30. Kapitel

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POV Nico

"Was bedeutet das?", fragt William mich skeptisch.
Ich zucke mit den Schultern, sehe ihn mit gemischten Gefühlen an.
Was meine Worte bedeuten?
Warum muss ich die Antwort darauf wissen? Kann das nicht irgendjemand anderes tun? Denn jetzt gerade im Moment verstehe ich die ganze Welt nicht mehr.
Mein Herz fühlt sich seltsam schwer an und mein Kopf ist schwindelig.

"Was das bedeutet? Keine Ahnung. Ich weiß es doch selber nicht."
Hilflos mustere ich den Jungen vor mir.
Er blickt genauso ratlos zurück, scheint urplötzlich etwas nervös zu sein.
"Bedeutet das, dass du mit mir zusammen sein willst?"
Seine Frage durchrüttelt meine Sinne, von null auf hundert.
Ich nicke schwach, weiß aber gar nicht, wie ich ihn zeigen soll, dass diese ganze Situation mich überfordert.
"Ja, irgendwann mal.", antworte ich dann knapp.

Will öffnet seinen Mund, schließt ihn aber wieder. Dennoch verstehe ich seine Frage, muss nichtmals hören, was er sagen will.
"Ich kann nicht sofort...in eine neue Beziehung reinspringen. Gib mir Zeit, okay?"
Meine Frage hört sich irgendwie so an, als würde ich eine Ausrede dafür haben, nicht mit ihm zusammensein zu wollen.
"Wenn du nicht mit mir ausgehen willst, kannst du das auch einfach sagen.", raunt er sofort zurück.

Ich seufze, schüttele meinen Kopf. Aber er ignoriert das gekonnt, sieht mich stur an.
"Wenn wir nur irgendein Experiment waren dann -"
Ich unterbreche William hastig, bevor er sich zu weit in dem Thema reinreitet.
"William Solace, hör mir doch zu!"
Das bringt ihm zum Schweigen. Sofort schließt er seinen Mund und überkreuzt wenig überzeugt seine Arme vor der Brust.
"Und?", sagt er.
"Ich habe keine Antwort auf diese Frage, okay? Kannst du das nicht verstehen? Bitte lass mich erstmal verarbeiten, dass es mit mir und Annabeth aus ist. Ich mag dich, das ganze war nie gelogen. Aber ich brauche Zeit."

Er nickt schwach. "Okay.", wispert er dann. Eine leise Entschuldigung folgt, aber ich achte nicht wirklich darauf.
Mein Verstand spielt mir immer noch Streiche. Ich höre Annabeths Stimme, den Hall der Backpfeife. All das bereitet mir Kopfschmerzen, aber ich kann nicht leugnen, dass es geschehen ist. Denn das ist es. Annabeth und ich haben uns getrennt. Vor mir steht Will, der vermutlich genauso zerstreut ist, wie ich.
Alle an der Schule wissen von uns.
Jeder einzelne von ihnen.

"Ist alles okay?", fragt mein Gegenüber leise.
Am liebsten will ich lachen, aber mir ist gerade zum Kotzen zumute. Ich erkenne mich selbst nicht wieder.
Wir haben das hier durchgezogen, ich habe Annabeth betrogen und jetzt stehe ich mitten in der Dämmerung auf einem beschissenen Festival.
Das schlimme ist nur, dass mein Herz wie wild poltert und meinen reuevollen Gedanken nicht ganz glauben will.
Tut mir es leid? Teilweise.
Mein Kopf bereut alles, will am liebsten in der Zeit zurückkehren und alles richtig drehen.
Aber mein Herz? Nein. Mein Herz sagt mir, dass es richtig war. Das ich mich richtig entschieden habe, denn obwohl ich etwas unverzeihbares getan habe, habe ich auch jemanden dabei gewonnen.
Ich habe Will gewonnen und wenn ich ihn so ansehe, spüre wie mein Herz warm wird und mein Magen vor Schmetterlingen anfängt zu schmerzen, dann weiß ich das er es wert war.

"Hätte schlechter laufen können.", gebe ich zurück, entlocke ihm ein Lachen.
Dieselben Worte hat er an mich verloren, aber ich bin mir nicht sicher, ob er deswegen lacht.
"Ich habe mich auch in dich verliebt, weißt du?", sagt er.
Seine Stimme ist dünn und ich habe das Gefühl, dass er unsicher ist, ob er mir das sagen sollte - aber selbst ich weiß es nicht. Zugegebenermaßen bin ich etwas überrumpelt.
"Von der ersten Sekunde an, als wir auf meinem Bett saßen. Da habe ich mich schon in dich verliebt."

Ich beiße mir auf die Lippen, sehe kurzzeitig auf den Boden, nur um wenig später wieder in seine warmen blauen Augen zu blicken.
"Gott, das war ein bisschen zu viel, oder?" Verlegen kratzt er sich am Nacken, lächelt etwas schüchtern zu mir.
Ein Lachen entflieht meiner Kehle und ich muss mich zurückhalten, um Will nicht sofort zu küssen. Er war süß. Sehr sogar.
"Nein, nein...gar nicht.", sage ich kopfschüttelnd. Will schnaubt auf, weiß ganz genau, dass ich ihn necke.

Aber dieses Mal habe ich nicht vor, ihn einfach so davonzulassen. Beinahe unauffällig schleiche ich näher an ihn.
"Es war perfekt.", füge ich leise hinzu.
Wills Augen leuchten in dem leichten Mondlicht auf, stieren mir mit einem faszinierenden Funkeln zu.
"Nichts ist perfekt.", antwortet Will keck, zieht mich am Nacken zu sich herunter.
Kurz bevor sich unsere Lippen treffen, verharren wir. Der Moment umhüllt uns beide völlig. Ich erkenne nur ihn, mich und den Mondschimmer in seiner Iris. Die Umgebung verschwimmt, mein Herz wird immer schwerer, immer voller und wärmer.

"Wenn nichts perfekt ist, dann erkläre mir das hier.", flüstere ich zurück, streiche vorsichtig einer seiner welligen Haarsträhnen hinter seinem Ohr.
Und in diesem Moment weiß ich nur, dass ich den Jungen vor mir liebe.
Denn alles andere ist mir egal.

- Ende -

Tja. Hiermit hat das Buch ein Ende gefunden.
Seid Tagen drehe und wende ich die möglichen weiteren Kapitel, aber egal welche Idee in meinem Kopf aufkommt -

Manchmal ist es das beste Dinge zu beenden, wenn sie am schönsten sind.

Und an diesem Satz habe ich mir ein Beispiel genommen.
Will und Nico haben ein Happy-End und ich denke auch, dass sie dieses Ende verdient haben.

Danksagungen werden im nächsten Kapitel ausgesagt!

Solangelo - Die SonnenfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt