?

Trotz meinen Gebeten scheint der Tag einfach im Eimer zu sein, denn sie läuft direkt auf mich und meine Freundin zu.

Verdammt.
Das ist kein gutes Zeichen.

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Falls einige von euch jetzt verwirrt sind, weil ich Annabeth mit braunen Haaren beschrieben habe, möchte ich kurz erwähnen das ich mich hier an den Filmen orientiert habe.

Stay tuned. :)

Solangelo - Die SonnenfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt